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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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und den Charakter der Evangelien festgestellt hat, den Lesern dieser Blätter
mitzutheilen, woran sich dann eine Uebersicht über die für die Geschichte
Jesu und die erste Entwicklung der christlichen Kirche gewonnenen Resultate
reihen soll.




Die dänischen Trophäen in Wien.

Wer würde es wohl den Wienern verübeln, daß sie über ihre anfänglichen
Erfolge in Schleswig hoch aufjubelten und ein wenig in das große Horn stießen?
Hatten sie doch seit den ruhmreichen Tagen Nadetzkys nur eine selten unter¬
brochene Reihe von Niederlagen ^ sowohl auf dem Schlachtfelde, als auf dein
Tische der Diplomaten und vor der Rednerbühne der Landtage erlitten. Monte-
bello, Magenta, Palestro und Svlferino, das trotzige Zurückweisen der sclnncr-
lingschen Versöhnungsversuche in Ungarn und Kroatien, das höhnende Nessuno
aus Jstrien und Dalmatien, das Ausbleiben der Czechen aus den wichtigsten
Verhandlungen des Reichstages und vieles Andere war unseren Gutgesinnten
ärgerlich und bitter gewesen und hatte ihren Rücken gebeugt. Endlich wurde ein
Erfolg errungen! Man jubelte und übersah, daß durch diesen Erfolg die alte
Scharte noch keineswegs ausgewetzt, geschweige irgendein Leiden deS Staates
beseitigt worden war. und daß man diesen Erfolg über einen zwar muthigen,
aber in Wahrheit doch nur armseligen und der Wehrkraft, welche Oestreich ent¬
falten kann, gar nicht gewachsenen Gegner erfochten hatte. Es soll damit die
Tapferkeit, mit welcher die sogenannte eiserne Brigade (auch diese Benennung
ist ein Selbstlob) am KönigSberge, sowie Hessen und Belgien-Infanterie
bei Ocversee und Beile gefochten oder nach unserem bezeichnenden Lieblings-
ausdrücke "sich gerauft" haben, keineswegs in Abrede gestellt werden. Denn
i" der That hatten es die östreichischen Truppen in allen diesen Gefechten immer
mit der Mehrzahl zu thun und erlitten darum ganz unverhältnißmäßige Verluste.
Aber daß solches geschah, daran waren eben nur die Grundregeln der alther¬
gebrachten und nur etwa von Radetzky und einigen andern Heerführern bei
Seite geworfenen östreichischen Taktik schuld, nach welcher immer nur eine mehr
oder minder schwache Abtheilung an den Feind geschickt, alles Uebnge aber


und den Charakter der Evangelien festgestellt hat, den Lesern dieser Blätter
mitzutheilen, woran sich dann eine Uebersicht über die für die Geschichte
Jesu und die erste Entwicklung der christlichen Kirche gewonnenen Resultate
reihen soll.




Die dänischen Trophäen in Wien.

