Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.Gewalt des Staates." Dies ist bis auf einen gewissen Grad ganz richtig, Ueber das, was das Gesellschaftslexikon auf geistigem Gebiet anstreben Hr. Wagner verheißt, sein Werk solle die Partei darstellen, so wie sie Korrespondenz. Ans KonstllNtinopel. -- Ich schreibe Ihnen unter den Donner eines eben Gewalt des Staates." Dies ist bis auf einen gewissen Grad ganz richtig, Ueber das, was das Gesellschaftslexikon auf geistigem Gebiet anstreben Hr. Wagner verheißt, sein Werk solle die Partei darstellen, so wie sie Korrespondenz. Ans KonstllNtinopel. — Ich schreibe Ihnen unter den Donner eines eben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105891"/> <p xml:id="ID_172" prev="#ID_171"> Gewalt des Staates." Dies ist bis auf einen gewissen Grad ganz richtig,<lb/> und wir begreifen nicht, was die Partei, welche sich für Selbstregierung und<lb/> Selbstbestimmung und gegen die Bureaukratie ereifert, daran auszusetzen haben<lb/> kann. Wol mag man den Staat, den Vormund und Pfleger der materiellen<lb/> Interessen nennen, aber je freier dieselben unter seiner Oberaufsicht sich bewe¬<lb/> gen tonnen, je weniger die Pflege eine Bevormundung ist, desto besser muß<lb/> sich der Gewerbfleiß dabei stehen, jede künstliche Erschwerung oder Bevorzugung<lb/> dagegen unnatürliche Interessen schassen, welche, wenn sie einmal da sind,<lb/> gebieterisch Berücksichtigung fordern und immer weiter auf falscher Bahn füh¬<lb/> ren. Die Kreuzzeitung hat sich zuweilen sehr freihändlerisch geäußert, aber<lb/> wir haben gegen solche Erklärungen stets einen natürlichen Unglauben behalten;<lb/> die Abschaffung der englischen Getreidezölle war allerdings dem Ackerbau der<lb/> Ostseeprovinzen sehr vortheilhaft, die Ermäßigung der Schutzzölle gab ihren<lb/> Producten vermehrten Abzug, aber die eigentlichen Grundsätze der Partei laufen<lb/> dem Freihandel direct zuwider; denn wer Grund und Boden fesseln will, die<lb/> Gewerbe in die Zunft zurückzwängen will, der kann keine freie Bewegung des<lb/> Handels wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_173"> Ueber das, was das Gesellschaftslexikon auf geistigem Gebiet anstreben<lb/> will, schweigen wir, die absurde Lehre von der Umkehr der Wissenschaft und<lb/> ihre Folgen sind bekannt und berüchtigt genug.</p><lb/> <p xml:id="ID_174"> Hr. Wagner verheißt, sein Werk solle die Partei darstellen, so wie sie<lb/> künftig werden wird, es ist das vorläufig noch eine schwer zu bestimmende<lb/> Größe, wir urtheilen nicht nach dem. was sie bisher gesprochen, sondern<lb/> nach dem, was sie gethan hat. Mit Sprechen und Erklärungen wird man<lb/> das Wort, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht ändern. Möge die<lb/> Partei sich in ihren Thaten ändern, sonst wird nichts ihre Entfremdung von<lb/> der Nation heben, nichts das Fiasco des vorliegenden Werkes hindern und<lb/> Herr Wagner der Mühe überhoben sein, dasselbe, wie er sich vorbehält, in<lb/><note type="byline"> V.</note> fremde Sprachen zu übersetzen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Korrespondenz.</head><lb/> <div n="2"> <head> Ans KonstllNtinopel.</head> <p xml:id="ID_175" next="#ID_176"> — Ich schreibe Ihnen unter den Donner eines eben<lb/> am Himmel aufziehenden Gewitters, einer immerhin seltenen Erscheinung in Stambul,<lb/> wo alle Krisen in der Atmosphäre sich in der Regel in gewaltigen Orkanen, an¬<lb/> statt in Blitzschlägen und Regengüssen auszutoben Pflegen. Der Donner rollt mit</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Gewalt des Staates." Dies ist bis auf einen gewissen Grad ganz richtig,
und wir begreifen nicht, was die Partei, welche sich für Selbstregierung und
Selbstbestimmung und gegen die Bureaukratie ereifert, daran auszusetzen haben
kann. Wol mag man den Staat, den Vormund und Pfleger der materiellen
Interessen nennen, aber je freier dieselben unter seiner Oberaufsicht sich bewe¬
gen tonnen, je weniger die Pflege eine Bevormundung ist, desto besser muß
sich der Gewerbfleiß dabei stehen, jede künstliche Erschwerung oder Bevorzugung
dagegen unnatürliche Interessen schassen, welche, wenn sie einmal da sind,
gebieterisch Berücksichtigung fordern und immer weiter auf falscher Bahn füh¬
ren. Die Kreuzzeitung hat sich zuweilen sehr freihändlerisch geäußert, aber
wir haben gegen solche Erklärungen stets einen natürlichen Unglauben behalten;
die Abschaffung der englischen Getreidezölle war allerdings dem Ackerbau der
Ostseeprovinzen sehr vortheilhaft, die Ermäßigung der Schutzzölle gab ihren
Producten vermehrten Abzug, aber die eigentlichen Grundsätze der Partei laufen
dem Freihandel direct zuwider; denn wer Grund und Boden fesseln will, die
Gewerbe in die Zunft zurückzwängen will, der kann keine freie Bewegung des
Handels wollen.
Ueber das, was das Gesellschaftslexikon auf geistigem Gebiet anstreben
will, schweigen wir, die absurde Lehre von der Umkehr der Wissenschaft und
ihre Folgen sind bekannt und berüchtigt genug.
Hr. Wagner verheißt, sein Werk solle die Partei darstellen, so wie sie
künftig werden wird, es ist das vorläufig noch eine schwer zu bestimmende
Größe, wir urtheilen nicht nach dem. was sie bisher gesprochen, sondern
nach dem, was sie gethan hat. Mit Sprechen und Erklärungen wird man
das Wort, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht ändern. Möge die
Partei sich in ihren Thaten ändern, sonst wird nichts ihre Entfremdung von
der Nation heben, nichts das Fiasco des vorliegenden Werkes hindern und
Herr Wagner der Mühe überhoben sein, dasselbe, wie er sich vorbehält, in
V. fremde Sprachen zu übersetzen.
Korrespondenz.
Ans KonstllNtinopel. — Ich schreibe Ihnen unter den Donner eines eben
am Himmel aufziehenden Gewitters, einer immerhin seltenen Erscheinung in Stambul,
wo alle Krisen in der Atmosphäre sich in der Regel in gewaltigen Orkanen, an¬
statt in Blitzschlägen und Regengüssen auszutoben Pflegen. Der Donner rollt mit
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