Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.dann in Karlsruhe und Weimar nicht ohne Mühe gebildet, auch Wien sucht sich Nur halb vorbereitet, halb geübt, halb gebildet ging die deutsche Kunst an Zeichen und Wunder ans Böhmen. Die selige Electa. Im Jahre 1656 kam eine fromme Nonne des strengen Ordens vom Berge dann in Karlsruhe und Weimar nicht ohne Mühe gebildet, auch Wien sucht sich Nur halb vorbereitet, halb geübt, halb gebildet ging die deutsche Kunst an Zeichen und Wunder ans Böhmen. Die selige Electa. Im Jahre 1656 kam eine fromme Nonne des strengen Ordens vom Berge <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113889"/> <p xml:id="ID_277" prev="#ID_276"> dann in Karlsruhe und Weimar nicht ohne Mühe gebildet, auch Wien sucht sich<lb/> in selbständiger Thätigkeit hervorzuthun. Ob die Neueren zum Vortheile der<lb/> Kunst von einander lernen können, so lange die zu Lehrern berufenen Meister<lb/> nicht selber bei den großen Vorbildern eine gründliche Schule durchgemacht<lb/> haben, steht dahin. ^ Einzelne, die wohl fühlen, wo es der deutschen Kunst fehlt,<lb/> haben in französischen Schulen sich zu erwerben gesucht, was die deutschen<lb/> ihnen nicht geben konnten; aber nur zu oft haben sie dort nichts gewonnen,<lb/> als eine gewisse Fertigkeit der BeHandlungsweise, welche durch die glänzende<lb/> frappante Wahrheit der äußeren Erscheinung das Auge bestechen will.</p><lb/> <p xml:id="ID_278"> Nur halb vorbereitet, halb geübt, halb gebildet ging die deutsche Kunst an<lb/> die größten und schwersten Aufgaben. Alle Stoffe der verflossenen Zeitalter<lb/> macht sie zu den ihrigen, alle früheren Anschauungsweisen will sie als die<lb/> höhere Einheit in sich vereinigen, endlich noch hat sie es übernommen, den<lb/> schweren Inhalt des Jahrhunderts, der die ganze vergangene Bildung in sich<lb/> hereingezogen hat, zu verkörpern. So großer Zwecke voll, hat sie ein wehend'<lb/> liebes Element oft zu gering geachtet: die Kunst als vollendete Erscheinung,<lb/> als sichtbare Darstellung des Lebens. So kommt es, daß sie einerseits auf<lb/> ihren Reichthum und ihre Selbständigkeit pochend, mit unzulänglichen Formen<lb/> und Gestalten harmlos sich begnügt, daß sie andrerseits in unzufriedenen Drang<lb/> an fremde Kunstweisen sich anschließt und diese aus deutschen Boden zu ver¬<lb/> pflanzen sucht. Der Jünger aber steht rathlos und weiß nicht, wohin er sich<lb/> wenden soll. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zeichen und Wunder ans Böhmen.</head><lb/> <div n="2"> <head> Die selige Electa.</head><lb/> <p xml:id="ID_279" next="#ID_280"> Im Jahre 1656 kam eine fromme Nonne des strengen Ordens vom Berge<lb/> Kennet aus Gratz in das Kloster der Karmeliterinnen bei Se. Joseph in Prag,<lb/> sie nannte sich Maria Electa a Jesu. Ihr eigentlicher Name war Katharina<lb/> de Tramozzvli. ihr Geburtsort Temi. das Geburtsjahr 1605. Sie stammte<lb/> von angesehenen Eltern und hatte eine sorgfältige Erziehung genossen. Maria<lb/> Electa ward Oberin im Prager Josephskloster, wo sie am 11. Januar 1663 im<lb/> Geruch der Heiligkeit starbe Die Nonnen begruben sie in der Klosterkirche.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
dann in Karlsruhe und Weimar nicht ohne Mühe gebildet, auch Wien sucht sich
in selbständiger Thätigkeit hervorzuthun. Ob die Neueren zum Vortheile der
Kunst von einander lernen können, so lange die zu Lehrern berufenen Meister
nicht selber bei den großen Vorbildern eine gründliche Schule durchgemacht
haben, steht dahin. ^ Einzelne, die wohl fühlen, wo es der deutschen Kunst fehlt,
haben in französischen Schulen sich zu erwerben gesucht, was die deutschen
ihnen nicht geben konnten; aber nur zu oft haben sie dort nichts gewonnen,
als eine gewisse Fertigkeit der BeHandlungsweise, welche durch die glänzende
frappante Wahrheit der äußeren Erscheinung das Auge bestechen will.
Nur halb vorbereitet, halb geübt, halb gebildet ging die deutsche Kunst an
die größten und schwersten Aufgaben. Alle Stoffe der verflossenen Zeitalter
macht sie zu den ihrigen, alle früheren Anschauungsweisen will sie als die
höhere Einheit in sich vereinigen, endlich noch hat sie es übernommen, den
schweren Inhalt des Jahrhunderts, der die ganze vergangene Bildung in sich
hereingezogen hat, zu verkörpern. So großer Zwecke voll, hat sie ein wehend'
liebes Element oft zu gering geachtet: die Kunst als vollendete Erscheinung,
als sichtbare Darstellung des Lebens. So kommt es, daß sie einerseits auf
ihren Reichthum und ihre Selbständigkeit pochend, mit unzulänglichen Formen
und Gestalten harmlos sich begnügt, daß sie andrerseits in unzufriedenen Drang
an fremde Kunstweisen sich anschließt und diese aus deutschen Boden zu ver¬
pflanzen sucht. Der Jünger aber steht rathlos und weiß nicht, wohin er sich
wenden soll. —
Zeichen und Wunder ans Böhmen.
Die selige Electa.
Im Jahre 1656 kam eine fromme Nonne des strengen Ordens vom Berge
Kennet aus Gratz in das Kloster der Karmeliterinnen bei Se. Joseph in Prag,
sie nannte sich Maria Electa a Jesu. Ihr eigentlicher Name war Katharina
de Tramozzvli. ihr Geburtsort Temi. das Geburtsjahr 1605. Sie stammte
von angesehenen Eltern und hatte eine sorgfältige Erziehung genossen. Maria
Electa ward Oberin im Prager Josephskloster, wo sie am 11. Januar 1663 im
Geruch der Heiligkeit starbe Die Nonnen begruben sie in der Klosterkirche.
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