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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Verfassung haben werden, dies möchten wir, wie gegenwärtig die Dinge liegen,
nicht mit gleicher Zuversicht behaupten.*)




Der Monitor und seine Mahnung an uns.

Die Tagendes 8. und 9. März 1862 bezeichnen einen Umschwung in der
Kriegführung zur See, wie er seit Erfindung der Dampfschiffe und deren An¬
wendung in der Kriegsmarine, ja wie er fo plötzlich und gründlich auf diesem
Gebiet überhaupt noch nicht vorgekommen ist. Der Kampf zwischen dem "Mer-
rimac" und den Segelschiffen "Congreß" und "Cumberland" bewies, daß
hölzerne Segelschiffe gepanzerten Dampfern gegenüber vollkommen impotent,
bloße Schlachthäuser für ihre Mannschaften sind. Der Kampf zwischen der
großen Panzcrfregatte der Conföderirten und den Dampfern des Bundesge¬
schwaders auf der Hamptoner Rhede zeigte ferner, daß die einzige Sicherheit
hölzerner Dampfer bei einem Zusammentreffen mit gepanzerten in ihrer Schnel¬
ligkeit, d. h. in schleuniger Flucht liegt. Der Kampf endlich zwischen dem
"Merrimac" oder, wie die Conföderirten ihn nennen, der schwimmenden Bat¬
terie "Virginia" und dem "Monitor" lieferte den Beweis, daß selbst Panzer¬
sregatten, wie sie in den letzten Jahren in England und Frankreich construirt
wurden, sich in wesentlichen Dingen noch überbieten lassen. Wir dürfen in
Folge dessen für ausgemacht betrachten, daß die Schiffsbaukunst, soweit sie für
Kriegszwecke arbeitet, von jetzt an völlig andere Wege gehen muß, daß von
hölzernen Kriegsschiffen fernerhin kaum noch die Rede sein kann, und daß die
numerische Uebermacht der englischen und französischen Marine über die ameri¬
kanische seit jenen denkwürdigen Märztagen ihre Bedeutung zum großen Theil
verloren hat.



Anmerkung der Redaction. -) Die Leser der Grenzboten erinnern wir an die Aufsätze
über die Zukunft des Zollvereins, Jahrgang 186". Heft 4V und 41, und über den Zoll- und
Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Frankreich, 1861, Heft 47. In den ersteren wurde
die gegenwärtige Organisation des Zollvereins geschildert und die Nothwendigkeit wie die
Richtung ihrer Verbesserung näher erörtert. Der letztere hatte den Inhalt des französischen
Vertrags auf Grund des französisch-belgischen zu ermitteln versucht, und im Wesentlichen vor¬
ausgesagt.

Verfassung haben werden, dies möchten wir, wie gegenwärtig die Dinge liegen,
nicht mit gleicher Zuversicht behaupten.*)




Der Monitor und seine Mahnung an uns.

Die Tagendes 8. und 9. März 1862 bezeichnen einen Umschwung in der
Kriegführung zur See, wie er seit Erfindung der Dampfschiffe und deren An¬
wendung in der Kriegsmarine, ja wie er fo plötzlich und gründlich auf diesem
Gebiet überhaupt noch nicht vorgekommen ist. Der Kampf zwischen dem „Mer-
rimac" und den Segelschiffen „Congreß" und „Cumberland" bewies, daß
hölzerne Segelschiffe gepanzerten Dampfern gegenüber vollkommen impotent,
bloße Schlachthäuser für ihre Mannschaften sind. Der Kampf zwischen der
großen Panzcrfregatte der Conföderirten und den Dampfern des Bundesge¬
schwaders auf der Hamptoner Rhede zeigte ferner, daß die einzige Sicherheit
hölzerner Dampfer bei einem Zusammentreffen mit gepanzerten in ihrer Schnel¬
ligkeit, d. h. in schleuniger Flucht liegt. Der Kampf endlich zwischen dem
„Merrimac" oder, wie die Conföderirten ihn nennen, der schwimmenden Bat¬
terie „Virginia" und dem „Monitor" lieferte den Beweis, daß selbst Panzer¬
sregatten, wie sie in den letzten Jahren in England und Frankreich construirt
wurden, sich in wesentlichen Dingen noch überbieten lassen. Wir dürfen in
Folge dessen für ausgemacht betrachten, daß die Schiffsbaukunst, soweit sie für
Kriegszwecke arbeitet, von jetzt an völlig andere Wege gehen muß, daß von
hölzernen Kriegsschiffen fernerhin kaum noch die Rede sein kann, und daß die
numerische Uebermacht der englischen und französischen Marine über die ameri¬
kanische seit jenen denkwürdigen Märztagen ihre Bedeutung zum großen Theil
verloren hat.



