Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Von den vier Speiseprogrcimmen. die er mittheilt, und über die er sich ausführ¬ Das erste beginnt mit "Borstsch". einem Gericht von Rindfleisch mit fein¬ Das zweite wird mit "Schtschi" eröffnet, worauf Fleischklöße mit Runkel¬ Der dritte Speisezettel lautet- Batwinia. mit Fleisch gefüllte Mohren mit Das vierte Programm gibt ein Mittagsessen für die Fastenzeit, während Von den vier Speiseprogrcimmen. die er mittheilt, und über die er sich ausführ¬ Das erste beginnt mit „Borstsch". einem Gericht von Rindfleisch mit fein¬ Das zweite wird mit „Schtschi" eröffnet, worauf Fleischklöße mit Runkel¬ Der dritte Speisezettel lautet- Batwinia. mit Fleisch gefüllte Mohren mit Das vierte Programm gibt ein Mittagsessen für die Fastenzeit, während <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0460" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114240"/> <p xml:id="ID_1471" prev="#ID_1470"> Von den vier Speiseprogrcimmen. die er mittheilt, und über die er sich ausführ¬<lb/> lich verbreitet, geben wir die Namen der Gerichte und einige Andeutungen über .<lb/> die, welche rein russische Erfindung sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1472"> Das erste beginnt mit „Borstsch". einem Gericht von Rindfleisch mit fein¬<lb/> gewiegtem Spinat oder einem andern grünen Gemüse, womit hart gesottne und<lb/> in Stücke geschnittne Eier gemischt sind. Dann .folgen Pöckelrindfleiscb mit<lb/> saurer Sahne und Meerrettich, hierauf Cotelets mit Pickles. zuletzt Mandel-<lb/> bretzeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1473"> Das zweite wird mit „Schtschi" eröffnet, worauf Fleischklöße mit Runkel¬<lb/> rüben-Brei. Rindfleisch aus Husarenmanicr mit Salat von rothen Rüben und<lb/> zuletzt Biscuits von Weizenmehl, Zucker. Eiweiß und Rahm folgen. Schtschi,<lb/> die russische Nationalsuppe, wird aus kleingeschnittnem Rindfleisch, Kohl. Peter¬<lb/> silie, Möhren, Salz und ungarischen Pfeffer bereitet und vom Bauer bis zum<lb/> Edelmann hinauf gegessen, nur daß bei ersterem das wichtigste Zubehör, das<lb/> Fleisch, in der Regel mangelt. Man pflegt dazu Schwarzbrot zu essen, welches<lb/> auch in den besten Häusern nicht auf dem Tische fehlen darf. Das „Rind¬<lb/> fleisch auf Husarenmanicr" wird mit Zwiebeln in Butter und Essig ge¬<lb/> braten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1474"> Der dritte Speisezettel lautet- Batwinia. mit Fleisch gefüllte Mohren mit<lb/> Sauce, Schvpsenvraten mit Pilzen und Mandelcompot. Die Batwinia wird<lb/> aus kleingeschnittenem gebratenen Rindfleisch, gekochten Runkelrüben, Zwiebeln.<lb/> Kümmel, Spinat mit Eiern und Kwas gemacht, im Sommer aus Fischen, jun¬<lb/> gen Gemüsen, Kwas und Eis. Kwas ist das Hauptgetränk, wie Roggenbrod<lb/> die Hauptspeise der niedern Klasse in Nußland. Man bereitet es aus geschrot-<lb/> nen Roggenkörnern und etwas Malz. Es schmeckt leicht säuerlich, effervescirt<lb/> und wird von denen, welchen es nicht widersteht, sehr erfrischend gefunden.<lb/> Obschon ein gegohrnes Getränk enthält es doch sehr wenig Alkohol. Schwä¬<lb/> cher als Dünnbier, hält es sich nur wenige Tage, wenn es nicht in Eis ver¬<lb/> wahrt wird, und so besitzt fast jedes russische Haus einen Eiskeller.</p><lb/> <p xml:id="ID_1475" next="#ID_1476"> Das vierte Programm gibt ein Mittagsessen für die Fastenzeit, während<lb/> welcher nicht nur kein Fleisch, sondern auch weder Butter noch Rahm auf den<lb/> Tisch kommt, weshalb man die Speisen in dieser Periode mit Oel anmacht,<lb/> und enthält Folgendes: Alba von Sterlet. Fischcotclets mit Sauce von der<lb/> Fischbrühe. Weizenmehl, Essig und Oel. gebratner Barsch und „Kissel". eine<lb/> Art b1g>r>e-inang'«zr aus feinem Weizenmehl und Mandelmilch. Alba ist die be¬<lb/> rühmteste russische Fischsuppe. Die beste Art derselben wird von Sterlet, einem<lb/> fetten, öligen, außerordentlich zarten Fisch bereitet, der nur in der Wolga vor¬<lb/> kommt, im Winter aber gefroren nach allen Theilen des Reichs versandt wird.<lb/> Im Sommer, wo man ihn in Bütten mit Wolga-Wasser transportirt, ist er<lb/> nur sehr wohlhabenden Leuten zugänglich; denn ein ganz kleiner Sterlet kostet</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0460]
Von den vier Speiseprogrcimmen. die er mittheilt, und über die er sich ausführ¬
lich verbreitet, geben wir die Namen der Gerichte und einige Andeutungen über .
