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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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einen engern Bund zu gewinnen, ist ein Rückschritt für unsere politische
Entwickelung, gleichviel, welche Fahne er aufsteckt, die demokratische oder die
feudale. -- Oestreich muß seinen Proceß mit sich selbst ausmachen, ehe wir
uns über eine weitere Einigung mit ihm verständigen können.

Der Fortschritt unserer Bildung muß sich hauptsächlich innerhalb des
Volks selbst vollziehen. Es wäre bequemer, wenn die preußische Regierung,
die es zunächst angeht, sich an die Spitze stellte; aber man kann von einer
Regierung nur Redlichkeit, nicht Heroismus verlangen. Verlangen, was nicht
da ist,- führt zu nichts. -- Nur eins dürfen wir fordern: sie soll die öffentliche
Meinung nicht selbst verwirren. Geräth sie dennoch auf einen Irrweg, so
muß die öffentliche Meinung sie zurückhalten.

Das Amendement Stavenhagen ist für jetzt zurückgenommen; damit ist
aber nicht gesagt, daß die Kammer an der Nichtigkeit desselben zweifelt. Sie
hat sich in der vorigen Session darüber ausgesprochen, sie wird noch in dieser
Session Gelegenheit.nehmen, in anderer Form darauf zurückzukommen. --
Denn wenn auch die Stelle, welche Preußen in der Union einnehmen soll,
nur aus den materiellen Mitteln des Staats ihr Recht herleitet, so ist es doch
billig zu verlangen, daß die Vertreter des preußischen Landes, die nicht die
Vorurtheile zu überwinden haben, wie ihre deutschen Brüder, in der Erkennt¬
niß dessen, was noth thut, der übrigen nationalen Partei vorangehen und in,
dem ruhigen, aber steten Fortschritt die Führung übernehmen. >
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Das Gebiet der deutschen Sprache.

Wir entnehmen das Folgende aus der von uns in letzter Ur. d. Bl. ange¬
zeigten "Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth" (Braun-
Ichwcig, C. A. Schwetschke und Sohn), die wir hiermit nochmals bestens empfehlen.

Das (Kebiet der deutschen Sprache als der bedeutsamsten Naturmitgift in
den Aeußerungen des Seelenlebens ist gleich dem der ganzen Nationalität
weder auf die politischen Grenzen Deutschlands beschränkt, noch innerhalb die¬
ser ohne Bezirke fremder Zunge. Ansiedlungen von Deutschen im Ausland


^er^öde" I, 1861. 45

einen engern Bund zu gewinnen, ist ein Rückschritt für unsere politische
Entwickelung, gleichviel, welche Fahne er aufsteckt, die demokratische oder die
feudale. — Oestreich muß seinen Proceß mit sich selbst ausmachen, ehe wir
uns über eine weitere Einigung mit ihm verständigen können.

Der Fortschritt unserer Bildung muß sich hauptsächlich innerhalb des
Volks selbst vollziehen. Es wäre bequemer, wenn die preußische Regierung,
die es zunächst angeht, sich an die Spitze stellte; aber man kann von einer
Regierung nur Redlichkeit, nicht Heroismus verlangen. Verlangen, was nicht
da ist,- führt zu nichts. — Nur eins dürfen wir fordern: sie soll die öffentliche
Meinung nicht selbst verwirren. Geräth sie dennoch auf einen Irrweg, so
muß die öffentliche Meinung sie zurückhalten.

Das Amendement Stavenhagen ist für jetzt zurückgenommen; damit ist
aber nicht gesagt, daß die Kammer an der Nichtigkeit desselben zweifelt. Sie
hat sich in der vorigen Session darüber ausgesprochen, sie wird noch in dieser
Session Gelegenheit.nehmen, in anderer Form darauf zurückzukommen. —
Denn wenn auch die Stelle, welche Preußen in der Union einnehmen soll,
nur aus den materiellen Mitteln des Staats ihr Recht herleitet, so ist es doch
billig zu verlangen, daß die Vertreter des preußischen Landes, die nicht die
Vorurtheile zu überwinden haben, wie ihre deutschen Brüder, in der Erkennt¬
niß dessen, was noth thut, der übrigen nationalen Partei vorangehen und in,
dem ruhigen, aber steten Fortschritt die Führung übernehmen. >
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Das Gebiet der deutschen Sprache.

Wir entnehmen das Folgende aus der von uns in letzter Ur. d. Bl. ange¬
zeigten „Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth" (Braun-
Ichwcig, C. A. Schwetschke und Sohn), die wir hiermit nochmals bestens empfehlen.

Das (Kebiet der deutschen Sprache als der bedeutsamsten Naturmitgift in
den Aeußerungen des Seelenlebens ist gleich dem der ganzen Nationalität
weder auf die politischen Grenzen Deutschlands beschränkt, noch innerhalb die¬
ser ohne Bezirke fremder Zunge. Ansiedlungen von Deutschen im Ausland


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[0363] einen engern Bund zu gewinnen, ist ein Rückschritt für unsere politische Entwickelung, gleichviel, welche Fahne er aufsteckt, die demokratische oder die feudale. — Oestreich muß seinen Proceß mit sich selbst ausmachen, ehe wir uns über eine weitere Einigung mit ihm verständigen können. Der Fortschritt unserer Bildung muß sich hauptsächlich innerhalb des Volks selbst vollziehen. Es wäre bequemer, wenn die preußische Regierung, die es zunächst angeht, sich an die Spitze stellte; aber man kann von einer Regierung nur Redlichkeit, nicht Heroismus verlangen. Verlangen, was nicht da ist,- führt zu nichts. — Nur eins dürfen wir fordern: sie soll die öffentliche Meinung nicht selbst verwirren. Geräth sie dennoch auf einen Irrweg, so muß die öffentliche Meinung sie zurückhalten. Das Amendement Stavenhagen ist für jetzt zurückgenommen; damit ist aber nicht gesagt, daß die Kammer an der Nichtigkeit desselben zweifelt. Sie hat sich in der vorigen Session darüber ausgesprochen, sie wird noch in dieser Session Gelegenheit.nehmen, in anderer Form darauf zurückzukommen. — Denn wenn auch die Stelle, welche Preußen in der Union einnehmen soll, nur aus den materiellen Mitteln des Staats ihr Recht herleitet, so ist es doch billig zu verlangen, daß die Vertreter des preußischen Landes, die nicht die Vorurtheile zu überwinden haben, wie ihre deutschen Brüder, in der Erkennt¬ niß dessen, was noth thut, der übrigen nationalen Partei vorangehen und in, dem ruhigen, aber steten Fortschritt die Führung übernehmen. > ' -i-t Das Gebiet der deutschen Sprache. Wir entnehmen das Folgende aus der von uns in letzter Ur. d. Bl. ange¬ zeigten „Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth" (Braun- Ichwcig, C. A. Schwetschke und Sohn), die wir hiermit nochmals bestens empfehlen. Das (Kebiet der deutschen Sprache als der bedeutsamsten Naturmitgift in den Aeußerungen des Seelenlebens ist gleich dem der ganzen Nationalität weder auf die politischen Grenzen Deutschlands beschränkt, noch innerhalb die¬ ser ohne Bezirke fremder Zunge. Ansiedlungen von Deutschen im Ausland ^er^öde» I, 1861. 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/363>, abgerufen am 22.07.2024.