Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.einem Worte sein erstes Auftreten war durchaus verfehlt und unglücklich. Er Georg Friedrich Händel von Fr. Chrysandcr. Die Erscheinung dieses Werkes, dessen erster Band hier vorliegt, sällt in Da unsre Kunst in der unmittelbaren Gegenwart bis jetzt noch zu keinen 13*
einem Worte sein erstes Auftreten war durchaus verfehlt und unglücklich. Er Georg Friedrich Händel von Fr. Chrysandcr. Die Erscheinung dieses Werkes, dessen erster Band hier vorliegt, sällt in Da unsre Kunst in der unmittelbaren Gegenwart bis jetzt noch zu keinen 13*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/265916"/> <p xml:id="ID_253" prev="#ID_252"> einem Worte sein erstes Auftreten war durchaus verfehlt und unglücklich. Er<lb/> fand aber' seine Stellung nachher als parlamentarischer Redner und Führer<lb/> und ward nach lebhafter Opposition erst Vicepräsident. dann Präsident der<lb/> Kammer. Allmälig kam es zur, Vereinigung zwischen ihm und Cavour, in<lb/> dessen Ministerium er nach San Martins für das Innere eintrat und bis<lb/> Anfang dieses Jahres blieb; er ist ein gewandter und bedeutender Kops, doch<lb/><note type="byline"> N.</note> mehr parlamentarischer Taktiker als Staatsmann. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Georg Friedrich Händel von Fr. Chrysandcr.</head><lb/> <p xml:id="ID_254"> Die Erscheinung dieses Werkes, dessen erster Band hier vorliegt, sällt in<lb/> eine für die Wiederbelebung der Händelschen Hinterlassenschaft ungemein thä¬<lb/> tige Zeit; in Leipzig bereitet eine Gesellschaft nach Art des Bachvereins, an<lb/> deren Spitze Chrysander steht, die Herausgabe sämmtlicher Werke Handels<lb/> vor. und für das Händeldcnkmal in Halle wird viel Thätigkeit entfaltet, so-<lb/> wol in der Gcburtsstadt des Meisters selbst, als auch an andern Orten, so<lb/> daß der Plan seiner endlichen Verwirklichung entgegengeht. Jederzeit bleibt<lb/> jedoch die allgemeinere Verbreitung der Werke durch die Herausgabe das<lb/> beste Denkmal — so hat das Studium und die Würdigung Bachs ohne<lb/> Frage einen großen Aufschwung genommen, seit seine Werte auch in Hände<lb/> gelangt sind, welche sich bei den bisherigen theuern Preisen und der Selten¬<lb/> heit der Drucke und Handschriften oft genug vergebens danach geöffnet haben<lb/> mögen. Ueberdies regt sich in ganz Deutschland mit wunderbarem Eifer eine<lb/> große Thätigkeit sür Wiederaufnahme von Werken alter Kunst, nicht nur ver¬<lb/> einzelt bei Sammlern und Geschichtschreibern, sondern mit dem wirklichen<lb/> Bestreben, diese verborgenen Schätze auch weiteren Volkskreisen zugänglich zu<lb/> machen, und ein populäres Verständniß derselben anzubahnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_255" next="#ID_256"> Da unsre Kunst in der unmittelbaren Gegenwart bis jetzt noch zu keinen<lb/> maßgebenden Resultaten über die Vergangenheit hinaus gelangt ist. sondern<lb/> «se an der Erweiterung ihrer Ideenkreise arbeitet, so ist das Bestreben, durch<lb/> Popularisirung in sich vollkommener Werke ^abgeschlossener Perioden<lb/> auch im Boll einen sichern Grund zum höhern Weiterbau zu legen, wol<lb/> in keiner Weise anzufechten. Wer die Vergangenheit mit einiger Kenntniß und<lb/> Aufrichtigkeit betrachtet, kann bestimmt nicht zu der Meinung gelangen, man<lb/> müsse die in ihr zum Abschluß gelangten Ideen völlig abschütteln, um so im</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 13*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
einem Worte sein erstes Auftreten war durchaus verfehlt und unglücklich. Er
fand aber' seine Stellung nachher als parlamentarischer Redner und Führer
und ward nach lebhafter Opposition erst Vicepräsident. dann Präsident der
Kammer. Allmälig kam es zur, Vereinigung zwischen ihm und Cavour, in
dessen Ministerium er nach San Martins für das Innere eintrat und bis
Anfang dieses Jahres blieb; er ist ein gewandter und bedeutender Kops, doch
N. mehr parlamentarischer Taktiker als Staatsmann.
Georg Friedrich Händel von Fr. Chrysandcr.
Die Erscheinung dieses Werkes, dessen erster Band hier vorliegt, sällt in
eine für die Wiederbelebung der Händelschen Hinterlassenschaft ungemein thä¬
tige Zeit; in Leipzig bereitet eine Gesellschaft nach Art des Bachvereins, an
deren Spitze Chrysander steht, die Herausgabe sämmtlicher Werke Handels
vor. und für das Händeldcnkmal in Halle wird viel Thätigkeit entfaltet, so-
wol in der Gcburtsstadt des Meisters selbst, als auch an andern Orten, so
daß der Plan seiner endlichen Verwirklichung entgegengeht. Jederzeit bleibt
jedoch die allgemeinere Verbreitung der Werke durch die Herausgabe das
beste Denkmal — so hat das Studium und die Würdigung Bachs ohne
Frage einen großen Aufschwung genommen, seit seine Werte auch in Hände
gelangt sind, welche sich bei den bisherigen theuern Preisen und der Selten¬
heit der Drucke und Handschriften oft genug vergebens danach geöffnet haben
mögen. Ueberdies regt sich in ganz Deutschland mit wunderbarem Eifer eine
große Thätigkeit sür Wiederaufnahme von Werken alter Kunst, nicht nur ver¬
einzelt bei Sammlern und Geschichtschreibern, sondern mit dem wirklichen
Bestreben, diese verborgenen Schätze auch weiteren Volkskreisen zugänglich zu
machen, und ein populäres Verständniß derselben anzubahnen.
Da unsre Kunst in der unmittelbaren Gegenwart bis jetzt noch zu keinen
maßgebenden Resultaten über die Vergangenheit hinaus gelangt ist. sondern
«se an der Erweiterung ihrer Ideenkreise arbeitet, so ist das Bestreben, durch
Popularisirung in sich vollkommener Werke ^abgeschlossener Perioden
auch im Boll einen sichern Grund zum höhern Weiterbau zu legen, wol
in keiner Weise anzufechten. Wer die Vergangenheit mit einiger Kenntniß und
Aufrichtigkeit betrachtet, kann bestimmt nicht zu der Meinung gelangen, man
müsse die in ihr zum Abschluß gelangten Ideen völlig abschütteln, um so im
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