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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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weiten Becher benetzt, ging sie wieder, wie sie gekommen war. Nun ver¬
anlaßte Mgusfas Vertrauter den Kamravirona und mehre Beamte, näher an
ihn heranzutreten, worauf er ihnen mit leiser Stimme Mittheilungen machte
und sich dann entfernte. Seine Offenbarungen schienen ungünstig zu sein;
denn wir gingen unverweilt nach unsern Booten und kehrten in unsre Quar¬
tiere zurück."

Die größte aller Ceremonien am Hofe Ugandas ist selbstverständlich die
Krönung. Der auf die obenangeführte Weise erwählte Prinz sucht um Gunst
bei den Nachbarfürsten nach und bittet in der Regel um eine ihrer Töchter zur
Frau, bisweilen auch um ein anderes Zeichen ihrer Anerkennung. Dann macht
die Jlmas (Nabelschnurabschneiderin) ihre Wallfahrt zum Grabe des letztver-
storbenen Königs, um an den dort gepflanzten Bäumen zu erkunden, welches
Geschick den neuen Herrscher erwartet. Befiehlt das Orakel dem König, Krieg
zu führen, so geht gewöhnlich der erste Marsch des Heeres nach Kittara, der
zweite nach Usoga. Die Meinung des Mgussa-Priesters auf der Insel des
Nyanza wird gleichfalls gehört, in welcher Weise aber hat Speke nicht in Er¬
fahrung bringen können, da Mittheilungen über Staatsangelegenheiten als vom
Gesetz mit Strafe bedroht nur spärlich gemacht wurden.

Sind diese Präliminarien geordnet, so findet die Einführung des Königs
in seine Würde statt, die Königin-Mutter verliert allen Einfluß, die Brüder
des Königs werden verbrannt, und letzterer ist nun in aller Form alleiniger
Beherrscher von Uganda. Mtesa war noch im Uebergang zur Alleinherrschaft.
Daher die Bedeutung, welche seine Mutter für Speke hatte.




Volksbranch und Aberglaube im Erzgebirge.
2.

Geister und Gespenster fangen auch im obersten Gebirg an auszusterben.
Noch solls bei den Sandgruben zwischen Buchholz und Schlettau spuken, und
noch meinen Einige, daß es in dem sogenannten Saubade bei Scheibcnberg
nicht recht geheuer ist. In der Nähe des einen und des andern Bergwerks
will man zu gewissen Zeiten ein unheimliches Lichtchen sehen. In der Zschopau
wohnt ein Nix. der jährlich sein Opfer fordert, auf dem Greifenstein bei Geier


weiten Becher benetzt, ging sie wieder, wie sie gekommen war. Nun ver¬
anlaßte Mgusfas Vertrauter den Kamravirona und mehre Beamte, näher an
ihn heranzutreten, worauf er ihnen mit leiser Stimme Mittheilungen machte
und sich dann entfernte. Seine Offenbarungen schienen ungünstig zu sein;
denn wir gingen unverweilt nach unsern Booten und kehrten in unsre Quar¬
tiere zurück."

Die größte aller Ceremonien am Hofe Ugandas ist selbstverständlich die
Krönung. Der auf die obenangeführte Weise erwählte Prinz sucht um Gunst
bei den Nachbarfürsten nach und bittet in der Regel um eine ihrer Töchter zur
Frau, bisweilen auch um ein anderes Zeichen ihrer Anerkennung. Dann macht
die Jlmas (Nabelschnurabschneiderin) ihre Wallfahrt zum Grabe des letztver-
storbenen Königs, um an den dort gepflanzten Bäumen zu erkunden, welches
Geschick den neuen Herrscher erwartet. Befiehlt das Orakel dem König, Krieg
zu führen, so geht gewöhnlich der erste Marsch des Heeres nach Kittara, der
zweite nach Usoga. Die Meinung des Mgussa-Priesters auf der Insel des
Nyanza wird gleichfalls gehört, in welcher Weise aber hat Speke nicht in Er¬
fahrung bringen können, da Mittheilungen über Staatsangelegenheiten als vom
Gesetz mit Strafe bedroht nur spärlich gemacht wurden.

Sind diese Präliminarien geordnet, so findet die Einführung des Königs
in seine Würde statt, die Königin-Mutter verliert allen Einfluß, die Brüder
des Königs werden verbrannt, und letzterer ist nun in aller Form alleiniger
Beherrscher von Uganda. Mtesa war noch im Uebergang zur Alleinherrschaft.
Daher die Bedeutung, welche seine Mutter für Speke hatte.




Volksbranch und Aberglaube im Erzgebirge.
2.

Geister und Gespenster fangen auch im obersten Gebirg an auszusterben.
Noch solls bei den Sandgruben zwischen Buchholz und Schlettau spuken, und
noch meinen Einige, daß es in dem sogenannten Saubade bei Scheibcnberg
nicht recht geheuer ist. In der Nähe des einen und des andern Bergwerks
will man zu gewissen Zeiten ein unheimliches Lichtchen sehen. In der Zschopau
wohnt ein Nix. der jährlich sein Opfer fordert, auf dem Greifenstein bei Geier


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[0396] weiten Becher benetzt, ging sie wieder, wie sie gekommen war. Nun ver¬ anlaßte Mgusfas Vertrauter den Kamravirona und mehre Beamte, näher an ihn heranzutreten, worauf er ihnen mit leiser Stimme Mittheilungen machte und sich dann entfernte. Seine Offenbarungen schienen ungünstig zu sein; denn wir gingen unverweilt nach unsern Booten und kehrten in unsre Quar¬ tiere zurück." Die größte aller Ceremonien am Hofe Ugandas ist selbstverständlich die Krönung. Der auf die obenangeführte Weise erwählte Prinz sucht um Gunst bei den Nachbarfürsten nach und bittet in der Regel um eine ihrer Töchter zur Frau, bisweilen auch um ein anderes Zeichen ihrer Anerkennung. Dann macht die Jlmas (Nabelschnurabschneiderin) ihre Wallfahrt zum Grabe des letztver- storbenen Königs, um an den dort gepflanzten Bäumen zu erkunden, welches Geschick den neuen Herrscher erwartet. Befiehlt das Orakel dem König, Krieg zu führen, so geht gewöhnlich der erste Marsch des Heeres nach Kittara, der zweite nach Usoga. Die Meinung des Mgussa-Priesters auf der Insel des Nyanza wird gleichfalls gehört, in welcher Weise aber hat Speke nicht in Er¬ fahrung bringen können, da Mittheilungen über Staatsangelegenheiten als vom Gesetz mit Strafe bedroht nur spärlich gemacht wurden. Sind diese Präliminarien geordnet, so findet die Einführung des Königs in seine Würde statt, die Königin-Mutter verliert allen Einfluß, die Brüder des Königs werden verbrannt, und letzterer ist nun in aller Form alleiniger Beherrscher von Uganda. Mtesa war noch im Uebergang zur Alleinherrschaft. Daher die Bedeutung, welche seine Mutter für Speke hatte. Volksbranch und Aberglaube im Erzgebirge. 2. Geister und Gespenster fangen auch im obersten Gebirg an auszusterben. Noch solls bei den Sandgruben zwischen Buchholz und Schlettau spuken, und noch meinen Einige, daß es in dem sogenannten Saubade bei Scheibcnberg nicht recht geheuer ist. In der Nähe des einen und des andern Bergwerks will man zu gewissen Zeiten ein unheimliches Lichtchen sehen. In der Zschopau wohnt ein Nix. der jährlich sein Opfer fordert, auf dem Greifenstein bei Geier

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/396>, abgerufen am 28.09.2024.