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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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Häuffers deutsche Geschichte in ihrer neuen Gestalt.

Ludwig Hauffer, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrich des Großen bis zur Grün¬
dung des deutschen Bundes, Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage.
Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. (K. Reimer) 1801--63.

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage des häusserschen Werkes haben die
auf Erforschung der Geschichte des Revolutionszeitalters gerichteten Studien
rasche und bedeutende Fortschritte gemacht. Besonders die ausgedehnte Be¬
nutzung des preußischen Staatsarchivs hat ein ganz neues Licht über Verhält¬
nisse verbreitet, die bis dahin theils völlig unbekannt, theils bis ins sagen¬
hafte entstellt waren. Vor Allem verdient hier die zweite Auflage von Sybels
Geschichte des Revolutionszcitalters Erwähnung, die eine Reihe der wichtigsten
Thatsachen als unerschütterliche Resultate der Quellenforschung festgestellt hat.
Die Ansichten Sybels über die Entstehung des Nevolutionsl'rieges sowie über
den Einfluß, den das, wenn auch unbeabsichtigte Zusammenwirken der revolu¬
tionären französischen Propaganda mit den nicht minder revolutionären Er-
vbcrungspläncn der Kaiserin Katharina auf den Bestand des europäischen
Staatensystems ausgeübt hat, sind in ihren wesentlichen Zügen vor jeder
Widerlegung gesichert. Ebenso läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß ein er¬
neutes und erweitertes Quellenstudium auch Sybels Darstellung von dem
zwischen Preußen und Oestreich vom reichenbacher Congresse bis zum,baseler
Frieden obwaltenden Verhältnissen in allen Hauptpunkten lediglich bestätigen
wird. Wir können in Bezug auf diese Periode die erneute Quellenforschung
Häussers als eine Revision der sybelschen Studien ansehen. Auch Hauffer hat,
und zwar für den ganzen Umfang seines Werkes in dieser neuen Auflage, außer
einigen andern Quellen, die Schätze des berliner Archives aufs Gründlichste
und, wie wir glauben, erschöpfend benutzt. Wie sich voraussetzen läßt, stimmen
die Resultate der Forschungen beider ausgezeichneten Geschichtsschreiber, wo sie
dieselben Gegenstände behandeln, wesentlich überein, ein Beweis, daß wir die
Kenntniß der von ihnen gemeinschaftlich behandelten Periode im Großen und
Ganzen als abgeschlossen betrachten können, ohne erwarten zu müssen, daß eine
etwaige Oeffnung der wiener Archive irgendwie die von ihnen gewonnenen
Resultate umzugestalten geeignet sein würde. Daß bei der Uebereinstimmung
im Allgemeinen die Ausfassungen der beiden Historiker in einzelnen Punkten


Grenzboten IV. 1863. 51
Häuffers deutsche Geschichte in ihrer neuen Gestalt.

Ludwig Hauffer, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrich des Großen bis zur Grün¬
dung des deutschen Bundes, Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage.
Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. (K. Reimer) 1801—63.

