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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Antwort des KritlMinisters Herrn von Roon an dos Flottencomite.

Dem verehr lichen Flottencomits zu Leipzig danke ich verbindlichst für die ein¬
gehende und von lebhaftem Interesse für die maritime Streitbarkeit Preußens und
Deutschlands zeugende Zuschrift vom 16. d. M,

Es war mir sehr erfreulich, in den Aeußerungen derselben den lebhaften Wider¬
hall der Wünsche und Sorgen zu erkennen, welche mich nicht blos aus Pflicht¬
gefühl, sondern in ebenso hohem Grade aus innigem sachlichen Interesse fort und
fort beschäftigen.

Die aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands bei dem königlichen Ma-
rineministerio eingegangenen Beiträge haben, wenngleich sie unter' verschiedenen
Titeln gesammelt und eingesandt worden sind, das Gemeinsame, daß sie, wie das
verehrliche Comitö richtig bemerkt, selbstverständlich immer das Ziel im Auge ha¬
ben, daß dadurch Preußens und somit Deutschlands Wehrhaftigkeit zur See ge¬
steigert werden möchte. Die einzelnen, bei Einsendung der Beiträge geäußerten
Wünsche können daher nur diejenige Berücksichtigung finden, welche mit der Höbe
der Gesammtsumme und der sachverständigen, dem gemeinsamen Zwecke entsprechen¬
den Verwcndungsweise im Einklang steht.

Wenn das verehrliche Comitö weiter darauf hinweiset, dasselbe habe zwar, im
Interesse der Küstenvcrtheidigung, zum Bau von Dampfkanoncnbooten gesammelt,
die neuesten Erfahrungen in den amerikanischen, sowie die neuesten Bestrebungen
in verschiedenen europäischen Kriegsmarinen deuteten jedoch darauf hin. daß die Be¬
schaffung anderer wirksamerer Vertheidigungsmittel, daß namentlich der Bau von
Panzerschiffen und schwimmenden gepanzerten Batterien zweckmäßiger erscheine: so
versichere ich meinerseits, wie ich gar nicht daran gezweifelt habe, daß die Geber
der unter verschiedenen Titeln eingesandten Beiträge mir die dem angedeuteten Haupt¬
zwecke entsprechende Verwcndungsweise der Gaben damit gleichzeitig haben anver¬
trauen wollen.

Sofern also der von den meisten Beitragenden ausgedrückte Wunsch der Er¬
bauung von Kanonenbooten älterer Construction sich nach den neuesten Erfahrungen
nicht mehr ausführen läßt, ohne den Hauptzweck der Beiträge in Frage zu stellen,
war und ist es meine Pflicht, diesen lcjztern jenen Specialwünschen voranzustellen.

Demgemäß habe ich, sobald die erwähnten Erfahrungen zu meiner Kenntniß
kamen, im Interesse der für die Verstärkung der vaterländischen Marine in Aussicht
zu nehmenden Neubauten sofort sachverständige Commissäre nach England und Frank¬
reich entsandt, um auf den dortigen Werften durch Autopsie und durch Rücksprache
mit den erfahrensten Constructcurcu jener Länder sachkundige Fingerzeige für die den
vaterländischen Verhältnissen und Interessen angemessensten Maßnahmen zu gewinnen.

Ob dann die freiwilligen Gaben in ihrer Gesammtheit, wie das verehrliche


Antwort des KritlMinisters Herrn von Roon an dos Flottencomite.

Dem verehr lichen Flottencomits zu Leipzig danke ich verbindlichst für die ein¬
gehende und von lebhaftem Interesse für die maritime Streitbarkeit Preußens und
Deutschlands zeugende Zuschrift vom 16. d. M,

Es war mir sehr erfreulich, in den Aeußerungen derselben den lebhaften Wider¬
hall der Wünsche und Sorgen zu erkennen, welche mich nicht blos aus Pflicht¬
gefühl, sondern in ebenso hohem Grade aus innigem sachlichen Interesse fort und
fort beschäftigen.

Die aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands bei dem königlichen Ma-
rineministerio eingegangenen Beiträge haben, wenngleich sie unter' verschiedenen
Titeln gesammelt und eingesandt worden sind, das Gemeinsame, daß sie, wie das
verehrliche Comitö richtig bemerkt, selbstverständlich immer das Ziel im Auge ha¬
ben, daß dadurch Preußens und somit Deutschlands Wehrhaftigkeit zur See ge¬
steigert werden möchte. Die einzelnen, bei Einsendung der Beiträge geäußerten
Wünsche können daher nur diejenige Berücksichtigung finden, welche mit der Höbe
der Gesammtsumme und der sachverständigen, dem gemeinsamen Zwecke entsprechen¬
den Verwcndungsweise im Einklang steht.

