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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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aber und John Bull, welche ihre Sabbataricms, ihre Millennarians und Neo-
baptisten hersandten, trifft nicht der Vorwurf, diese Menagerie von seltsamen
G. R. Jdeenbestien ohne Beitrag gelassen zu haben.




Neue Literatur der deutschen Geschichte und Alterthumskunde.
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Der dreißigjährige Krieg. Eine Sammlung von historischen Gedichten und-
Prosadarstellungcn von Julius Opel und Adolf Cohn.

Die Kenntniß der Culturzustände Deutschlands während des großen Krieges
hat in den letzten Jahren mehrere werthvolle Bereicherungen erfahren. Es sei
hier z. B. an die Monographien Helbig's und seine Beiträge in Sybel's histo¬
rischer Zeitschrift erinnert, gediegene kleine Abhandlungen, welche zeigen, wie
sehr man noch durch gewissenhafte Benutzung auch der deutschen Archive die Ge¬
schichtschreibung der letzten Jahrhunderte fördern kann. Auch das vorliegende Werk
ist eine dankenswerthe, sorgfältige und liebevolle Arbeit zweier jungen Gelehrten.

Noch ist die Kenntniß jener Zeit weit unvollständiger, als unser Selbst¬
gefühl gern zugeben möchte. Nicht nur für die politische Geschichte, vielleicht
noch mehr für die eigenthümlichen Bildungsverhältnisse, welche in dem Kriege
entstanden, entbehren wir nöthiges Detail. Es ist bekannt und öfter beklagt,
daß uns sogar noch eine Statistik der Verluste fehlt, welche durch den Krieg
der Menschenzahl und dem Wohlstande Deutschlands zugefügt wurden. Wenn der
Geschichtschreiber sich mit Erstaunen genöthigt sieht, nach einer nähern Prü¬
fung der statistischen Notizen aus den einzelnen Landschaften diesen Verlust auf
weit mehr als die Hälfte der damaligen Volkskraft, ja in den meisten Gegen¬
den auf drei Viertheile derselben anzuschlagen, so genügt eine solche Erkenntniß
der Summen noch keineswegs, uns die gesellschaftlichen Zustände jener Zeit
verständlich zu machen.

Sollte jetzt die Pest oder ein ungeheures Naturereignis; einer einzelnen
Stadt in civilisirten Lande drei Viertheile ihrer Einwohner nehmen, so würde
ein solcher Verlust nach einigen Wochen großen Elendes sofort durch den
Ueberschuß an Menschenkraft ergänzt, welchen die Nachbarschaft abzugeben ver¬
möchte. Könnte eine einzelne Landschaft durch ähnliches Unglück ebenso sehr
verwüstet werden, so würden die Ueberreste ihrer Bevölkerung vielleicht durch


aber und John Bull, welche ihre Sabbataricms, ihre Millennarians und Neo-
baptisten hersandten, trifft nicht der Vorwurf, diese Menagerie von seltsamen
G. R. Jdeenbestien ohne Beitrag gelassen zu haben.




Neue Literatur der deutschen Geschichte und Alterthumskunde.
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Der dreißigjährige Krieg. Eine Sammlung von historischen Gedichten und-
Prosadarstellungcn von Julius Opel und Adolf Cohn.

Die Kenntniß der Culturzustände Deutschlands während des großen Krieges
hat in den letzten Jahren mehrere werthvolle Bereicherungen erfahren. Es sei
hier z. B. an die Monographien Helbig's und seine Beiträge in Sybel's histo¬
rischer Zeitschrift erinnert, gediegene kleine Abhandlungen, welche zeigen, wie
sehr man noch durch gewissenhafte Benutzung auch der deutschen Archive die Ge¬
schichtschreibung der letzten Jahrhunderte fördern kann. Auch das vorliegende Werk
ist eine dankenswerthe, sorgfältige und liebevolle Arbeit zweier jungen Gelehrten.

Noch ist die Kenntniß jener Zeit weit unvollständiger, als unser Selbst¬
gefühl gern zugeben möchte. Nicht nur für die politische Geschichte, vielleicht
noch mehr für die eigenthümlichen Bildungsverhältnisse, welche in dem Kriege
entstanden, entbehren wir nöthiges Detail. Es ist bekannt und öfter beklagt,
daß uns sogar noch eine Statistik der Verluste fehlt, welche durch den Krieg
der Menschenzahl und dem Wohlstande Deutschlands zugefügt wurden. Wenn der
Geschichtschreiber sich mit Erstaunen genöthigt sieht, nach einer nähern Prü¬
fung der statistischen Notizen aus den einzelnen Landschaften diesen Verlust auf
weit mehr als die Hälfte der damaligen Volkskraft, ja in den meisten Gegen¬
den auf drei Viertheile derselben anzuschlagen, so genügt eine solche Erkenntniß
der Summen noch keineswegs, uns die gesellschaftlichen Zustände jener Zeit
verständlich zu machen.

Sollte jetzt die Pest oder ein ungeheures Naturereignis; einer einzelnen
Stadt in civilisirten Lande drei Viertheile ihrer Einwohner nehmen, so würde
ein solcher Verlust nach einigen Wochen großen Elendes sofort durch den
Ueberschuß an Menschenkraft ergänzt, welchen die Nachbarschaft abzugeben ver¬
möchte. Könnte eine einzelne Landschaft durch ähnliches Unglück ebenso sehr
verwüstet werden, so würden die Ueberreste ihrer Bevölkerung vielleicht durch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/148>, abgerufen am 05.01.2025.