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage des häusserschen Werkes haben die
auf Erforschung der Geschichte des Revolutionszeitalters gerichteten Studien
rasche und bedeutende Fortschritte gemacht. Besonders die ausgedehnte Be¬
nutzung des preußischen Staatsarchivs hat ein ganz neues Licht über Verhält¬
nisse verbreitet, die bis dahin theils völlig unbekannt, theils bis ins sagen¬
hafte entstellt waren. Vor Allem verdient hier die zweite Auflage von Sybels
Geschichte des Revolutionszcitalters Erwähnung, die eine Reihe der wichtigsten
Thatsachen als unerschütterliche Resultate der Quellenforschung festgestellt hat.
Die Ansichten Sybels über die Entstehung des Nevolutionsl'rieges sowie über
den Einfluß, den das, wenn auch unbeabsichtigte Zusammenwirken der revolu¬
tionären französischen Propaganda mit den nicht minder revolutionären Er-
vbcrungspläncn der Kaiserin Katharina auf den Bestand des europäischen
Staatensystems ausgeübt hat, sind in ihren wesentlichen Zügen vor jeder
Widerlegung gesichert. Ebenso läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß ein er¬
neutes und erweitertes Quellenstudium auch Sybels Darstellung von dem
zwischen Preußen und Oestreich vom reichenbacher Congresse bis zum,baseler
Frieden obwaltenden Verhältnissen in allen Hauptpunkten lediglich bestätigen
wird. Wir können in Bezug auf diese Periode die erneute Quellenforschung
Häussers als eine Revision der sybelschen Studien ansehen. Auch Hauffer hat,
und zwar für den ganzen Umfang seines Werkes in dieser neuen Auflage, außer
einigen andern Quellen, die Schätze des berliner Archives aufs Gründlichste
und, wie wir glauben, erschöpfend benutzt. Wie sich voraussetzen läßt, stimmen
die Resultate der Forschungen beider ausgezeichneten Geschichtsschreiber, wo sie
dieselben Gegenstände behandeln, wesentlich überein, ein Beweis, daß wir die
Kenntniß der von ihnen gemeinschaftlich behandelten Periode im Großen und
Ganzen als abgeschlossen betrachten können, ohne erwarten zu müssen, daß eine
etwaige Oeffnung der wiener Archive irgendwie die von ihnen gewonnenen
Resultate umzugestalten geeignet sein würde. Daß bei der Uebereinstimmung
im Allgemeinen die Ausfassungen der beiden Historiker in einzelnen Punkten


Grenzboten IV. 1863. 51
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[0409] Häuffers deutsche Geschichte in ihrer neuen Gestalt. Ludwig Hauffer, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrich des Großen bis zur Grün¬ dung des deutschen Bundes, Dritte sehr veränderte und vermehrte Auflage. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. (K. Reimer) 1801—63. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage des häusserschen Werkes haben die auf Erforschung der Geschichte des Revolutionszeitalters gerichteten Studien rasche und bedeutende Fortschritte gemacht. Besonders die ausgedehnte Be¬ nutzung des preußischen Staatsarchivs hat ein ganz neues Licht über Verhält¬ nisse verbreitet, die bis dahin theils völlig unbekannt, theils bis ins sagen¬ hafte entstellt waren. Vor Allem verdient hier die zweite Auflage von Sybels Geschichte des Revolutionszcitalters Erwähnung, die eine Reihe der wichtigsten Thatsachen als unerschütterliche Resultate der Quellenforschung festgestellt hat. Die Ansichten Sybels über die Entstehung des Nevolutionsl'rieges sowie über den Einfluß, den das, wenn auch unbeabsichtigte Zusammenwirken der revolu¬ tionären französischen Propaganda mit den nicht minder revolutionären Er- vbcrungspläncn der Kaiserin Katharina auf den Bestand des europäischen Staatensystems ausgeübt hat, sind in ihren wesentlichen Zügen vor jeder Widerlegung gesichert. Ebenso läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß ein er¬ neutes und erweitertes Quellenstudium auch Sybels Darstellung von dem zwischen Preußen und Oestreich vom reichenbacher Congresse bis zum,baseler Frieden obwaltenden Verhältnissen in allen Hauptpunkten lediglich bestätigen wird. Wir können in Bezug auf diese Periode die erneute Quellenforschung Häussers als eine Revision der sybelschen Studien ansehen. Auch Hauffer hat, und zwar für den ganzen Umfang seines Werkes in dieser neuen Auflage, außer einigen andern Quellen, die Schätze des berliner Archives aufs Gründlichste und, wie wir glauben, erschöpfend benutzt. Wie sich voraussetzen läßt, stimmen die Resultate der Forschungen beider ausgezeichneten Geschichtsschreiber, wo sie dieselben Gegenstände behandeln, wesentlich überein, ein Beweis, daß wir die Kenntniß der von ihnen gemeinschaftlich behandelten Periode im Großen und Ganzen als abgeschlossen betrachten können, ohne erwarten zu müssen, daß eine etwaige Oeffnung der wiener Archive irgendwie die von ihnen gewonnenen Resultate umzugestalten geeignet sein würde. Daß bei der Uebereinstimmung im Allgemeinen die Ausfassungen der beiden Historiker in einzelnen Punkten Grenzboten IV. 1863. 51

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/409>, abgerufen am 15.01.2025.