Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.Wer wollte ihn berechnen! Aber ein möglicher Fall ist es doch, und so In einem Punkt haben sie sich offenbar verrechnet. In der öffentlichen t t Die päpstliche Armee. Wir entnehmen der soeben erschienenen Schrift "Rom und Pius der "Die Franzosen hatten sich während ihrer zehnjährigen Occupation ^M' Aber so viel sich der französische General auch damit bemühte, indem Der Mangel an Mannszucht wird aber vornehmlich dadurch ""'?,^er Wer wollte ihn berechnen! Aber ein möglicher Fall ist es doch, und so In einem Punkt haben sie sich offenbar verrechnet. In der öffentlichen t t Die päpstliche Armee. Wir entnehmen der soeben erschienenen Schrift „Rom und Pius der „Die Franzosen hatten sich während ihrer zehnjährigen Occupation ^M' Aber so viel sich der französische General auch damit bemühte, indem Der Mangel an Mannszucht wird aber vornehmlich dadurch ""'?,^er <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107958"/> <p xml:id="ID_1216"> Wer wollte ihn berechnen! Aber ein möglicher Fall ist es doch, und so<lb/> konnten jene Blätter mit ihren niederträchtigen Verleumdungen Preußens eine<lb/> ganz andere Wirkung haben als die beabsichtigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1217"> In einem Punkt haben sie sich offenbar verrechnet. In der öffentlichen<lb/> Meinung Deutschlands ist ein merkwürdiger Umschwung eingetreten, und zwar<lb/> zu Gunsten Preußens. Wir überschätzen die eisenacher Versammlung, die<lb/> hannoversche Adresse u. s. w. ebenso wenig, als die frühern Kundgebungen<lb/> im Sinn der Allgemeinen Zeitung; aber ein Symptom sind sie jedenfalls.<lb/> Noch ist man im Unklaren, was man eigentlich fordern soll, noch spukt immer<lb/> der verworrene Traum einer Volksvertretung am Bundestag in den Köpfe",<lb/> trotz der bittern Nachwirkung dieses Traumes von 1848; aber der Jnstinct<lb/> des Volkes hat doch eine feste Richtung gewonnen: es sei für die Sache der<lb/> Freiheit und des nationalen Fortschritts alles von Preußen und nichts von<lb/> Oestreich zu erwarten. Und diese Stimmung wird sich mehr und mehr be¬<lb/> festigen und endlich auch die angemessene politische Formel finden.</p><lb/> <note type="byline"> t t</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die päpstliche Armee.</head><lb/> <p xml:id="ID_1218"> Wir entnehmen der soeben erschienenen Schrift „Rom und Pius der<lb/> Neunte von Theodor Mundt" (Berlin, t859, Verlag von Otto Zanke), in der<lb/> sich mancherlei Neues und Interessantes über die Zustände in Rom, räumet^<lb/> über die römische Aristokratie und die französischen Occupationstruppen und 'H^e<lb/> Führer. General Goyon, findet, die nachfolgenden Notizen über das Heer on^<lb/> Papstes. Zu bemerken ist, daß der Verfasser dieselben im Sommer 1s>i<lb/> sammelte, und seitdem wird sich nichts Wesentliches geändert haben. -</p><lb/> <p xml:id="ID_1219"> „Die Franzosen hatten sich während ihrer zehnjährigen Occupation ^M'<lb/> mehrfach bemüht gezeigt, dem Papst eine eigne nationale Streitmacht i<lb/> schaffen, und den Kirchenstaat scheinbar aus seinen selbstständigen M>w'<lb/> militärisch zu organisiren. ^,</p><lb/> <p xml:id="ID_1220"> Aber so viel sich der französische General auch damit bemühte, indem<lb/> die Exercitien der päpstlichen Truppen persönlich leitete, und auf die Verbessern >j<lb/> ihrer Kleidung, ihrer Disciplin und ihres Geistes die größte Aufmerksam"<lb/> verwandte, so schien es doch nicht möglich, selbst in dieser Schule aus em<lb/> gänzlich zerlassenen und demoralisirten Gesindel Soldaten zu machen. .«z<lb/> baten des Papstes sind einer militärischen Organisation ebensowenig s"t)>^<lb/> es die vielberüchtigten ^tadtsoldaten der frühern deutschen Reichsstädte g^wei , ^<lb/> und wie es überhaupt in dem eigentlichen Leben des heutigen Rom, u»ge"^ ^<lb/> der Weltherrlichkeit seiner Paläste und Ruinen, ungemein viel Krähww"<lb/> gibt, so braucht man nur römische Soldaten marschiren und exerciren<lb/> um den grotesken Anblick einer durchaus spießbürgerlichen Soldateska ZU</p><lb/> <p xml:id="ID_1221" next="#ID_1222"> Der Mangel an Mannszucht wird aber vornehmlich dadurch ""'?,^er<lb/> und unterhalten, daß es diesen Truppen ganz und gar an tüchtigen und M<lb/> Offizieren fehlt, durch welche allein eine militärische Organisation in e»^<lb/> bestimmten Geist erhalten werden kann. Die Offiziere erscheinen ^Z-<lb/> wunderliche Zwittergeschöpfe, die weder den Ausdruck einer militärischen Star</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
Wer wollte ihn berechnen! Aber ein möglicher Fall ist es doch, und so
konnten jene Blätter mit ihren niederträchtigen Verleumdungen Preußens eine
ganz andere Wirkung haben als die beabsichtigte.
