Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Ruderkanonenjollcn haben ziemlich das Doppelte gekostet und sind erst 12-- 2. Das Personal. Vor etwa 200 Jahren, zur Zeit König >.Carl des Elster, war Schweden Die Schweden haben tapfer und oft glücklich zur See gekämpft; wo sie Durch Subsidien war es 1788 noch einmal ermöglicht, während dreier Ruderkanonenjollcn haben ziemlich das Doppelte gekostet und sind erst 12— 2. Das Personal. Vor etwa 200 Jahren, zur Zeit König >.Carl des Elster, war Schweden Die Schweden haben tapfer und oft glücklich zur See gekämpft; wo sie Durch Subsidien war es 1788 noch einmal ermöglicht, während dreier <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114081"/> <p xml:id="ID_903" prev="#ID_902"> Ruderkanonenjollcn haben ziemlich das Doppelte gekostet und sind erst 12—<lb/> 14 Jahre alt. Weil man diese Art Fahrzeuge nicht für praktisch hält, glaui't<lb/> Preußen an 40 Stück mehr wie genug zu haben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2. Das Personal.</head><lb/> <p xml:id="ID_904"> Vor etwa 200 Jahren, zur Zeit König >.Carl des Elster, war Schweden<lb/> noch ein Grobstaat, dessen eroberte oder erworbene Provinzen einen größeren<lb/> Flächenraum einnahmen als das Mutterland. Die Ostsee war so zu sagen ein<lb/> schwedischer Binnensee, und diesen zum Schutze der ausgedehnten Provinzen zu<lb/> beherrschen, erforderte eine Kriegsflotte, die in keinem Verhältnisse zur Große,<lb/> zur Volkszahl und zum Wohlstande jenes Mutterlandes stand. Diese gewal¬<lb/> tige Flotte konnte aber nicht mit Matrosen bemannt werden; denn Schweden<lb/> hatte deren nicht genug, und überdies wäre ihre Avlöhnung zu kostspielig ge¬<lb/> worden, ^'le Provinzen wurden aber mehr als Schutzlänbcr, wie als Zins¬<lb/> länder behandelt, sie genossen alle Vortheile des schwedischen Schutzes ohne<lb/> dafür zu schweren Steuern in Geld oder Mannschaft herangezogen zu werden.<lb/> Bei dieser Lage der Dinge erließ Carl der Elfte aus königlicher Machtvollkom¬<lb/> menheit den Befehl, daß die Landbevölkerung der Küstenprovinzen zum See¬<lb/> kriegsdienste herangezogen werden solle, und so entstand das System des „Ma-<lb/> trvsenstellens", welches bis heule die Grundbedingung bei der Bemannung<lb/> der schwedischen Flotte geblieben ist. Es war und ist dies ein unnatürliches<lb/> Princip; nur durch die Nothwendigkeit und die Umstände geboten, hat es wenig<lb/> Segen für Schweden gehübt.</p><lb/> <p xml:id="ID_905"> Die Schweden haben tapfer und oft glücklich zur See gekämpft; wo sie<lb/> aber mit wirklichen Seevölkern zu thun hatten, wie z. B. mit den Dänen, er¬<lb/> rangen sie nur selten Erfolge. Den damaligen russischen Flotten waren sie<lb/> indessen gewachsen und konnten ihnen vier blutige Treffen liefern, die aber doch<lb/> nicht so hartnäckig fortgesetzt wurden, wie die Seeschlachten zwischen Engländern<lb/> und Holländern oder Franzosen. Ja der blutige Sieg bei Svensksund war,<lb/> so wunderlich dies heute klingt, mehr ein Sieg des Landheeres „zur See" als<lb/> der Flottenmannschast; denn die Schiffe waren zum großen Theil mit Regimen¬<lb/> tern der Armee besetzt, und das Commando führten Offiziere der Schärenflotte.</p><lb/> <p xml:id="ID_906" next="#ID_907"> Durch Subsidien war es 1788 noch einmal ermöglicht, während dreier<lb/> Jahre 20 Linienschiffe und Fregatten in See zu halten, aber von da ab ver¬<lb/> minderte sich das Material der Flotte mit jedem Jahre, und durch das System<lb/> der Bemannung wurde eine Landbevölkerung decimirt, welche ein Landheer mit<lb/> Kerntruppen hätte versehen können. Die unglücklichen, plumpen, holzschuhbe-<lb/> kleideten Jünglinge, die wider Willen ihrer ländlichen Beschäftigung entrissen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
Ruderkanonenjollcn haben ziemlich das Doppelte gekostet und sind erst 12—
14 Jahre alt. Weil man diese Art Fahrzeuge nicht für praktisch hält, glaui't
Preußen an 40 Stück mehr wie genug zu haben.
2. Das Personal.
Vor etwa 200 Jahren, zur Zeit König >.Carl des Elster, war Schweden
noch ein Grobstaat, dessen eroberte oder erworbene Provinzen einen größeren
Flächenraum einnahmen als das Mutterland. Die Ostsee war so zu sagen ein
schwedischer Binnensee, und diesen zum Schutze der ausgedehnten Provinzen zu
beherrschen, erforderte eine Kriegsflotte, die in keinem Verhältnisse zur Große,
zur Volkszahl und zum Wohlstande jenes Mutterlandes stand. Diese gewal¬
tige Flotte konnte aber nicht mit Matrosen bemannt werden; denn Schweden
hatte deren nicht genug, und überdies wäre ihre Avlöhnung zu kostspielig ge¬
worden, ^'le Provinzen wurden aber mehr als Schutzlänbcr, wie als Zins¬
länder behandelt, sie genossen alle Vortheile des schwedischen Schutzes ohne
dafür zu schweren Steuern in Geld oder Mannschaft herangezogen zu werden.
Bei dieser Lage der Dinge erließ Carl der Elfte aus königlicher Machtvollkom¬
menheit den Befehl, daß die Landbevölkerung der Küstenprovinzen zum See¬
kriegsdienste herangezogen werden solle, und so entstand das System des „Ma-
trvsenstellens", welches bis heule die Grundbedingung bei der Bemannung
der schwedischen Flotte geblieben ist. Es war und ist dies ein unnatürliches
Princip; nur durch die Nothwendigkeit und die Umstände geboten, hat es wenig
Segen für Schweden gehübt.
Die Schweden haben tapfer und oft glücklich zur See gekämpft; wo sie
aber mit wirklichen Seevölkern zu thun hatten, wie z. B. mit den Dänen, er¬
rangen sie nur selten Erfolge. Den damaligen russischen Flotten waren sie
indessen gewachsen und konnten ihnen vier blutige Treffen liefern, die aber doch
nicht so hartnäckig fortgesetzt wurden, wie die Seeschlachten zwischen Engländern
und Holländern oder Franzosen. Ja der blutige Sieg bei Svensksund war,
so wunderlich dies heute klingt, mehr ein Sieg des Landheeres „zur See" als
der Flottenmannschast; denn die Schiffe waren zum großen Theil mit Regimen¬
tern der Armee besetzt, und das Commando führten Offiziere der Schärenflotte.
Durch Subsidien war es 1788 noch einmal ermöglicht, während dreier
Jahre 20 Linienschiffe und Fregatten in See zu halten, aber von da ab ver¬
minderte sich das Material der Flotte mit jedem Jahre, und durch das System
der Bemannung wurde eine Landbevölkerung decimirt, welche ein Landheer mit
Kerntruppen hätte versehen können. Die unglücklichen, plumpen, holzschuhbe-
kleideten Jünglinge, die wider Willen ihrer ländlichen Beschäftigung entrissen
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