Wer würde es wohl den Wienern verübeln, daß sie über ihre anfänglichen
Erfolge in Schleswig hoch aufjubelten und ein wenig in das große Horn stießen?
Hatten sie doch seit den ruhmreichen Tagen Nadetzkys nur eine selten unter¬
brochene Reihe von Niederlagen ^ sowohl auf dem Schlachtfelde, als auf dein
Tische der Diplomaten und vor der Rednerbühne der Landtage erlitten. Monte-
bello, Magenta, Palestro und Svlferino, das trotzige Zurückweisen der sclnncr-
lingschen Versöhnungsversuche in Ungarn und Kroatien, das höhnende Nessuno
aus Jstrien und Dalmatien, das Ausbleiben der Czechen aus den wichtigsten
Verhandlungen des Reichstages und vieles Andere war unseren Gutgesinnten
ärgerlich und bitter gewesen und hatte ihren Rücken gebeugt. Endlich wurde ein
Erfolg errungen! Man jubelte und übersah, daß durch diesen Erfolg die alte
Scharte noch keineswegs ausgewetzt, geschweige irgendein Leiden deS Staates
beseitigt worden war. und daß man diesen Erfolg über einen zwar muthigen,
aber in Wahrheit doch nur armseligen und der Wehrkraft, welche Oestreich ent¬
falten kann, gar nicht gewachsenen Gegner erfochten hatte. Es soll damit die
Tapferkeit, mit welcher die sogenannte eiserne Brigade (auch diese Benennung
ist ein Selbstlob) am KönigSberge, sowie Hessen und Belgien-Infanterie
bei Ocversee und Beile gefochten oder nach unserem bezeichnenden Lieblings-
ausdrücke „sich gerauft" haben, keineswegs in Abrede gestellt werden. Denn
i» der That hatten es die östreichischen Truppen in allen diesen Gefechten immer
mit der Mehrzahl zu thun und erlitten darum ganz unverhältnißmäßige Verluste.
Aber daß solches geschah, daran waren eben nur die Grundregeln der alther¬
gebrachten und nur etwa von Radetzky und einigen andern Heerführern bei
Seite geworfenen östreichischen Taktik schuld, nach welcher immer nur eine mehr
oder minder schwache Abtheilung an den Feind geschickt, alles Uebnge aber


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[0237] und den Charakter der Evangelien festgestellt hat, den Lesern dieser Blätter mitzutheilen, woran sich dann eine Uebersicht über die für die Geschichte Jesu und die erste Entwicklung der christlichen Kirche gewonnenen Resultate reihen soll. Die dänischen Trophäen in Wien. Wer würde es wohl den Wienern verübeln, daß sie über ihre anfänglichen Erfolge in Schleswig hoch aufjubelten und ein wenig in das große Horn stießen? Hatten sie doch seit den ruhmreichen Tagen Nadetzkys nur eine selten unter¬ brochene Reihe von Niederlagen ^ sowohl auf dem Schlachtfelde, als auf dein Tische der Diplomaten und vor der Rednerbühne der Landtage erlitten. Monte- bello, Magenta, Palestro und Svlferino, das trotzige Zurückweisen der sclnncr- lingschen Versöhnungsversuche in Ungarn und Kroatien, das höhnende Nessuno aus Jstrien und Dalmatien, das Ausbleiben der Czechen aus den wichtigsten Verhandlungen des Reichstages und vieles Andere war unseren Gutgesinnten ärgerlich und bitter gewesen und hatte ihren Rücken gebeugt. Endlich wurde ein Erfolg errungen! Man jubelte und übersah, daß durch diesen Erfolg die alte Scharte noch keineswegs ausgewetzt, geschweige irgendein Leiden deS Staates beseitigt worden war. und daß man diesen Erfolg über einen zwar muthigen, aber in Wahrheit doch nur armseligen und der Wehrkraft, welche Oestreich ent¬ falten kann, gar nicht gewachsenen Gegner erfochten hatte. Es soll damit die Tapferkeit, mit welcher die sogenannte eiserne Brigade (auch diese Benennung ist ein Selbstlob) am KönigSberge, sowie Hessen und Belgien-Infanterie bei Ocversee und Beile gefochten oder nach unserem bezeichnenden Lieblings- ausdrücke „sich gerauft" haben, keineswegs in Abrede gestellt werden. Denn i» der That hatten es die östreichischen Truppen in allen diesen Gefechten immer mit der Mehrzahl zu thun und erlitten darum ganz unverhältnißmäßige Verluste. Aber daß solches geschah, daran waren eben nur die Grundregeln der alther¬ gebrachten und nur etwa von Radetzky und einigen andern Heerführern bei Seite geworfenen östreichischen Taktik schuld, nach welcher immer nur eine mehr oder minder schwache Abtheilung an den Feind geschickt, alles Uebnge aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/237>, abgerufen am 03.07.2024.