In einem Punkt haben sie sich offenbar verrechnet. In der öffentlichen
Meinung Deutschlands ist ein merkwürdiger Umschwung eingetreten, und zwar
zu Gunsten Preußens. Wir überschätzen die eisenacher Versammlung, die
hannoversche Adresse u. s. w. ebenso wenig, als die frühern Kundgebungen
im Sinn der Allgemeinen Zeitung; aber ein Symptom sind sie jedenfalls.
Noch ist man im Unklaren, was man eigentlich fordern soll, noch spukt immer
der verworrene Traum einer Volksvertretung am Bundestag in den Köpfe",
trotz der bittern Nachwirkung dieses Traumes von 1848; aber der Jnstinct
des Volkes hat doch eine feste Richtung gewonnen: es sei für die Sache der
Freiheit und des nationalen Fortschritts alles von Preußen und nichts von
Oestreich zu erwarten. Und diese Stimmung wird sich mehr und mehr be¬
festigen und endlich auch die angemessene politische Formel finden.
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Die päpstliche Armee.
Wir entnehmen der soeben erschienenen Schrift „Rom und Pius der
Neunte von Theodor Mundt" (Berlin, t859, Verlag von Otto Zanke), in der
sich mancherlei Neues und Interessantes über die Zustände in Rom, räumet^
über die römische Aristokratie und die französischen Occupationstruppen und 'H^e
Führer. General Goyon, findet, die nachfolgenden Notizen über das Heer on^
Papstes. Zu bemerken ist, daß der Verfasser dieselben im Sommer 1s>i
sammelte, und seitdem wird sich nichts Wesentliches geändert haben. -
„Die Franzosen hatten sich während ihrer zehnjährigen Occupation ^M'
mehrfach bemüht gezeigt, dem Papst eine eigne nationale Streitmacht i
schaffen, und den Kirchenstaat scheinbar aus seinen selbstständigen M>w'
militärisch zu organisiren. ^,
Aber so viel sich der französische General auch damit bemühte, indem
die Exercitien der päpstlichen Truppen persönlich leitete, und auf die Verbessern >j
ihrer Kleidung, ihrer Disciplin und ihres Geistes die größte Aufmerksam"
verwandte, so schien es doch nicht möglich, selbst in dieser Schule aus em
gänzlich zerlassenen und demoralisirten Gesindel Soldaten zu machen. .«z
baten des Papstes sind einer militärischen Organisation ebensowenig s"t)>^
es die vielberüchtigten ^tadtsoldaten der frühern deutschen Reichsstädte g^wei , ^
und wie es überhaupt in dem eigentlichen Leben des heutigen Rom, u»ge"^ ^
der Weltherrlichkeit seiner Paläste und Ruinen, ungemein viel Krähww"
gibt, so braucht man nur römische Soldaten marschiren und exerciren
um den grotesken Anblick einer durchaus spießbürgerlichen Soldateska ZU
Der Mangel an Mannszucht wird aber vornehmlich dadurch ""'?,^er
und unterhalten, daß es diesen Truppen ganz und gar an tüchtigen und M
Offizieren fehlt, durch welche allein eine militärische Organisation in e»^
bestimmten Geist erhalten werden kann. Die Offiziere erscheinen ^Z-
wunderliche Zwittergeschöpfe, die weder den Ausdruck einer militärischen Star
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