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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Comite wünscht, zum Bau eines oder mehrerer kleiner Panzerfahrzeuge nach dem
Muster von Erichson unter eventueller Zuhülfenahme von Ncgicrungsmittcln am
zweckmäßigsten zu verwenden sein werden, oder ob die unserm Jahrhundert eigene
schöpferische Kraft in technischen Dingen vielleicht bis dahin schon Besseres zur Be¬
achtung zu empfehlen haben wird: das läßt sich jetzt mit Sicherheit noch nicht über¬
sehen; jedenfalls wird der Zweckmäßigkeitsfrage dabei ihre berechtigte Geltung ge¬
wahrt bleiben. Auch wird das Marineministerium seinerzeit nicht verfehlen, über
die Verwendung der ihm anvertrauten patriotischen Gaben in aagcmcsscner Weise
öffentlich Rechnung zu legen.

Schließlich danke ich dem verehrlichen Flottencomits auch für den mir in sei¬
nem gefälligen Schreiben gegebenen Anlaß, mich über einen Punkt von allgemei¬
nerer Bedeutung äußern zu können. Es wird von Wohldemsclben mit vollem Recht
vorausgesetzt, "daß jedes Ministerium Preußens seiner hohen Aufgabe, Vertreter
deutscher Interessen zu sein", eingedenk bleibt. Deuten Sie damit auf den kürzlich
stattgefundenen, übrigens nur theilweisen Personenwechsel im Ministerium hin. so
werden Sie doch nicht übersehen, daß in Preußen, dessen hochsinniger König der
jedesmaligen Staatsregierung die Ziele nach unwandelbaren Grundsätzen steckt, ein
solcher Wechsel lediglich die Personen, nicht aber die leitenden Gedanken verändern
kann, und wenn es den Leidenschaften aufgeregter Parteien dient, den solche Un-
wandelbarkeit der Grundsätze, auch in der deutschen Politik Preußens, ausdrücklich
hervorhebenden königlichen Erlaß vom 19. v. M. zu ignoriren, eine Veränderung
der Regicrungsprincipien vorauszusetzen und, als thatsächlich vorliegend, dem Publi-
cum mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln vorzuspiegeln! so wird die Folge¬
zeit die Berechtigung dazu doch entschieden verneinen, Sollte es inzwischen zur
Beruhigung Zweifelnder dienen, daß Preußens deutscher Beruf von seiner Regierung
nach wie vor willig anerkannt wird, und sollte dies durch die Zusicherung bestätigt
werden können, daß die aus freiwilligen Gaben gewonnenen Mittel zur Vertheidi¬
gung der deutschen, nicht speciell der preußischen Küsten verwandt werde" würden:
so nehme ich keinen Anstand, ausdrücklich zu erklären, daß, wie auch die jetzt
schwebenden commissarischen Verhandlungen über die Vertheidigung der Nordsee-
küsten beweisen -- die preußische Regierung ernstlich gewillt ist, den nichtpreußischeu
Küsten Deutschlands, nach Maßgabe der disponibcln Kräfte und Mittel, denselben
Schutz zu gewähren wie den eigenen, und daß sie daher gern bereit ist, die aus
jenen Beiträgen gewonnenen Mittel ausschließlich zur Verstärkung der Nordseeflotille
zu verwenden.

Indem ich wünsche, daß diese meine, den Auffassungen der königlichen Regie¬
rung vollkommen entsprechende Erklärung die hier und da gehegten und von dem
verehrlichen Comite in dem gefälligen Schreiben vom 16. d. M. betonten Besorg¬
nisse zerstreuen möge, bitte ich die Versicherung meiner hochachtungsvoller Gesinnung

zu genehmigen.


Der Kriegs- und Marineminister
v. Roon.


Comite wünscht, zum Bau eines oder mehrerer kleiner Panzerfahrzeuge nach dem
Muster von Erichson unter eventueller Zuhülfenahme von Ncgicrungsmittcln am
zweckmäßigsten zu verwenden sein werden, oder ob die unserm Jahrhundert eigene
schöpferische Kraft in technischen Dingen vielleicht bis dahin schon Besseres zur Be¬
achtung zu empfehlen haben wird: das läßt sich jetzt mit Sicherheit noch nicht über¬
sehen; jedenfalls wird der Zweckmäßigkeitsfrage dabei ihre berechtigte Geltung ge¬
wahrt bleiben. Auch wird das Marineministerium seinerzeit nicht verfehlen, über
die Verwendung der ihm anvertrauten patriotischen Gaben in aagcmcsscner Weise
öffentlich Rechnung zu legen.

Schließlich danke ich dem verehrlichen Flottencomits auch für den mir in sei¬
nem gefälligen Schreiben gegebenen Anlaß, mich über einen Punkt von allgemei¬
nerer Bedeutung äußern zu können. Es wird von Wohldemsclben mit vollem Recht
vorausgesetzt, „daß jedes Ministerium Preußens seiner hohen Aufgabe, Vertreter
deutscher Interessen zu sein", eingedenk bleibt. Deuten Sie damit auf den kürzlich
stattgefundenen, übrigens nur theilweisen Personenwechsel im Ministerium hin. so
werden Sie doch nicht übersehen, daß in Preußen, dessen hochsinniger König der
jedesmaligen Staatsregierung die Ziele nach unwandelbaren Grundsätzen steckt, ein
solcher Wechsel lediglich die Personen, nicht aber die leitenden Gedanken verändern
kann, und wenn es den Leidenschaften aufgeregter Parteien dient, den solche Un-
wandelbarkeit der Grundsätze, auch in der deutschen Politik Preußens, ausdrücklich
hervorhebenden königlichen Erlaß vom 19. v. M. zu ignoriren, eine Veränderung
der Regicrungsprincipien vorauszusetzen und, als thatsächlich vorliegend, dem Publi-
cum mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln vorzuspiegeln! so wird die Folge¬
zeit die Berechtigung dazu doch entschieden verneinen, Sollte es inzwischen zur
Beruhigung Zweifelnder dienen, daß Preußens deutscher Beruf von seiner Regierung
nach wie vor willig anerkannt wird, und sollte dies durch die Zusicherung bestätigt
werden können, daß die aus freiwilligen Gaben gewonnenen Mittel zur Vertheidi¬
gung der deutschen, nicht speciell der preußischen Küsten verwandt werde» würden:
so nehme ich keinen Anstand, ausdrücklich zu erklären, daß, wie auch die jetzt
schwebenden commissarischen Verhandlungen über die Vertheidigung der Nordsee-
küsten beweisen — die preußische Regierung ernstlich gewillt ist, den nichtpreußischeu
Küsten Deutschlands, nach Maßgabe der disponibcln Kräfte und Mittel, denselben
Schutz zu gewähren wie den eigenen, und daß sie daher gern bereit ist, die aus
jenen Beiträgen gewonnenen Mittel ausschließlich zur Verstärkung der Nordseeflotille
zu verwenden.

Indem ich wünsche, daß diese meine, den Auffassungen der königlichen Regie¬
rung vollkommen entsprechende Erklärung die hier und da gehegten und von dem
verehrlichen Comite in dem gefälligen Schreiben vom 16. d. M. betonten Besorg¬
nisse zerstreuen möge, bitte ich die Versicherung meiner hochachtungsvoller Gesinnung

zu genehmigen.


Der Kriegs- und Marineminister
v. Roon.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/246>, abgerufen am 06.01.2025.