die, welche rein russische Erfindung sind.
Das erste beginnt mit „Borstsch". einem Gericht von Rindfleisch mit fein¬
gewiegtem Spinat oder einem andern grünen Gemüse, womit hart gesottne und
in Stücke geschnittne Eier gemischt sind. Dann .folgen Pöckelrindfleiscb mit
saurer Sahne und Meerrettich, hierauf Cotelets mit Pickles. zuletzt Mandel-
bretzeln.
Das zweite wird mit „Schtschi" eröffnet, worauf Fleischklöße mit Runkel¬
rüben-Brei. Rindfleisch aus Husarenmanicr mit Salat von rothen Rüben und
zuletzt Biscuits von Weizenmehl, Zucker. Eiweiß und Rahm folgen. Schtschi,
die russische Nationalsuppe, wird aus kleingeschnittnem Rindfleisch, Kohl. Peter¬
silie, Möhren, Salz und ungarischen Pfeffer bereitet und vom Bauer bis zum
Edelmann hinauf gegessen, nur daß bei ersterem das wichtigste Zubehör, das
Fleisch, in der Regel mangelt. Man pflegt dazu Schwarzbrot zu essen, welches
auch in den besten Häusern nicht auf dem Tische fehlen darf. Das „Rind¬
fleisch auf Husarenmanicr" wird mit Zwiebeln in Butter und Essig ge¬
braten.
Der dritte Speisezettel lautet- Batwinia. mit Fleisch gefüllte Mohren mit
Sauce, Schvpsenvraten mit Pilzen und Mandelcompot. Die Batwinia wird
aus kleingeschnittenem gebratenen Rindfleisch, gekochten Runkelrüben, Zwiebeln.
Kümmel, Spinat mit Eiern und Kwas gemacht, im Sommer aus Fischen, jun¬
gen Gemüsen, Kwas und Eis. Kwas ist das Hauptgetränk, wie Roggenbrod
die Hauptspeise der niedern Klasse in Nußland. Man bereitet es aus geschrot-
nen Roggenkörnern und etwas Malz. Es schmeckt leicht säuerlich, effervescirt
und wird von denen, welchen es nicht widersteht, sehr erfrischend gefunden.
Obschon ein gegohrnes Getränk enthält es doch sehr wenig Alkohol. Schwä¬
cher als Dünnbier, hält es sich nur wenige Tage, wenn es nicht in Eis ver¬
wahrt wird, und so besitzt fast jedes russische Haus einen Eiskeller.
Das vierte Programm gibt ein Mittagsessen für die Fastenzeit, während
welcher nicht nur kein Fleisch, sondern auch weder Butter noch Rahm auf den
Tisch kommt, weshalb man die Speisen in dieser Periode mit Oel anmacht,
und enthält Folgendes: Alba von Sterlet. Fischcotclets mit Sauce von der
Fischbrühe. Weizenmehl, Essig und Oel. gebratner Barsch und „Kissel". eine
Art b1g>r>e-inang'«zr aus feinem Weizenmehl und Mandelmilch. Alba ist die be¬
rühmteste russische Fischsuppe. Die beste Art derselben wird von Sterlet, einem
fetten, öligen, außerordentlich zarten Fisch bereitet, der nur in der Wolga vor¬
kommt, im Winter aber gefroren nach allen Theilen des Reichs versandt wird.
Im Sommer, wo man ihn in Bütten mit Wolga-Wasser transportirt, ist er
nur sehr wohlhabenden Leuten zugänglich; denn ein ganz kleiner Sterlet kostet
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