Wenn das verehrliche Comitö weiter darauf hinweiset, dasselbe habe zwar, im
Interesse der Küstenvcrtheidigung, zum Bau von Dampfkanoncnbooten gesammelt,
die neuesten Erfahrungen in den amerikanischen, sowie die neuesten Bestrebungen
in verschiedenen europäischen Kriegsmarinen deuteten jedoch darauf hin. daß die Be¬
schaffung anderer wirksamerer Vertheidigungsmittel, daß namentlich der Bau von
Panzerschiffen und schwimmenden gepanzerten Batterien zweckmäßiger erscheine: so
versichere ich meinerseits, wie ich gar nicht daran gezweifelt habe, daß die Geber
der unter verschiedenen Titeln eingesandten Beiträge mir die dem angedeuteten Haupt¬
zwecke entsprechende Verwcndungsweise der Gaben damit gleichzeitig haben anver¬
trauen wollen.

Sofern also der von den meisten Beitragenden ausgedrückte Wunsch der Er¬
bauung von Kanonenbooten älterer Construction sich nach den neuesten Erfahrungen
nicht mehr ausführen läßt, ohne den Hauptzweck der Beiträge in Frage zu stellen,
war und ist es meine Pflicht, diesen lcjztern jenen Specialwünschen voranzustellen.

Demgemäß habe ich, sobald die erwähnten Erfahrungen zu meiner Kenntniß
kamen, im Interesse der für die Verstärkung der vaterländischen Marine in Aussicht
zu nehmenden Neubauten sofort sachverständige Commissäre nach England und Frank¬
reich entsandt, um auf den dortigen Werften durch Autopsie und durch Rücksprache
mit den erfahrensten Constructcurcu jener Länder sachkundige Fingerzeige für die den
vaterländischen Verhältnissen und Interessen angemessensten Maßnahmen zu gewinnen.

Ob dann die freiwilligen Gaben in ihrer Gesammtheit, wie das verehrliche


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[0245] Antwort des KritlMinisters Herrn von Roon an dos Flottencomite. Dem verehr lichen Flottencomits zu Leipzig danke ich verbindlichst für die ein¬ gehende und von lebhaftem Interesse für die maritime Streitbarkeit Preußens und Deutschlands zeugende Zuschrift vom 16. d. M, Es war mir sehr erfreulich, in den Aeußerungen derselben den lebhaften Wider¬ hall der Wünsche und Sorgen zu erkennen, welche mich nicht blos aus Pflicht¬ gefühl, sondern in ebenso hohem Grade aus innigem sachlichen Interesse fort und fort beschäftigen. Die aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands bei dem königlichen Ma- rineministerio eingegangenen Beiträge haben, wenngleich sie unter' verschiedenen Titeln gesammelt und eingesandt worden sind, das Gemeinsame, daß sie, wie das verehrliche Comitö richtig bemerkt, selbstverständlich immer das Ziel im Auge ha¬ ben, daß dadurch Preußens und somit Deutschlands Wehrhaftigkeit zur See ge¬ steigert werden möchte. Die einzelnen, bei Einsendung der Beiträge geäußerten Wünsche können daher nur diejenige Berücksichtigung finden, welche mit der Höbe der Gesammtsumme und der sachverständigen, dem gemeinsamen Zwecke entsprechen¬ den Verwcndungsweise im Einklang steht. Wenn das verehrliche Comitö weiter darauf hinweiset, dasselbe habe zwar, im Interesse der Küstenvcrtheidigung, zum Bau von Dampfkanoncnbooten gesammelt, die neuesten Erfahrungen in den amerikanischen, sowie die neuesten Bestrebungen in verschiedenen europäischen Kriegsmarinen deuteten jedoch darauf hin. daß die Be¬ schaffung anderer wirksamerer Vertheidigungsmittel, daß namentlich der Bau von Panzerschiffen und schwimmenden gepanzerten Batterien zweckmäßiger erscheine: so versichere ich meinerseits, wie ich gar nicht daran gezweifelt habe, daß die Geber der unter verschiedenen Titeln eingesandten Beiträge mir die dem angedeuteten Haupt¬ zwecke entsprechende Verwcndungsweise der Gaben damit gleichzeitig haben anver¬ trauen wollen. Sofern also der von den meisten Beitragenden ausgedrückte Wunsch der Er¬ bauung von Kanonenbooten älterer Construction sich nach den neuesten Erfahrungen nicht mehr ausführen läßt, ohne den Hauptzweck der Beiträge in Frage zu stellen, war und ist es meine Pflicht, diesen lcjztern jenen Specialwünschen voranzustellen. Demgemäß habe ich, sobald die erwähnten Erfahrungen zu meiner Kenntniß kamen, im Interesse der für die Verstärkung der vaterländischen Marine in Aussicht zu nehmenden Neubauten sofort sachverständige Commissäre nach England und Frank¬ reich entsandt, um auf den dortigen Werften durch Autopsie und durch Rücksprache mit den erfahrensten Constructcurcu jener Länder sachkundige Fingerzeige für die den vaterländischen Verhältnissen und Interessen angemessensten Maßnahmen zu gewinnen. Ob dann die freiwilligen Gaben in ihrer Gesammtheit, wie das verehrliche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/245>, abgerufen am 05.01.2025.