Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.er davon auf den Boden, rief den Quästor herbei und sprach: Ich spende dem Ausblicke aus den Kriegsschauplatz. 6. Seit der Schlacht von-Magenta sind die Oestreicher in beständigem Rück¬ Aber die Oestreicher haben auch dies aufgegeben. Sie wollen somit, wie Ein solches Verfahren ist allerdings im Allgemeinen ein durchaus ange¬ Um ihren großen Sieg zu gewinnen, eilen sie in ihre Stellung von Min¬ er davon auf den Boden, rief den Quästor herbei und sprach: Ich spende dem Ausblicke aus den Kriegsschauplatz. 6. Seit der Schlacht von-Magenta sind die Oestreicher in beständigem Rück¬ Aber die Oestreicher haben auch dies aufgegeben. Sie wollen somit, wie Ein solches Verfahren ist allerdings im Allgemeinen ein durchaus ange¬ Um ihren großen Sieg zu gewinnen, eilen sie in ihre Stellung von Min¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107616"/> <p xml:id="ID_36" prev="#ID_35"> er davon auf den Boden, rief den Quästor herbei und sprach: Ich spende dem<lb/> Jupiter Befreier. Schau her, junger Mann: die unheilvolle Bedeutung mögen<lb/> die Götter abwenden; aber du lebst in einer Zeit, in der es wol frommen<lb/> kann, den Geist durch Beispiele standhaften Muths zu kräftigen. An dieser<lb/> Stelle brechen die erhaltenen Handschriften des Tacitus ab. Der Zufall, ur<lb/> uns so viel Werthloses aus der alten Literatur erhalten, hat uns den Schluß<lb/> dieses furchtbaren Trauerspiels — die Vergeltung, die Nero nicht lange nach¬<lb/> her ereilte — entzogen, und es ist zu fürchten, auf immer. Schon in der<lb/> nüchternen Erzählung Suetons wirkt sein gräßliches Ende erschütternd, um<lb/> wie viel gewaltiger muß der Eindruck gewesen sein, den Tacitus Darstellung<lb/> gemacht hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ausblicke aus den Kriegsschauplatz.</head><lb/> <div n="2"> <head> 6.</head><lb/> <p xml:id="ID_37"> Seit der Schlacht von-Magenta sind die Oestreicher in beständigem Rück¬<lb/> zug geblieben. Während sie bis dahin zu viel hatten festhalten wollen, haben<lb/> sie von da ab aufgegeben, was nur aufzugeben war. Man kann nichts da¬<lb/> gegen haben, daß sie Orte, wie Pavia und Pizzighettone, die nur einer schwa¬<lb/> chen Vertheidigung fähig waren, räumten, daß sie überhaupt nicht alle Plätze<lb/> besetzen ließen, welche auf dem aufgegebenen Gebiete lagen. Doch einige<lb/> Punkte auf solchem Gebiete festzuhalten, das gewährt einen ungemeinen Vor¬<lb/> theil für den Fall künftigen Wiedervordringens. Ein solcher Punkt war nun<lb/> namentlich Piacenza. eine haltbare Festung.</p><lb/> <p xml:id="ID_38"> Aber die Oestreicher haben auch dies aufgegeben. Sie wollen somit, wie<lb/> es scheint, alle ihre Kräfte zu einem großen Schlage versammeln; sie wollen<lb/> nur darauf ausgehen, einen Sieg zu gewinnen und gar nicht mehr daran<lb/> denken, wie dieser Sieg, wenn er gewonnen sein wird, aus die erfolgreichste<lb/> Weise ausgebeutet werden solle.</p><lb/> <p xml:id="ID_39"> Ein solches Verfahren ist allerdings im Allgemeinen ein durchaus ange¬<lb/> messenes; indessen man muß in keinem Fall die Konsequenz auf die äußerste<lb/> Spitze treiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_40" next="#ID_41"> Um ihren großen Sieg zu gewinnen, eilen sie in ihre Stellung von Min¬<lb/> cio und Etsch. Wollten sie, was sie begonnen, mit noch größerer Consequenz</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
er davon auf den Boden, rief den Quästor herbei und sprach: Ich spende dem
Jupiter Befreier. Schau her, junger Mann: die unheilvolle Bedeutung mögen
die Götter abwenden; aber du lebst in einer Zeit, in der es wol frommen
kann, den Geist durch Beispiele standhaften Muths zu kräftigen. An dieser
Stelle brechen die erhaltenen Handschriften des Tacitus ab. Der Zufall, ur
uns so viel Werthloses aus der alten Literatur erhalten, hat uns den Schluß
dieses furchtbaren Trauerspiels — die Vergeltung, die Nero nicht lange nach¬
her ereilte — entzogen, und es ist zu fürchten, auf immer. Schon in der
nüchternen Erzählung Suetons wirkt sein gräßliches Ende erschütternd, um
wie viel gewaltiger muß der Eindruck gewesen sein, den Tacitus Darstellung
gemacht hat.
Ausblicke aus den Kriegsschauplatz.
6.
Seit der Schlacht von-Magenta sind die Oestreicher in beständigem Rück¬
zug geblieben. Während sie bis dahin zu viel hatten festhalten wollen, haben
sie von da ab aufgegeben, was nur aufzugeben war. Man kann nichts da¬
gegen haben, daß sie Orte, wie Pavia und Pizzighettone, die nur einer schwa¬
chen Vertheidigung fähig waren, räumten, daß sie überhaupt nicht alle Plätze
besetzen ließen, welche auf dem aufgegebenen Gebiete lagen. Doch einige
Punkte auf solchem Gebiete festzuhalten, das gewährt einen ungemeinen Vor¬
theil für den Fall künftigen Wiedervordringens. Ein solcher Punkt war nun
namentlich Piacenza. eine haltbare Festung.
Aber die Oestreicher haben auch dies aufgegeben. Sie wollen somit, wie
es scheint, alle ihre Kräfte zu einem großen Schlage versammeln; sie wollen
nur darauf ausgehen, einen Sieg zu gewinnen und gar nicht mehr daran
denken, wie dieser Sieg, wenn er gewonnen sein wird, aus die erfolgreichste
Weise ausgebeutet werden solle.
Ein solches Verfahren ist allerdings im Allgemeinen ein durchaus ange¬
messenes; indessen man muß in keinem Fall die Konsequenz auf die äußerste
Spitze treiben.
Um ihren großen Sieg zu gewinnen, eilen sie in ihre Stellung von Min¬
cio und Etsch. Wollten sie, was sie begonnen, mit noch größerer Consequenz
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