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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Der letzte Abschnitt äußert sich über die "Begründung des Gleichgewichts
im Staatshaushalte." Dazu ist geboten, daß das Erbübel des chronischen
Deficits aufhöre. Jahr für Jahr wurde bisher bedeutend mehr ausgegeben
als eingenommen; der Ausfall wurde durch Anleihen und Papiergeld gedeckt.
Anleihen bekommt man nicht mehr; die Noten sind entwerthet, alles Vertrauen
ist geschwunden. Unerläßlich ist die Herstellung des Vertrauens durch Herstel¬
lung der Valuta und des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben.
Dies ist nur zu hoffen bei wirklicher Evntrole des Haushalts durch eine Lan¬
desvertretung, und durch kräftige Entwickelung der Production. Darum schließt
der Abschnitt, welcher die fortschreitende Zerrüttung der Finanzen aus Vorlagen
des Ministeriums übersichtlich darstellt, mit dem Satze, daß die östreichischen
Finanzprobleme nur politisch und finanziell zugleich gelöst werden können. Die
Schrift lehrt nichts Neues, sie bringt aber aus Gutachten und Vorlagen brauch¬
bares Material; mehr war von Herrn Dr. Höfe'e"s Art Bücher zu machen
nicht zu erwarten.




Zommes Nasus.
Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte.

Die Veranlassung zu dem nachfolgenden kleinen Aufsätze bietet uns eine
Stelle aus der vor Kurzem erschienenen "Uebersicht der Geschichte der deutschen
Dichtung von Karl Gödecke". Es heißt dort wörtlich. "Johannes Nah, Nasus
soll ein Schneider aus Franken gewesen sein, der im Barfüßertloster zu Mün¬
chen gearbeitet und sich dann der Theologie gewidmet habe. Er wurde Bar¬
füßer und wie es scheint Lehrer an der Hochschule zu Ingolstadt. Fischart
nennt ihn im Bienenkorb Suffragan und Weihbischof. Geburth- und Todesjahr
sind unbekannt. Seine Gegner, die er durch rücksichtslose Angriffe reizte, gefielen
sich darin ihn seines Handwerks wegen zu schmähen und mehr zu verhöhnen
als zu widerlegen. Das Studium seiner in Norddeutschland seltenen Schriften
würde auch hier wie bei Murner ergeben, daß Nasus öl el bedeutender war als
Witzeleien über ihn glauben machen. In manchen seiner Schriften erscheint er,
wenn auch nicht Fischart, doch Nigrinus vollkommen gewachsen." Schließlich
zählt Gödecke drei Werke von ihm aus.


Der letzte Abschnitt äußert sich über die „Begründung des Gleichgewichts
im Staatshaushalte." Dazu ist geboten, daß das Erbübel des chronischen
Deficits aufhöre. Jahr für Jahr wurde bisher bedeutend mehr ausgegeben
als eingenommen; der Ausfall wurde durch Anleihen und Papiergeld gedeckt.
Anleihen bekommt man nicht mehr; die Noten sind entwerthet, alles Vertrauen
ist geschwunden. Unerläßlich ist die Herstellung des Vertrauens durch Herstel¬
lung der Valuta und des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben.
Dies ist nur zu hoffen bei wirklicher Evntrole des Haushalts durch eine Lan¬
desvertretung, und durch kräftige Entwickelung der Production. Darum schließt
der Abschnitt, welcher die fortschreitende Zerrüttung der Finanzen aus Vorlagen
des Ministeriums übersichtlich darstellt, mit dem Satze, daß die östreichischen
Finanzprobleme nur politisch und finanziell zugleich gelöst werden können. Die
Schrift lehrt nichts Neues, sie bringt aber aus Gutachten und Vorlagen brauch¬
bares Material; mehr war von Herrn Dr. Höfe'e»s Art Bücher zu machen
nicht zu erwarten.




