Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.laubniß des heiligen apostolischen Stuhles oder nach Ablauf dieses Termins Die Adreßdebatte im preußischen Abgeordnetenhause. Selten mag einem repräsentativen Körpe^ das Glück begegnen, Gegenstand sol¬ 60*
laubniß des heiligen apostolischen Stuhles oder nach Ablauf dieses Termins Die Adreßdebatte im preußischen Abgeordnetenhause. Selten mag einem repräsentativen Körpe^ das Glück begegnen, Gegenstand sol¬ 60*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114263"/> <p xml:id="ID_1552" prev="#ID_1551"> laubniß des heiligen apostolischen Stuhles oder nach Ablauf dieses Termins<lb/> ohne Erlaubnis; des hochwürdigen Jesuitengenerals in keine religiöse Genossen¬<lb/> schaft oder regelmäßige Kongregation eintreten, noch auch in einer derselben<lb/> Profeß ablegen will. Wenn ich aber mit vorbemerkter Erlaubniß in einen<lb/> Orden eingetreten sein werde, will ich sofort in mein Vaterland zurückkehren,<lb/> um mich der Seelsorge zu widmen. So wahr mir Gott helfe und diese hei¬<lb/> ligen Evangelien Gottes!"</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Adreßdebatte im preußischen Abgeordnetenhause.</head><lb/> <p xml:id="ID_1553" next="#ID_1554"> Selten mag einem repräsentativen Körpe^ das Glück begegnen, Gegenstand sol¬<lb/> cher Aufmerksamkeit, solcher gespannter Erwartungen zu sein, als dies bei dem auf<lb/> den 19. Mai zusammenberufenen preußischen Abgeordnetenhause der Fall war. Frei¬<lb/> lich waren die Gefühle, Hoffnungen und Befürchtungen, mit denen man auf dasselbe<lb/> blickte, nicht nur nach den politischen Standpunkten sehr verschiedene, sondern sogar selbst<lb/> innerhalb derselben Partei, ja innerhalb desselben Individuums sehr gemischt. Wohl hatte<lb/> das Resultat der Wahlen etwas freudig Erhebendes, wohl mochte es unwiberleglichcs Zeug¬<lb/> niß davon ablegen, daß Preußen sich aus der Periode büreaukratischer Bevormundung<lb/> erhoben habe, und, was fast gleich schwer wog, daß in Preuße» im Großen und Ganzen ein<lb/> Beamlcnstcnid lebe, der, wie er früher das Entbehren einer Verfassung erträglicher machte,<lb/> in Zukunft eines der stärksten Bollwerke der Verfassung sein wird; allein wer andrer¬<lb/> seits die Einseitigkeit der bei den Wahlen geltend gemachten politischen Gesichts¬<lb/> punkte betrachtete, den Uebermuth, mit dem man bewährte politische und patrio¬<lb/> tische Vorkämpfer von den Wahlen ausschloß, als wären sie in Preußen so billig<lb/> wie die Brombeeren, die Unklarheit der Parteibildungen, der konnte es zu einer<lb/> reinen Freude über den Sieg der liberalen Sache nicht recht bringen, der wurde<lb/> sich der Schwierigkeiten, die nun erst beginnen sollten, mit voller Umsicht bewußt.<lb/> Aber in dem einen Gefühle freilich waren Alle einig, daß hier vor ihren Augen<lb/> ein wichtiges Stück Geschichte sich entwickelte; und dieses Gefühl war vornehmlich<lb/> auch in dem außerprcußischen Deutschland mächtig. Dessen konnte man zumal<lb/> in Sachsen sich so recht bewußt werden. Durch einen eigenthümlichen Zufall waren<lb/> auch die sächsischen Kammer» auf den l9. Mai zusammenberufen worden, und nicht<lb/> häufig i» der Geschichte dieser Versammlung war eine solche wichtige, in das materielle<lb/> Leben des Volkes so tief eingreifende Vorlage zu registriren gewesen, wie die dies¬<lb/> malige: der Handelsvertrag mit Frankreich. Und dennoch, trotz der gedeihlichen<lb/> dreißigjährigen constitutionelle» Entwickelung, aus welche sich viele Leute in Sachsen<lb/> so viel zu Gute thun, können wir zuversichtlich behaupten, daß von Herrn von<lb/> Beust angefangen bis zu den letzten Kreisen herab, wo noch politisches Bewußtsein<lb/> vorhanden ist, ja. wir hoffen, selbst wenige Landtagsabgeordnete ausgenommen,<lb/> alles in Sachsen fein vorwiegendes Interesse dem preußischen Landtage zuwendete.<lb/> Die Einen hatten bezüglich des sächsischen Landtags wohl ihre Freude daran, wie<lb/> geschickt auch hier wieder ihr geliebter Herr von Beust operirt hatte, die Anderen<lb/> konnten sich eines ironische» Behagens nicht erwehren, von der Stärke der realen<lb/> Verhältnisse die kleinen politischen Velleitäten so hinweggefegt zu sehen, und ließen<lb/> mit zufriedenen Lächeln gewähren, die politische Seite des Vertrags geschäftig abzu¬<lb/> leugnen; aber im Ganzen hatte ja Jeder das Bewußtsein, daß die Sache durch den<lb/> Willen Preußens und die Macht der Verhältnisse entschieden sei und dies gewährte<lb/> die einzige Beruhigung gegenüber einer Zusammensetzung der Kammern, welche nur<lb/> äußerst wenige Leute zu sachgemäßer Bearbeitung der Vorlage darbot. Rücksicht¬<lb/> lich der preußischen Kammern aber hatte fast Alles den unmittelbaren Eindruck</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 60*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
laubniß des heiligen apostolischen Stuhles oder nach Ablauf dieses Termins
ohne Erlaubnis; des hochwürdigen Jesuitengenerals in keine religiöse Genossen¬
schaft oder regelmäßige Kongregation eintreten, noch auch in einer derselben
Profeß ablegen will. Wenn ich aber mit vorbemerkter Erlaubniß in einen
Orden eingetreten sein werde, will ich sofort in mein Vaterland zurückkehren,
um mich der Seelsorge zu widmen. So wahr mir Gott helfe und diese hei¬
ligen Evangelien Gottes!"
