Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Nach drei Jahren ließ die Oberin Eäcilia Theresia die Gruft ihrer Vorgänge¬ Die Nonnen wollten den unversehrten Leichnam ihrer Oberin mit einiger "> Daß auch'die Professoren der Arzneikunde recht wuiidergläubig wären, dafür sollte
ein Decret des Kaisers Ferdinand des Dritten vom 2S. Januar IKöv, welches jeden Professor der Präger Hochschule verpflichtete, bei seinen, Amtsantritt zu schwören, daß er von der unbe¬ fleckte" EmpfcwaMß Mariens überzeugt sei. Erst Joseph der Zweite schaffte diesen Eid ab. Nach drei Jahren ließ die Oberin Eäcilia Theresia die Gruft ihrer Vorgänge¬ Die Nonnen wollten den unversehrten Leichnam ihrer Oberin mit einiger "> Daß auch'die Professoren der Arzneikunde recht wuiidergläubig wären, dafür sollte
ein Decret des Kaisers Ferdinand des Dritten vom 2S. Januar IKöv, welches jeden Professor der Präger Hochschule verpflichtete, bei seinen, Amtsantritt zu schwören, daß er von der unbe¬ fleckte» EmpfcwaMß Mariens überzeugt sei. Erst Joseph der Zweite schaffte diesen Eid ab. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113890"/> <p xml:id="ID_280" prev="#ID_279"> Nach drei Jahren ließ die Oberin Eäcilia Theresia die Gruft ihrer Vorgänge¬<lb/> rin öffnen nild fand deren Leiche unverwest. Maria Electa's Leichnam wurde<lb/> nun, Nach den eigenen protocollarischen Aussagen der Nonnen, verschiedentlich<lb/> gewaschen und getrocknet, bis der Karmeiiterordensgeneral P. Philipp von der<lb/> si, Dreifaltigkeit (noch im Jahre 1666) nach Prag kam. Diesem gegenüber<lb/> prabltcn die Nonnen mit ihrer getrockneten Oberin und das „Wunder" wurde<lb/> dem Volke verkündigt. Die Kunde davon bewog Kaiser Leopold den Ersten<lb/> eine Untersuchung anzuordnen, diese nahmen der alte Erzbischof von Prag,<lb/> Cardinal Ernst von Harrach und der frvmmgläubige Oberstburggraf Bernhard<lb/> Graf MartiNic vor und ließen die Leiche durch eine ärztliche Commission be¬<lb/> sichtigen, welche nicht ermangelte. Alles höchst wunderbar zu finden.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_281" next="#ID_282"> Die Nonnen wollten den unversehrten Leichnam ihrer Oberin mit einiger<lb/> Ostentation zur Schau ausstellen. Was sich dabei ereignet haben soll, erzählt<lb/> ein vom 7. September 1696 datirter Bericht der ehemaligen Oberin Cäcilia<lb/> Theresia- „Nachdem wir sie (die Leiche der Maria Electa) aus der Truhe mit<lb/> Gewalt gezogen, haben wir sie auf ein Brett gelegt zum Waschen; weil es aber<lb/> gar ungelegen, wurde beschlossen, sie in einen Sessel zu setzen. Indessen gab<lb/> man das Zeichen zum Essen, da mußte die Mutter Priorin und ich in's Refec-<lb/> torium gehen, ließen aber dabei die Schwester Josepha Mari^und die Schwester<lb/> Theresia Maria. Diese brachten einen Sessel und wollten versuchen, ob sie es<lb/> könnten sitzend machen, war aber keine Möglichkeit, indem alle Glieder also er¬<lb/> starrt, daß sie glaubten, eher die Beine zu brechen als die Knie zu biegen. Es<lb/> kam also die Schwester Theresia Maria in's Refectorium und sagte der Mutter<lb/> Priorin (war die Mutter Euphrasia), daß keine Möglichkeit wäre, ihr ein<lb/> Glied zu bewegen, weniger sie sitzen zu machen. Die Priorin gab ihr zur<lb/> Antwort: „Euer Lieb' gehen hin und melden der gottseliger Mutter, ich laß<lb/> ihr sagen, sie sei im Leben allezeit gehorsam gewesen, sie solle auch<lb/> nach dem Tod gehorsamen und sich niedersetzen." Die Schwester geht hin<lb/> (die anderen zwei stellten den Leib vor den Sessel), kniet vor der zott¬<lb/> eligem Mutter nieder, und sobald sie diese Post ausgerichtet, biegt die Todte<lb/> ihre Knie, setzt sich nieder, und von der Zeit an blieben die Glieder ganz be¬<lb/> weglich. Bei dem Sitzen war erst recht auszunehmen, wie unförmlich es stund,<lb/> daß der Kopf wegen abgebrochenen Genicks auf die Brust geneigt nach der Seite<lb/> hängend bliebe, so ist die Schwester Theresia Maria wiederum in's Refectorium<lb/> kommen und hat der Mutter Priorin erzählet, daß die gottselige Mutter sich<lb/> zwar gesetzt, aber gar übel aussehe wegen dem hängenden Kopf und wie, daß<lb/> --mis,->i^ ,^>.