Zommes Nasus.
Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte.

Die Veranlassung zu dem nachfolgenden kleinen Aufsätze bietet uns eine
Stelle aus der vor Kurzem erschienenen „Uebersicht der Geschichte der deutschen
Dichtung von Karl Gödecke". Es heißt dort wörtlich. „Johannes Nah, Nasus
soll ein Schneider aus Franken gewesen sein, der im Barfüßertloster zu Mün¬
chen gearbeitet und sich dann der Theologie gewidmet habe. Er wurde Bar¬
füßer und wie es scheint Lehrer an der Hochschule zu Ingolstadt. Fischart
nennt ihn im Bienenkorb Suffragan und Weihbischof. Geburth- und Todesjahr
sind unbekannt. Seine Gegner, die er durch rücksichtslose Angriffe reizte, gefielen
sich darin ihn seines Handwerks wegen zu schmähen und mehr zu verhöhnen
als zu widerlegen. Das Studium seiner in Norddeutschland seltenen Schriften
würde auch hier wie bei Murner ergeben, daß Nasus öl el bedeutender war als
Witzeleien über ihn glauben machen. In manchen seiner Schriften erscheint er,
wenn auch nicht Fischart, doch Nigrinus vollkommen gewachsen." Schließlich
zählt Gödecke drei Werke von ihm aus.


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[0280] Der letzte Abschnitt äußert sich über die „Begründung des Gleichgewichts im Staatshaushalte." Dazu ist geboten, daß das Erbübel des chronischen Deficits aufhöre. Jahr für Jahr wurde bisher bedeutend mehr ausgegeben als eingenommen; der Ausfall wurde durch Anleihen und Papiergeld gedeckt. Anleihen bekommt man nicht mehr; die Noten sind entwerthet, alles Vertrauen ist geschwunden. Unerläßlich ist die Herstellung des Vertrauens durch Herstel¬ lung der Valuta und des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben. Dies ist nur zu hoffen bei wirklicher Evntrole des Haushalts durch eine Lan¬ desvertretung, und durch kräftige Entwickelung der Production. Darum schließt der Abschnitt, welcher die fortschreitende Zerrüttung der Finanzen aus Vorlagen des Ministeriums übersichtlich darstellt, mit dem Satze, daß die östreichischen Finanzprobleme nur politisch und finanziell zugleich gelöst werden können. Die Schrift lehrt nichts Neues, sie bringt aber aus Gutachten und Vorlagen brauch¬ bares Material; mehr war von Herrn Dr. Höfe'e»s Art Bücher zu machen nicht zu erwarten. Zommes Nasus. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte. Die Veranlassung zu dem nachfolgenden kleinen Aufsätze bietet uns eine Stelle aus der vor Kurzem erschienenen „Uebersicht der Geschichte der deutschen Dichtung von Karl Gödecke". Es heißt dort wörtlich. „Johannes Nah, Nasus soll ein Schneider aus Franken gewesen sein, der im Barfüßertloster zu Mün¬ chen gearbeitet und sich dann der Theologie gewidmet habe. Er wurde Bar¬ füßer und wie es scheint Lehrer an der Hochschule zu Ingolstadt. Fischart nennt ihn im Bienenkorb Suffragan und Weihbischof. Geburth- und Todesjahr sind unbekannt. Seine Gegner, die er durch rücksichtslose Angriffe reizte, gefielen sich darin ihn seines Handwerks wegen zu schmähen und mehr zu verhöhnen als zu widerlegen. Das Studium seiner in Norddeutschland seltenen Schriften würde auch hier wie bei Murner ergeben, daß Nasus öl el bedeutender war als Witzeleien über ihn glauben machen. In manchen seiner Schriften erscheint er, wenn auch nicht Fischart, doch Nigrinus vollkommen gewachsen." Schließlich zählt Gödecke drei Werke von ihm aus.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/280>, abgerufen am 05.01.2025.