Die Adreßdebatte im preußischen Abgeordnetenhause.
Selten mag einem repräsentativen Körpe^ das Glück begegnen, Gegenstand sol¬
cher Aufmerksamkeit, solcher gespannter Erwartungen zu sein, als dies bei dem auf
den 19. Mai zusammenberufenen preußischen Abgeordnetenhause der Fall war. Frei¬
lich waren die Gefühle, Hoffnungen und Befürchtungen, mit denen man auf dasselbe
blickte, nicht nur nach den politischen Standpunkten sehr verschiedene, sondern sogar selbst
innerhalb derselben Partei, ja innerhalb desselben Individuums sehr gemischt. Wohl hatte
das Resultat der Wahlen etwas freudig Erhebendes, wohl mochte es unwiberleglichcs Zeug¬
niß davon ablegen, daß Preußen sich aus der Periode büreaukratischer Bevormundung
erhoben habe, und, was fast gleich schwer wog, daß in Preuße» im Großen und Ganzen ein
Beamlcnstcnid lebe, der, wie er früher das Entbehren einer Verfassung erträglicher machte,
in Zukunft eines der stärksten Bollwerke der Verfassung sein wird; allein wer andrer¬
seits die Einseitigkeit der bei den Wahlen geltend gemachten politischen Gesichts¬
punkte betrachtete, den Uebermuth, mit dem man bewährte politische und patrio¬
tische Vorkämpfer von den Wahlen ausschloß, als wären sie in Preußen so billig
wie die Brombeeren, die Unklarheit der Parteibildungen, der konnte es zu einer
reinen Freude über den Sieg der liberalen Sache nicht recht bringen, der wurde
sich der Schwierigkeiten, die nun erst beginnen sollten, mit voller Umsicht bewußt.
Aber in dem einen Gefühle freilich waren Alle einig, daß hier vor ihren Augen
ein wichtiges Stück Geschichte sich entwickelte; und dieses Gefühl war vornehmlich
auch in dem außerprcußischen Deutschland mächtig. Dessen konnte man zumal
in Sachsen sich so recht bewußt werden. Durch einen eigenthümlichen Zufall waren
auch die sächsischen Kammer» auf den l9. Mai zusammenberufen worden, und nicht
häufig i» der Geschichte dieser Versammlung war eine solche wichtige, in das materielle
Leben des Volkes so tief eingreifende Vorlage zu registriren gewesen, wie die dies¬
malige: der Handelsvertrag mit Frankreich. Und dennoch, trotz der gedeihlichen
dreißigjährigen constitutionelle» Entwickelung, aus welche sich viele Leute in Sachsen
so viel zu Gute thun, können wir zuversichtlich behaupten, daß von Herrn von
Beust angefangen bis zu den letzten Kreisen herab, wo noch politisches Bewußtsein
vorhanden ist, ja. wir hoffen, selbst wenige Landtagsabgeordnete ausgenommen,
alles in Sachsen fein vorwiegendes Interesse dem preußischen Landtage zuwendete.
Die Einen hatten bezüglich des sächsischen Landtags wohl ihre Freude daran, wie
geschickt auch hier wieder ihr geliebter Herr von Beust operirt hatte, die Anderen
konnten sich eines ironische» Behagens nicht erwehren, von der Stärke der realen
Verhältnisse die kleinen politischen Velleitäten so hinweggefegt zu sehen, und ließen
mit zufriedenen Lächeln gewähren, die politische Seite des Vertrags geschäftig abzu¬
leugnen; aber im Ganzen hatte ja Jeder das Bewußtsein, daß die Sache durch den
Willen Preußens und die Macht der Verhältnisse entschieden sei und dies gewährte
die einzige Beruhigung gegenüber einer Zusammensetzung der Kammern, welche nur
äußerst wenige Leute zu sachgemäßer Bearbeitung der Vorlage darbot. Rücksicht¬
lich der preußischen Kammern aber hatte fast Alles den unmittelbaren Eindruck
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