ü , 'kjc-i-.'.''!^ ) -."''4 ..-n."^ et'jSttu^M '-^!i>' l-I'^M. -.^</p><lb/> <note xml:id="FID_5" place="foot"> "> Daß auch'die Professoren der Arzneikunde recht wuiidergläubig wären, dafür sollte<lb/> ein Decret des Kaisers Ferdinand des Dritten vom 2S. Januar IKöv, welches jeden Professor<lb/> der Präger Hochschule verpflichtete, bei seinen, Amtsantritt zu schwören, daß er von der unbe¬<lb/> fleckte» EmpfcwaMß Mariens überzeugt sei. Erst Joseph der Zweite schaffte diesen Eid ab.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
Nach drei Jahren ließ die Oberin Eäcilia Theresia die Gruft ihrer Vorgänge¬
rin öffnen nild fand deren Leiche unverwest. Maria Electa's Leichnam wurde
nun, Nach den eigenen protocollarischen Aussagen der Nonnen, verschiedentlich
gewaschen und getrocknet, bis der Karmeiiterordensgeneral P. Philipp von der
si, Dreifaltigkeit (noch im Jahre 1666) nach Prag kam. Diesem gegenüber
prabltcn die Nonnen mit ihrer getrockneten Oberin und das „Wunder" wurde
dem Volke verkündigt. Die Kunde davon bewog Kaiser Leopold den Ersten
eine Untersuchung anzuordnen, diese nahmen der alte Erzbischof von Prag,
Cardinal Ernst von Harrach und der frvmmgläubige Oberstburggraf Bernhard
Graf MartiNic vor und ließen die Leiche durch eine ärztliche Commission be¬
sichtigen, welche nicht ermangelte. Alles höchst wunderbar zu finden.*)
Die Nonnen wollten den unversehrten Leichnam ihrer Oberin mit einiger
Ostentation zur Schau ausstellen. Was sich dabei ereignet haben soll, erzählt
ein vom 7. September 1696 datirter Bericht der ehemaligen Oberin Cäcilia
Theresia- „Nachdem wir sie (die Leiche der Maria Electa) aus der Truhe mit
Gewalt gezogen, haben wir sie auf ein Brett gelegt zum Waschen; weil es aber
gar ungelegen, wurde beschlossen, sie in einen Sessel zu setzen. Indessen gab
man das Zeichen zum Essen, da mußte die Mutter Priorin und ich in's Refec-
torium gehen, ließen aber dabei die Schwester Josepha Mari^und die Schwester
Theresia Maria. Diese brachten einen Sessel und wollten versuchen, ob sie es
könnten sitzend machen, war aber keine Möglichkeit, indem alle Glieder also er¬
starrt, daß sie glaubten, eher die Beine zu brechen als die Knie zu biegen. Es
kam also die Schwester Theresia Maria in's Refectorium und sagte der Mutter
Priorin (war die Mutter Euphrasia), daß keine Möglichkeit wäre, ihr ein
Glied zu bewegen, weniger sie sitzen zu machen. Die Priorin gab ihr zur
Antwort: „Euer Lieb' gehen hin und melden der gottseliger Mutter, ich laß
ihr sagen, sie sei im Leben allezeit gehorsam gewesen, sie solle auch
nach dem Tod gehorsamen und sich niedersetzen." Die Schwester geht hin
(die anderen zwei stellten den Leib vor den Sessel), kniet vor der zott¬
eligem Mutter nieder, und sobald sie diese Post ausgerichtet, biegt die Todte
ihre Knie, setzt sich nieder, und von der Zeit an blieben die Glieder ganz be¬
weglich. Bei dem Sitzen war erst recht auszunehmen, wie unförmlich es stund,
daß der Kopf wegen abgebrochenen Genicks auf die Brust geneigt nach der Seite
hängend bliebe, so ist die Schwester Theresia Maria wiederum in's Refectorium
kommen und hat der Mutter Priorin erzählet, daß die gottselige Mutter sich
zwar gesetzt, aber gar übel aussehe wegen dem hängenden Kopf und wie, daß
--mis,->i^ ,^>.ü , 'kjc-i-.'.''!^ ) -."''4 ..-n."^ et'jSttu^M '-^!i>' l-I'^M. -.^
"> Daß auch'die Professoren der Arzneikunde recht wuiidergläubig wären, dafür sollte
ein Decret des Kaisers Ferdinand des Dritten vom 2S. Januar IKöv, welches jeden Professor
der Präger Hochschule verpflichtete, bei seinen, Amtsantritt zu schwören, daß er von der unbe¬
fleckte» EmpfcwaMß Mariens überzeugt sei. Erst Joseph der Zweite schaffte diesen Eid ab.
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