Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.Neue Reiseliteratnr. Die Bereisung Hocharmenicns und Elisabethopols, der Schckinschcn Es dürfte nicht ohne Interesse sein, zu wissen, wie viele Wesen ihren Fleiß, Im Jahre 17 n. Chr. verbot Kaiser Tibenus seidene Gewänder. Im Jahre Es ist bekannt, , daß zu einem seidenen Kleide ohne Schleppe 15^2 Ellen eines 30*
Neue Reiseliteratnr. Die Bereisung Hocharmenicns und Elisabethopols, der Schckinschcn Es dürfte nicht ohne Interesse sein, zu wissen, wie viele Wesen ihren Fleiß, Im Jahre 17 n. Chr. verbot Kaiser Tibenus seidene Gewänder. Im Jahre Es ist bekannt, , daß zu einem seidenen Kleide ohne Schleppe 15^2 Ellen eines 30*
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Neue Reiseliteratnr.
Die Bereisung Hocharmenicns und Elisabethopols, der Schckinschcn
Provinz und des Kasbek im Centralkaukasus von F. A. Kolenati. Mit zehn Holz¬
schnitten. Dresden, R. Kuntze. 1858. — Eine sehr in das Detail eingehende, auf
den gründlichsten Untersuchungen beruhende Schilderung der genannten Theile des
transkaukasischen Rußland, von der man nur wünschen möchte, die einzelnen Auf¬
sätze, aus denen sie besteht, wären chronologisch, oder wenn das sich nicht empfahl,
nach den Gegenständen zusammengestellt. Der Verfasser ist Arzt und Naturforscher,
und fo erhalten wir namentlich über die Fauna und Flora des Kaukasus und seiner
Nachbarschaft vieles ungemein Werthvolle. Dahin gehört, was er über das Ka-
meel, über die Weine und die Bienenzucht, den Fischfang und die Kaviarbercitung
in den von ihm bereisten Landstrichen, dahin ganz vorzüglich das, was er über den
Seidenbau sagt. Er interessirt sich aber zugleich sür Gegenstände der Ethnographie,
und auf diesem Gebiet ist besonders seine Schilderung d-r deutschen Niederlassungen
bei Tiflis, aus der wir.später einen Auszug mittheilen werden, dankenswerth. Nicht
ohne Interesse ist dann seine kleine Grammatik der tatarischen Sprache, obwol sie
nur praktische Bedürfnisse im Auge hat. Endlich bekommt man auch manches hüb¬
sche Bild von den großen und kleinen Orten Armeniens "und Grnsiens, auch ist zu
erwähnen, daß der Verfasser den Kasbek, den zweithöchsten Berg des Kaukasus be¬
stiegen hat. Wir erlauben uns für Damen die folgende „Meditation über ein sei¬
denes Kleid" aus dem Buche aufzuheben.
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, zu wissen, wie viele Wesen ihren Fleiß,
ihre besten Säfte und endlich ihr Leben hingegeben haben, um den Stoff zu einem
seidenen Kleide zu liefern.
Im Jahre 17 n. Chr. verbot Kaiser Tibenus seidene Gewänder. Im Jahre
173 n. Chr. durften sich unter der Regierung Marc Aurels nur hohe Damen in
Seide kleiden. Im Jahre 218 n. Chr. bekleidete sich der Syrier Heliogabal zuerst
damit. Im Jahre 270 n. Chr. verweigerte Kaiser Aurelian seiner Gemahlin ein
seidenes Kleid, da es mit Gold aufgewogen wurde. Auch heutzutage ist ein seide¬
nes Gewand zuweilen das Zeichen der vornehmen Dame.
Es ist bekannt, , daß zu einem seidenen Kleide ohne Schleppe 15^2 Ellen eines
V» Ellen breiten, oder 26 Ellen eines V» Ellen breiten Stoffes mit Schleppe er¬
forderlich sind. Auf eine Elle kommt es gewöhnlich, wie bekannt, den Damen-
fcbncidern nicht an und es ist jeder Dame anzurathen, lieber eine oder zwei Ellen
mehr der Schere zu opfern, als an ihrem Umfange beeinträchtigt zu werden. Nun
wiegt ein leichter Seidenstoff auf ein Kleid I6V2 Loth, ein schwerer Seidenstoff
1 Pfund 3V« Loth, wenn man auch sür die Farbe (was allenfalls nur bei gelben
durch Bleioxyd gefärbten Stoffen Anwendung erleidet) 5—8 Loth auf ein Pfund
Seidenstoff in Abzug bringt. Zu einem Loth Seide sind 90—95 Cocons nach
Abzug allen Verlustes durch Abfälle und Krankheiten der Seidenwürmer erforderlich;
daher sind zu einem Pfund 2880 bis 3040 Cocons nöthig. Somit haben zu
einem leichten seidenen Kleide, dessen Stoff 16 Loth wiegt, 1445—1547 und zu
einem schweren seidenen Kleide, dessen Stoff 1 Pfund 3°/» Loth wiegt, 3177—3348
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