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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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daß der sie Erhebende dabei gewinnt. Unseres Bedenkens wäre es für ihn der beste
Rath, daß er die ihm auferlegte unfreiwillige Muße dazu benutzt, um durch tüch¬
tige wissenschaftliche Arbeiten das ungünstige Urtheil seiner Bonner Gegner zu
widerlegen.




Literatur.

Neue geographische und Reiseliteratur. Acht Monate in Japan
nach dem Vertrag von Kanagawa von F. A. Lühdorf. Bremen, Verlag von
H. Strack. 1858. -- Der Verfasser dieser Schrift ist ein praktischer Kaufmann, der als
Supcrcargo eines amerikanischen Schiffes längere Zeit in Japan zubrachte. Seine
Darstellung ist somit vorzüglich für den Kaufmann berechnet, dem sie manche bc-
hcrzigenswerthe Winke für den Fall gibt, daß Japan im ausgedehnteren Maße als
bisher dem Verkehr mit andern Ländern geöffnet wird. Daß die Amerikaner mit
ihrer Expedition keineswegs so Großes erreicht haben, als sie erwarteten und später
der Welt glauben machen wollten, ist bekannt und hier ausführlich bewiesen. Was der
Verfasser über die Sprache, das Land und Volk Japans, Sitten und Religion bei¬
fügt, enthält nichts Neues, wird aber immerhin denen, die nicht Zeit und Gelegen¬
heit zu ernsterer Beschäftigung mit dem Gegenstand haben, willkommen sein. Das¬
selbe gilt von den beigegebenen 10 Illustrationen. --

Reisen in Centralafrika von Mungo Park bis auf Barth und Dr.
Vogel. Von Dr. E. Schaumburg. Lahr, Verlag vom M, Schaumburg und Co.
1858. -- Seit den Reisen Barths und Vogels ist Afrika in allen Kreisen, welche
ein lebhafteres Interesse an der Geographie und ihren Entdeckungen nehmen, in
die Reihe der Tagesfragen eingerückt, und so wird ein Unternehmen, welches das
allmälige Lichtcrwcrdcn der noch vor wenigen Jahrzehnten ziemlich dunkeln Vorstel¬
lungen von diesem Welttheile verfolgt, schon wegen seines Gegenstandes auf eine
günstige Aufnahme rechnen können. Der Verfasser hat es hier aber auch verstanden,
uns ein wirkliches farbiges Bild einerseits von den Reisenden, welchen wir das neue
Wissen danken, andererseits von den Völkerstämmen, deren Leben sich vermittels dieser
Forscherrcisen vor uns aufrollte, und der tropischen Natur, die das Innere des
dritten Welttheils zeigt, zusammenzustellen. Seine Benutzung der Quellenschriften
ist ebenso gründlich als geschickt, seine Darstellung klar und einfach, der Stoff überall
gut geordnet und mit einer solchen Fülle anziehender Detailschilderungen ausgestattet,
daß sich das Buch sast wie ein Roman liest. Das erste Heft gibt nach einem an¬
schaulichen Ueberblick über die physische Beschaffenheit Afrikas die afrikanischen Ent¬
deckungen des Alterthums und des Mittelalters; dann folgen die Reisen Mungo
Parks, dann im dritten Buche Dcnhcun, Clapperton und Oudncy, dann sollen die
Entdeckungsreisen der Gebrüder Lander, hieraus die Forschungen Richardsons und
Overwegh und zuletzt die Reisen Barths und Vogels sich anschließen. Die Aus¬
stattung ist schön, von den artistischen Beigaben besonders die der 4. Lieferung bei¬
geheftete Karte von Nord- und Mittelafrika lobend zu erwähnen. --


daß der sie Erhebende dabei gewinnt. Unseres Bedenkens wäre es für ihn der beste
Rath, daß er die ihm auferlegte unfreiwillige Muße dazu benutzt, um durch tüch¬
tige wissenschaftliche Arbeiten das ungünstige Urtheil seiner Bonner Gegner zu
widerlegen.




Literatur.

Neue geographische und Reiseliteratur. Acht Monate in Japan
nach dem Vertrag von Kanagawa von F. A. Lühdorf. Bremen, Verlag von
H. Strack. 1858. — Der Verfasser dieser Schrift ist ein praktischer Kaufmann, der als
Supcrcargo eines amerikanischen Schiffes längere Zeit in Japan zubrachte. Seine
Darstellung ist somit vorzüglich für den Kaufmann berechnet, dem sie manche bc-
hcrzigenswerthe Winke für den Fall gibt, daß Japan im ausgedehnteren Maße als
bisher dem Verkehr mit andern Ländern geöffnet wird. Daß die Amerikaner mit
ihrer Expedition keineswegs so Großes erreicht haben, als sie erwarteten und später
der Welt glauben machen wollten, ist bekannt und hier ausführlich bewiesen. Was der
Verfasser über die Sprache, das Land und Volk Japans, Sitten und Religion bei¬
fügt, enthält nichts Neues, wird aber immerhin denen, die nicht Zeit und Gelegen¬
heit zu ernsterer Beschäftigung mit dem Gegenstand haben, willkommen sein. Das¬
selbe gilt von den beigegebenen 10 Illustrationen. —

Reisen in Centralafrika von Mungo Park bis auf Barth und Dr.
Vogel. Von Dr. E. Schaumburg. Lahr, Verlag vom M, Schaumburg und Co.
1858. — Seit den Reisen Barths und Vogels ist Afrika in allen Kreisen, welche
ein lebhafteres Interesse an der Geographie und ihren Entdeckungen nehmen, in
die Reihe der Tagesfragen eingerückt, und so wird ein Unternehmen, welches das
allmälige Lichtcrwcrdcn der noch vor wenigen Jahrzehnten ziemlich dunkeln Vorstel¬
lungen von diesem Welttheile verfolgt, schon wegen seines Gegenstandes auf eine
günstige Aufnahme rechnen können. Der Verfasser hat es hier aber auch verstanden,
uns ein wirkliches farbiges Bild einerseits von den Reisenden, welchen wir das neue
Wissen danken, andererseits von den Völkerstämmen, deren Leben sich vermittels dieser
Forscherrcisen vor uns aufrollte, und der tropischen Natur, die das Innere des
dritten Welttheils zeigt, zusammenzustellen. Seine Benutzung der Quellenschriften
ist ebenso gründlich als geschickt, seine Darstellung klar und einfach, der Stoff überall
gut geordnet und mit einer solchen Fülle anziehender Detailschilderungen ausgestattet,
daß sich das Buch sast wie ein Roman liest. Das erste Heft gibt nach einem an¬
schaulichen Ueberblick über die physische Beschaffenheit Afrikas die afrikanischen Ent¬
deckungen des Alterthums und des Mittelalters; dann folgen die Reisen Mungo
Parks, dann im dritten Buche Dcnhcun, Clapperton und Oudncy, dann sollen die
Entdeckungsreisen der Gebrüder Lander, hieraus die Forschungen Richardsons und
Overwegh und zuletzt die Reisen Barths und Vogels sich anschließen. Die Aus¬
stattung ist schön, von den artistischen Beigaben besonders die der 4. Lieferung bei¬
geheftete Karte von Nord- und Mittelafrika lobend zu erwähnen. —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/167>, abgerufen am 22.07.2024.