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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Zur deutschen Kriegsmarine.
9.
Die alte und neue Hansa.

Es vereinigen sich in Deutschland sonderbare Widersprüche. Zur selben
Zeit, wo in dem Königreich Sachsen tief im Binnenlande Stadt auf Stadt
sich freiwillige Opfer auferlegt, um die Herstellung einer deutschen Nordsee-
Notte zu erleichtern, tönen von den Gestaden der Nordsee, aus Hamburg und
Bremen, für die das Binnenland helfend eintritt, Stimmen der Klage: man
wüthe den großen deutschen Handelshafen zu viel zu, wenn man von ihnen
verlange, daß sie ganze zehn Schraubenkanonenboote bauen und unterhalten
sollten.

Große Preßorgane Bremens und Hamburgs haben bis vor einigen Wochen
alles Mögliche gethan, um der Idee der Herstellung einer deutschen Flotte
auch im Binnenlande Eingang zu verschaffen. In dem Augenblicke, wo sie
unsre Ueberzeugungen gewonnen haben, fallen sie ab, und rufen: lieber von
zu Zeit Blockaden und keine Schifffahrt, als zehn Kanonenboote unter¬
halten.

Man möchte fragen: "ob die Hoffnung trunken war, worein sie sich hüll¬
ten? ob sie seitdem schlief, und nun erwacht ist. so bleich und krank das an¬
schauen, was sie so fröhlich ansah?"

Die künstigen Geschichtschreiber werden die Thatsache bemerken, daß sich
Juli 1861 in großen und kleinen sächsischen Städten Vereine bildeten, um
zum Schutze der Nordsee Schiffe zu bauen, daß aber Hamburg und Bremen
selben Zeit noch keine solche Vereine aufzuweisen hatten, und daß die
Senate dieser Städte schon Wochenlang berathschlagten, ob man überhaupt
schiffe bauen solle oder nicht? Die Geschichte mag dann darüber entscheiden.
^ es der Scharfblick tieferer Einsicht war. der die beiden großen Hanse-
"°te zu dieser sonderbaren Apathie veranlaßte.

Die beiden großen Städte der Hansa. -- Im fernsten Winkel Europas
^ 'sser selbst die Bewohner der Binnenländer, daß einst eine Hansa existirte. der
^Wburg und Bremen angehörten, und daß diese Hansa die Meere des nord"


^"nzboten III. 1861. 46
Zur deutschen Kriegsmarine.
9.
Die alte und neue Hansa.

Es vereinigen sich in Deutschland sonderbare Widersprüche. Zur selben
Zeit, wo in dem Königreich Sachsen tief im Binnenlande Stadt auf Stadt
sich freiwillige Opfer auferlegt, um die Herstellung einer deutschen Nordsee-
Notte zu erleichtern, tönen von den Gestaden der Nordsee, aus Hamburg und
Bremen, für die das Binnenland helfend eintritt, Stimmen der Klage: man
wüthe den großen deutschen Handelshafen zu viel zu, wenn man von ihnen
verlange, daß sie ganze zehn Schraubenkanonenboote bauen und unterhalten
sollten.

Große Preßorgane Bremens und Hamburgs haben bis vor einigen Wochen
alles Mögliche gethan, um der Idee der Herstellung einer deutschen Flotte
auch im Binnenlande Eingang zu verschaffen. In dem Augenblicke, wo sie
unsre Ueberzeugungen gewonnen haben, fallen sie ab, und rufen: lieber von
zu Zeit Blockaden und keine Schifffahrt, als zehn Kanonenboote unter¬
halten.

Man möchte fragen: „ob die Hoffnung trunken war, worein sie sich hüll¬
ten? ob sie seitdem schlief, und nun erwacht ist. so bleich und krank das an¬
schauen, was sie so fröhlich ansah?"

Die künstigen Geschichtschreiber werden die Thatsache bemerken, daß sich
Juli 1861 in großen und kleinen sächsischen Städten Vereine bildeten, um
zum Schutze der Nordsee Schiffe zu bauen, daß aber Hamburg und Bremen
selben Zeit noch keine solche Vereine aufzuweisen hatten, und daß die
Senate dieser Städte schon Wochenlang berathschlagten, ob man überhaupt
schiffe bauen solle oder nicht? Die Geschichte mag dann darüber entscheiden.
^ es der Scharfblick tieferer Einsicht war. der die beiden großen Hanse-
"°te zu dieser sonderbaren Apathie veranlaßte.

Die beiden großen Städte der Hansa. — Im fernsten Winkel Europas
^ 'sser selbst die Bewohner der Binnenländer, daß einst eine Hansa existirte. der
^Wburg und Bremen angehörten, und daß diese Hansa die Meere des nord«


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[0371] Zur deutschen Kriegsmarine. 9. Die alte und neue Hansa. Es vereinigen sich in Deutschland sonderbare Widersprüche. Zur selben Zeit, wo in dem Königreich Sachsen tief im Binnenlande Stadt auf Stadt sich freiwillige Opfer auferlegt, um die Herstellung einer deutschen Nordsee- Notte zu erleichtern, tönen von den Gestaden der Nordsee, aus Hamburg und Bremen, für die das Binnenland helfend eintritt, Stimmen der Klage: man wüthe den großen deutschen Handelshafen zu viel zu, wenn man von ihnen verlange, daß sie ganze zehn Schraubenkanonenboote bauen und unterhalten sollten. Große Preßorgane Bremens und Hamburgs haben bis vor einigen Wochen alles Mögliche gethan, um der Idee der Herstellung einer deutschen Flotte auch im Binnenlande Eingang zu verschaffen. In dem Augenblicke, wo sie unsre Ueberzeugungen gewonnen haben, fallen sie ab, und rufen: lieber von zu Zeit Blockaden und keine Schifffahrt, als zehn Kanonenboote unter¬ halten. Man möchte fragen: „ob die Hoffnung trunken war, worein sie sich hüll¬ ten? ob sie seitdem schlief, und nun erwacht ist. so bleich und krank das an¬ schauen, was sie so fröhlich ansah?" Die künstigen Geschichtschreiber werden die Thatsache bemerken, daß sich Juli 1861 in großen und kleinen sächsischen Städten Vereine bildeten, um zum Schutze der Nordsee Schiffe zu bauen, daß aber Hamburg und Bremen selben Zeit noch keine solche Vereine aufzuweisen hatten, und daß die Senate dieser Städte schon Wochenlang berathschlagten, ob man überhaupt schiffe bauen solle oder nicht? Die Geschichte mag dann darüber entscheiden. ^ es der Scharfblick tieferer Einsicht war. der die beiden großen Hanse- "°te zu dieser sonderbaren Apathie veranlaßte. Die beiden großen Städte der Hansa. — Im fernsten Winkel Europas ^ 'sser selbst die Bewohner der Binnenländer, daß einst eine Hansa existirte. der ^Wburg und Bremen angehörten, und daß diese Hansa die Meere des nord« ^"nzboten III. 1861. 46

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/371>, abgerufen am 13.11.2024.