Anmerkung der Redaction. -) Die Leser der Grenzboten erinnern wir an die Aufsätze
über die Zukunft des Zollvereins, Jahrgang 186». Heft 4V und 41, und über den Zoll- und
Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Frankreich, 1861, Heft 47. In den ersteren wurde
die gegenwärtige Organisation des Zollvereins geschildert und die Nothwendigkeit wie die
Richtung ihrer Verbesserung näher erörtert. Der letztere hatte den Inhalt des französischen
Vertrags auf Grund des französisch-belgischen zu ermitteln versucht, und im Wesentlichen vor¬
ausgesagt.
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[0160] Verfassung haben werden, dies möchten wir, wie gegenwärtig die Dinge liegen, nicht mit gleicher Zuversicht behaupten.*) Der Monitor und seine Mahnung an uns. Die Tagendes 8. und 9. März 1862 bezeichnen einen Umschwung in der Kriegführung zur See, wie er seit Erfindung der Dampfschiffe und deren An¬ wendung in der Kriegsmarine, ja wie er fo plötzlich und gründlich auf diesem Gebiet überhaupt noch nicht vorgekommen ist. Der Kampf zwischen dem „Mer- rimac" und den Segelschiffen „Congreß" und „Cumberland" bewies, daß hölzerne Segelschiffe gepanzerten Dampfern gegenüber vollkommen impotent, bloße Schlachthäuser für ihre Mannschaften sind. Der Kampf zwischen der großen Panzcrfregatte der Conföderirten und den Dampfern des Bundesge¬ schwaders auf der Hamptoner Rhede zeigte ferner, daß die einzige Sicherheit hölzerner Dampfer bei einem Zusammentreffen mit gepanzerten in ihrer Schnel¬ ligkeit, d. h. in schleuniger Flucht liegt. Der Kampf endlich zwischen dem „Merrimac" oder, wie die Conföderirten ihn nennen, der schwimmenden Bat¬ terie „Virginia" und dem „Monitor" lieferte den Beweis, daß selbst Panzer¬ sregatten, wie sie in den letzten Jahren in England und Frankreich construirt wurden, sich in wesentlichen Dingen noch überbieten lassen. Wir dürfen in Folge dessen für ausgemacht betrachten, daß die Schiffsbaukunst, soweit sie für Kriegszwecke arbeitet, von jetzt an völlig andere Wege gehen muß, daß von hölzernen Kriegsschiffen fernerhin kaum noch die Rede sein kann, und daß die numerische Uebermacht der englischen und französischen Marine über die ameri¬ kanische seit jenen denkwürdigen Märztagen ihre Bedeutung zum großen Theil verloren hat. Anmerkung der Redaction. -) Die Leser der Grenzboten erinnern wir an die Aufsätze über die Zukunft des Zollvereins, Jahrgang 186». Heft 4V und 41, und über den Zoll- und Handelsvertrag zwischen dem Zollverein und Frankreich, 1861, Heft 47. In den ersteren wurde die gegenwärtige Organisation des Zollvereins geschildert und die Nothwendigkeit wie die Richtung ihrer Verbesserung näher erörtert. Der letztere hatte den Inhalt des französischen Vertrags auf Grund des französisch-belgischen zu ermitteln versucht, und im Wesentlichen vor¬ ausgesagt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/160>, abgerufen am 05.01.2025.