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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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fortdauernder Ablagerungen an Flußmündungen u. tgi., differiren nicht selten
um Dreißigtausende von Jahren. Es ist nicht ganz unmöglich, daß von den
alten Mittelpunkten der Cultur entfernt liegende Striche Europa's zu einer Zeit,
noch jetzt ausgestorbene Thierarten lebend enthielten, aus der wenigstens sagen¬
hafte Ueberlieferungen auf uns gekommen sind. Das Eine aber ist sicher: das
Alter des Menschengeschlechts ist ein weit höheres, als man bis auf die jüngste
Vergangenheit anzunehmen geneigt war. Auch die mäßigste Schätzung muß
zugeben, daß der Zeitraum, durch welchen die beglaubigte Geschichte .zurückreicht,
nur ein kleiner, ein sehr kleiner Theil desjenigen sein kann, der seit der Dilu-
w. vialzeit bis heute verstrichen ist.




Bilder aus der russischen Gesellschaft.
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Essen und Trinken. -- Oeffentliche Wirthschaften und geschlossene Gesellschaften.

Die wohlhabenden und vornehmen Russen haben im Wesentlichen die fran¬
zösische Küche adoptirt, indeß werden damit gewisse Gerichte der nationalen
verbunden, die bei den Mitteln und untern Klassen natürlich den Tisch allein
beherrschen. Gleich den Engländern genießen die Russen fast bei jeder Mahl¬
zeit Kartoffeln, entweder einfach gekocht oder gebraten oder mit Petersilie und
Butter. Der britische Plumpudding ist nicht unbekannt, ebensowenig der tür¬
kische Pillas. Wie in Frankreich beginnt jede Mahlzeit mit einer Suppe, doch
ist diese Sitte nicht von den Franzosen entlehnt, sondern auf heimischem Bo¬
den gewachsen; denn der russische Bauer, der fest am Herkommen hält, hat je¬
den Tag seine Suppe auf dem Tisch. Sehr geschickt ist man in der Bereitung
von Salaten, die gewöhnlich hübsch geordnet und angeputzt auf die Tafel kom¬
men. Ferner liebt man hier ein reichliches Dessert von allerlei Früchten.
Endlich sind die Russen große Freunde von Blumenschmuck bei der Mahlzeit,
und namentlich ziert man den Tisch häusig mit kleinen Kirschbäumen in Vasen,
deren Früchte von den Gästen zum Schluß gepflückt werden.

Edwards gibt aus einem russischen Kochbuch, das für Vie wohlhabende
Mittelklasse bestimmt scheint, verschiedene Auszüge, die einen Blick in die Art
und Weise thun lassen, wie-diese Klasse ihr Mittagsessen zusammenzusetzen Pflegt.


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fortdauernder Ablagerungen an Flußmündungen u. tgi., differiren nicht selten
um Dreißigtausende von Jahren. Es ist nicht ganz unmöglich, daß von den
alten Mittelpunkten der Cultur entfernt liegende Striche Europa's zu einer Zeit,
noch jetzt ausgestorbene Thierarten lebend enthielten, aus der wenigstens sagen¬
hafte Ueberlieferungen auf uns gekommen sind. Das Eine aber ist sicher: das
Alter des Menschengeschlechts ist ein weit höheres, als man bis auf die jüngste
Vergangenheit anzunehmen geneigt war. Auch die mäßigste Schätzung muß
zugeben, daß der Zeitraum, durch welchen die beglaubigte Geschichte .zurückreicht,
nur ein kleiner, ein sehr kleiner Theil desjenigen sein kann, der seit der Dilu-
w. vialzeit bis heute verstrichen ist.




Bilder aus der russischen Gesellschaft.
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Essen und Trinken. — Oeffentliche Wirthschaften und geschlossene Gesellschaften.

Die wohlhabenden und vornehmen Russen haben im Wesentlichen die fran¬
zösische Küche adoptirt, indeß werden damit gewisse Gerichte der nationalen
verbunden, die bei den Mitteln und untern Klassen natürlich den Tisch allein
beherrschen. Gleich den Engländern genießen die Russen fast bei jeder Mahl¬
zeit Kartoffeln, entweder einfach gekocht oder gebraten oder mit Petersilie und
Butter. Der britische Plumpudding ist nicht unbekannt, ebensowenig der tür¬
kische Pillas. Wie in Frankreich beginnt jede Mahlzeit mit einer Suppe, doch
ist diese Sitte nicht von den Franzosen entlehnt, sondern auf heimischem Bo¬
den gewachsen; denn der russische Bauer, der fest am Herkommen hält, hat je¬
den Tag seine Suppe auf dem Tisch. Sehr geschickt ist man in der Bereitung
von Salaten, die gewöhnlich hübsch geordnet und angeputzt auf die Tafel kom¬
men. Ferner liebt man hier ein reichliches Dessert von allerlei Früchten.
Endlich sind die Russen große Freunde von Blumenschmuck bei der Mahlzeit,
und namentlich ziert man den Tisch häusig mit kleinen Kirschbäumen in Vasen,
deren Früchte von den Gästen zum Schluß gepflückt werden.

Edwards gibt aus einem russischen Kochbuch, das für Vie wohlhabende
Mittelklasse bestimmt scheint, verschiedene Auszüge, die einen Blick in die Art
und Weise thun lassen, wie-diese Klasse ihr Mittagsessen zusammenzusetzen Pflegt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/459>, abgerufen am 05.01.2025.