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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Preußen und durch Vortheile, die es diesem in Aussicht stellt, die Einigung
Deutschlands zu hintertreiben, zeigt die ganze Geschichte von 1795 bis auf
den heutigen Tag; wie erheblich die Vortheile sind, die Preußen aus dieser
Combination erwachsen können, liegt auf der Hand. Seit zehn Jahren hat
Oestreich alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um sich Preußen feind¬
lich zu stimmen; wird es nun zu der Einsicht kommen, daß seit der Regierungs¬
veränderung die Mittel, auf Preußen zu wirken, nicht mehr dieselben sind,
und daß es seinerseits sich zu Zugeständnissen bequemen muß, wenn es von
^ dorther Zugeständnisse erlangen will?




Zur Literatur des deutschen Gaunerthums.

Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen
Ausbildung zu seinem heutigen Bestände von Friedrich Christian Benedict
AvL-Lallemand. Leipzig, Brockhaus. 1858.

Das Werk wird aus drei Theilen bestehen, von denen bis jetzt zwei aus-
gegeben sind. Der erste enthält eine Uebersicht der geschichtlichen Entwicklung
des Gaunerthums und seiner Literatur seit dem fünfzehnten Jahrhundert;
der zweite das moderne Gaunerthum: Praxis, Künste und Hilfsmittel. Der
dritte soll die Sprache behandeln. Der Verfasser dieses Werkes besitzt zwei
Eigenschaften, deren Vereinigung nicht häusig zu sein scheint, er hat durch
seine amtliche Stellung eine umfassende Kenntniß der Aufgaben unsrer Cri-
minalpolizei erworben und hat sich mit Liebe und Ausdauer auch um die
Sprache und die Geschichte der deutschen Gauner gekümmert, so hat sein
Werk nicht nur für Polizeibeamte und untersuchende Juristen, sondern
auch für Historiker und Sprachforscher Interesse. Der zweite Theil, welche
die modernen Zustände ausführlich charakterisiert, die einzelnen Thätigkeiten
der Verbrecher mit ihren Handwerksnamen und Kunstgriffen darstellt, und
schätzenswerthe Winke über Reformen unserer Entdeckungspolizei gibt, hat
sicher auch für den Laien keine geringe Bedeutung, uns fehlen die Kenntnisse,
welche zu kritischer Beurtheilung nöthig sind; wir müssen uns mit dem Be'
kenntniß begnügen, daß uns die zahlreichen Abbildungen z. B. der Nach'
Schlüssel und Sicherheitsschlösser durchaus imponirt haben. Der dritte Theil,


Preußen und durch Vortheile, die es diesem in Aussicht stellt, die Einigung
Deutschlands zu hintertreiben, zeigt die ganze Geschichte von 1795 bis auf
den heutigen Tag; wie erheblich die Vortheile sind, die Preußen aus dieser
Combination erwachsen können, liegt auf der Hand. Seit zehn Jahren hat
Oestreich alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um sich Preußen feind¬
lich zu stimmen; wird es nun zu der Einsicht kommen, daß seit der Regierungs¬
veränderung die Mittel, auf Preußen zu wirken, nicht mehr dieselben sind,
und daß es seinerseits sich zu Zugeständnissen bequemen muß, wenn es von
^ dorther Zugeständnisse erlangen will?




Zur Literatur des deutschen Gaunerthums.

Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen
Ausbildung zu seinem heutigen Bestände von Friedrich Christian Benedict
AvL-Lallemand. Leipzig, Brockhaus. 1858.

Das Werk wird aus drei Theilen bestehen, von denen bis jetzt zwei aus-
gegeben sind. Der erste enthält eine Uebersicht der geschichtlichen Entwicklung
des Gaunerthums und seiner Literatur seit dem fünfzehnten Jahrhundert;
der zweite das moderne Gaunerthum: Praxis, Künste und Hilfsmittel. Der
dritte soll die Sprache behandeln. Der Verfasser dieses Werkes besitzt zwei
Eigenschaften, deren Vereinigung nicht häusig zu sein scheint, er hat durch
seine amtliche Stellung eine umfassende Kenntniß der Aufgaben unsrer Cri-
minalpolizei erworben und hat sich mit Liebe und Ausdauer auch um die
Sprache und die Geschichte der deutschen Gauner gekümmert, so hat sein
Werk nicht nur für Polizeibeamte und untersuchende Juristen, sondern
auch für Historiker und Sprachforscher Interesse. Der zweite Theil, welche
die modernen Zustände ausführlich charakterisiert, die einzelnen Thätigkeiten
der Verbrecher mit ihren Handwerksnamen und Kunstgriffen darstellt, und
schätzenswerthe Winke über Reformen unserer Entdeckungspolizei gibt, hat
sicher auch für den Laien keine geringe Bedeutung, uns fehlen die Kenntnisse,
welche zu kritischer Beurtheilung nöthig sind; wir müssen uns mit dem Be'
kenntniß begnügen, daß uns die zahlreichen Abbildungen z. B. der Nach'
Schlüssel und Sicherheitsschlösser durchaus imponirt haben. Der dritte Theil,


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[0102] Preußen und durch Vortheile, die es diesem in Aussicht stellt, die Einigung Deutschlands zu hintertreiben, zeigt die ganze Geschichte von 1795 bis auf den heutigen Tag; wie erheblich die Vortheile sind, die Preußen aus dieser Combination erwachsen können, liegt auf der Hand. Seit zehn Jahren hat Oestreich alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um sich Preußen feind¬ lich zu stimmen; wird es nun zu der Einsicht kommen, daß seit der Regierungs¬ veränderung die Mittel, auf Preußen zu wirken, nicht mehr dieselben sind, und daß es seinerseits sich zu Zugeständnissen bequemen muß, wenn es von ^ dorther Zugeständnisse erlangen will? Zur Literatur des deutschen Gaunerthums. Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestände von Friedrich Christian Benedict AvL-Lallemand. Leipzig, Brockhaus. 1858. Das Werk wird aus drei Theilen bestehen, von denen bis jetzt zwei aus- gegeben sind. Der erste enthält eine Uebersicht der geschichtlichen Entwicklung des Gaunerthums und seiner Literatur seit dem fünfzehnten Jahrhundert; der zweite das moderne Gaunerthum: Praxis, Künste und Hilfsmittel. Der dritte soll die Sprache behandeln. Der Verfasser dieses Werkes besitzt zwei Eigenschaften, deren Vereinigung nicht häusig zu sein scheint, er hat durch seine amtliche Stellung eine umfassende Kenntniß der Aufgaben unsrer Cri- minalpolizei erworben und hat sich mit Liebe und Ausdauer auch um die Sprache und die Geschichte der deutschen Gauner gekümmert, so hat sein Werk nicht nur für Polizeibeamte und untersuchende Juristen, sondern auch für Historiker und Sprachforscher Interesse. Der zweite Theil, welche die modernen Zustände ausführlich charakterisiert, die einzelnen Thätigkeiten der Verbrecher mit ihren Handwerksnamen und Kunstgriffen darstellt, und schätzenswerthe Winke über Reformen unserer Entdeckungspolizei gibt, hat sicher auch für den Laien keine geringe Bedeutung, uns fehlen die Kenntnisse, welche zu kritischer Beurtheilung nöthig sind; wir müssen uns mit dem Be' kenntniß begnügen, daß uns die zahlreichen Abbildungen z. B. der Nach' Schlüssel und Sicherheitsschlösser durchaus imponirt haben. Der dritte Theil,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/102>, abgerufen am 24.07.2024.