Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Entscheidungen im Westen, Abwarten und Stillstand im Osten. Und wenn Julius Fröbels Theorie der Politik. Fröbel, Theorie der Politik als Ergebniß einer erneuten Prüfung demokratischer Der erste im Jahre 1861 erschienene Theil des vorliegenden Werkes, der Häufig verfällt übrigens der Verfasser, während er eine Einseitigkeit be¬ Entscheidungen im Westen, Abwarten und Stillstand im Osten. Und wenn Julius Fröbels Theorie der Politik. Fröbel, Theorie der Politik als Ergebniß einer erneuten Prüfung demokratischer Der erste im Jahre 1861 erschienene Theil des vorliegenden Werkes, der Häufig verfällt übrigens der Verfasser, während er eine Einseitigkeit be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189918"/> <p xml:id="ID_1024" prev="#ID_1023"> Entscheidungen im Westen, Abwarten und Stillstand im Osten. Und wenn<lb/> man Unsicheres wagen und die Zukunft voraussagen will, so darf man behaup¬<lb/> ten, daß der Westen sich zu einem freien Staate consolidiren und den freien<lb/> Ausfluß des Missisippi gewinnen, während der Norden nach englischem, der<lb/> Süden nach französischem Muster festere Staatsformen sich aneignen wird.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Julius Fröbels Theorie der Politik.</head><lb/> <p xml:id="ID_1025"> Fröbel, Theorie der Politik als Ergebniß einer erneuten Prüfung demokratischer<lb/> Lehrmeinungen. 2 Bände. Wien. Band 1, 1861, Band 2, 1864.</p><lb/> <p xml:id="ID_1026"> Der erste im Jahre 1861 erschienene Theil des vorliegenden Werkes, der<lb/> „die Forderungen der Gerechtigkeit und Freiheit im Staate" behandelt, ist be¬<lb/> reits so bekannt, daß es nicht nöthig erscheint, nochmals ausführlich über ihn<lb/> zu berichten. Diesem ersten Theile ist das Verdienst nicht abzusprechen, daß er,<lb/> wenn auch durch die consequente Anwendung des Zweckbcgriffes auf den Staat<lb/> wesentliche neue Ergebnisse nicht herbeigeführt sind, doch mit dazu beigetragen<lb/> hat, manche unklare Begriffe schärfer zu bestimmen, manche irrige Auffassung<lb/> zu berichtigen. Ein neues Princip der Staatswissenschaften, eine Umgestaltung<lb/> des constitutionellen Systems ist aus ihm nicht hervorgegangen; die könnte<lb/> nach unserer Ueberzeugung nur aus dem eingehenden Studium der Verhältnisse,<lb/> wie sie sich in den einzelnen Verfassungsstaaten gestaltet haben, sich ergeben.<lb/> Eine Schematisirung. wie sie der Herr Verfasser mit Vorliebe in Anwendung<lb/> bringt, wirkt nur in sofern fördernd, als sie anregt und geläufige und festge¬<lb/> wurzelte, oft aber mit Einseitigkeiten und Unklarheiten behaftete Begnffe in<lb/> Fluß bringt; neue Grundlagen der Staatswissenschaften werden dadurch nicht<lb/> geschaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1027" next="#ID_1028"> Häufig verfällt übrigens der Verfasser, während er eine Einseitigkeit be¬<lb/> kämpft, in eine andere. Wir verweisen zum Belege für diese Behauptung auf<lb/> das Schema für die Organisation des Staates in seiner gedankenmäßigen Voll¬<lb/> endung. (S. 201 f.) Dies Schema enthält die Organe des Staates, wie sie<lb/> in jedem Verfassungsstaate vorkommen. Das Neue daran ist besonders die<lb/> Anordnung nach den Staatsschichten der hohen und niedern Politik. Wenn<lb/> in dieser Anordnung die Zweige der Gesetzgebung, Oberhaus und Unterhaus,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0294]
Entscheidungen im Westen, Abwarten und Stillstand im Osten. Und wenn
man Unsicheres wagen und die Zukunft voraussagen will, so darf man behaup¬
ten, daß der Westen sich zu einem freien Staate consolidiren und den freien
Ausfluß des Missisippi gewinnen, während der Norden nach englischem, der
Süden nach französischem Muster festere Staatsformen sich aneignen wird.
Julius Fröbels Theorie der Politik.
Fröbel, Theorie der Politik als Ergebniß einer erneuten Prüfung demokratischer
Lehrmeinungen. 2 Bände. Wien. Band 1, 1861, Band 2, 1864.
Der erste im Jahre 1861 erschienene Theil des vorliegenden Werkes, der
„die Forderungen der Gerechtigkeit und Freiheit im Staate" behandelt, ist be¬
reits so bekannt, daß es nicht nöthig erscheint, nochmals ausführlich über ihn
zu berichten. Diesem ersten Theile ist das Verdienst nicht abzusprechen, daß er,
wenn auch durch die consequente Anwendung des Zweckbcgriffes auf den Staat
wesentliche neue Ergebnisse nicht herbeigeführt sind, doch mit dazu beigetragen
hat, manche unklare Begriffe schärfer zu bestimmen, manche irrige Auffassung
zu berichtigen. Ein neues Princip der Staatswissenschaften, eine Umgestaltung
des constitutionellen Systems ist aus ihm nicht hervorgegangen; die könnte
nach unserer Ueberzeugung nur aus dem eingehenden Studium der Verhältnisse,
wie sie sich in den einzelnen Verfassungsstaaten gestaltet haben, sich ergeben.
Eine Schematisirung. wie sie der Herr Verfasser mit Vorliebe in Anwendung
bringt, wirkt nur in sofern fördernd, als sie anregt und geläufige und festge¬
wurzelte, oft aber mit Einseitigkeiten und Unklarheiten behaftete Begnffe in
Fluß bringt; neue Grundlagen der Staatswissenschaften werden dadurch nicht
geschaffen.
Häufig verfällt übrigens der Verfasser, während er eine Einseitigkeit be¬
kämpft, in eine andere. Wir verweisen zum Belege für diese Behauptung auf
das Schema für die Organisation des Staates in seiner gedankenmäßigen Voll¬
endung. (S. 201 f.) Dies Schema enthält die Organe des Staates, wie sie
in jedem Verfassungsstaate vorkommen. Das Neue daran ist besonders die
Anordnung nach den Staatsschichten der hohen und niedern Politik. Wenn
in dieser Anordnung die Zweige der Gesetzgebung, Oberhaus und Unterhaus,
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