Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.Haus die Salzstcuer passiren läßt. Wir befürchten, aufrichtig gestanden -- denn Literatur. Erlebnisse eines schleswigschen Predigers in den Friedens- und Haus die Salzstcuer passiren läßt. Wir befürchten, aufrichtig gestanden — denn Literatur. Erlebnisse eines schleswigschen Predigers in den Friedens- und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0044" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103711"/> <p xml:id="ID_98" prev="#ID_97"> Haus die Salzstcuer passiren läßt. Wir befürchten, aufrichtig gestanden — denn<lb/> wir sind, ganz abgesehen von allen politischen Gründen, dieser Steuer völlig ent¬<lb/> gegen —, daß dem so sein wird. Das Herrenhaus hätte hier eine Gelegenheit,<lb/> wie sie sich wahrscheinlich in langer Zeit nicht wieder bieten wird, seiner sehr neuen<lb/> Existenz »inen gewissen Halt in der äußerlichen Meinung zu geben, der ihr bis<lb/> jetzt noch mangelt und der die eigentliche Stärke einer aristokratischen Institution<lb/> ausmacht. Bis jetzt hat es seiue Thätigkeit mit einem Eifer den ritterschaftlichen<lb/> Interessen zugewendet, der nicht geeignet ist, die gegen den preußischen Adel im<lb/> Volke bestehenden Vorurtheile zu versöhnen. Jetzt könnte es einen Act vollziehen,<lb/> der ihm selbst keine Vortheile einbrächte, der nur den ärmeren Classen der Bevöl¬<lb/> kerung zu Gute käme. Wird die Mehrheit die nöthige Selbstständigkeit und Energie<lb/> dazu besitzen? Das ist die Frage. Die mächtige Minorität, die bei den Abgeord¬<lb/> neten gegen die Salzstcuererhöhung sich erklärt hat, gibt dem Herrenhaus eine sehr<lb/> bedeutende moralische Stütze. Es sind jedoch auch andere, vielleicht noch stärkere<lb/> Momente dabei in Anschlag zu bringen, die in der That den Entschluß, diese Vor¬<lb/> lage zu verwerfen, zu einem sehr schwierigen machen, darum zu einem doppelt ver¬<lb/> dienstvollen, aber auch zu einem doppelt unwahrscheinlichen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_99" next="#ID_100"> Erlebnisse eines schleswigschen Predigers in den Friedens- und<lb/> Kriegsjahren 1838 bis <8Si>. Von Fr. Petersen, Pfarrer zu Se. Johann-Saar¬<lb/> brücken, früher Pfarrer zu Rottmark auf Alsen. Frankfurt a/M. H. L. Bröuner.<lb/> 1866. — Diese Schrift, welche bereits in zweiter Auslage erscheint, enthält:<lb/> den Ausbruch des Kricgssturmes, die Schicksale der Beamten, des Verfassers Ge-<lb/> fangenschaft ans Fühnen, seine Befreiung, Rückkehr in sein früheres Amt, Vertrei¬<lb/> bung ans demselben durch den souveränen dänischen Pöbel n. s. w. Schicksale und<lb/> Ersahrungen sind in anziehender und lebendiger Weise vorgeführt, das Buch stellt<lb/> das rohe und völkerrechtwidrige Treiben so wie das eitle Gebahren der Dänen zur<lb/> Zeit des Krieges in anschaulich geschilderten Selbsterlebnissen vor die Augen. Liegt<lb/> auch diese Zeit voll Grimm und Trauer lange hinter uns, so thut es doch noth,<lb/> die Erinnerung an das Märtyrerthum, weiches das Schleswig-holsteinische Volk um<lb/> seiner deutschen Nationalität willen schon damals ertrug, immer von neuem zu<lb/> erwecken. Haben auch verschiedene Schriften ähnliche Schilderungen gebracht, so<lb/> erhält die vorliegende Schrift dadurch noch ein besonderes Interesse, daß der Ver¬<lb/> fasser zur Zeit der Erhebung als Prediger auf Alsen in der Nähe des Herzogs<lb/> von Augustenburg lebte, dessen Charakteristik sowol nach seinem politischen Leben als<lb/> in seiner nächsten Umgebung einen. nicht unbedeutenden und höchst interessanten Theil<lb/> der Schrift ausmacht. Außerdem enthält das Buch beachtungswerthe Beiträge zur<lb/> Schilderung des Zustandes der Kirche und Schule unter dem dänischen Regiment.<lb/> Sehen wir von einigen kleinen Partien ab, wo der Versasser von seinem streng</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0044]
Haus die Salzstcuer passiren läßt. Wir befürchten, aufrichtig gestanden — denn
wir sind, ganz abgesehen von allen politischen Gründen, dieser Steuer völlig ent¬
gegen —, daß dem so sein wird. Das Herrenhaus hätte hier eine Gelegenheit,
wie sie sich wahrscheinlich in langer Zeit nicht wieder bieten wird, seiner sehr neuen
Existenz »inen gewissen Halt in der äußerlichen Meinung zu geben, der ihr bis
jetzt noch mangelt und der die eigentliche Stärke einer aristokratischen Institution
ausmacht. Bis jetzt hat es seiue Thätigkeit mit einem Eifer den ritterschaftlichen
Interessen zugewendet, der nicht geeignet ist, die gegen den preußischen Adel im
Volke bestehenden Vorurtheile zu versöhnen. Jetzt könnte es einen Act vollziehen,
der ihm selbst keine Vortheile einbrächte, der nur den ärmeren Classen der Bevöl¬
kerung zu Gute käme. Wird die Mehrheit die nöthige Selbstständigkeit und Energie
dazu besitzen? Das ist die Frage. Die mächtige Minorität, die bei den Abgeord¬
neten gegen die Salzstcuererhöhung sich erklärt hat, gibt dem Herrenhaus eine sehr
bedeutende moralische Stütze. Es sind jedoch auch andere, vielleicht noch stärkere
Momente dabei in Anschlag zu bringen, die in der That den Entschluß, diese Vor¬
lage zu verwerfen, zu einem sehr schwierigen machen, darum zu einem doppelt ver¬
dienstvollen, aber auch zu einem doppelt unwahrscheinlichen.
Literatur.
Erlebnisse eines schleswigschen Predigers in den Friedens- und
Kriegsjahren 1838 bis <8Si>. Von Fr. Petersen, Pfarrer zu Se. Johann-Saar¬
brücken, früher Pfarrer zu Rottmark auf Alsen. Frankfurt a/M. H. L. Bröuner.
1866. — Diese Schrift, welche bereits in zweiter Auslage erscheint, enthält:
den Ausbruch des Kricgssturmes, die Schicksale der Beamten, des Verfassers Ge-
fangenschaft ans Fühnen, seine Befreiung, Rückkehr in sein früheres Amt, Vertrei¬
bung ans demselben durch den souveränen dänischen Pöbel n. s. w. Schicksale und
Ersahrungen sind in anziehender und lebendiger Weise vorgeführt, das Buch stellt
das rohe und völkerrechtwidrige Treiben so wie das eitle Gebahren der Dänen zur
Zeit des Krieges in anschaulich geschilderten Selbsterlebnissen vor die Augen. Liegt
auch diese Zeit voll Grimm und Trauer lange hinter uns, so thut es doch noth,
die Erinnerung an das Märtyrerthum, weiches das Schleswig-holsteinische Volk um
seiner deutschen Nationalität willen schon damals ertrug, immer von neuem zu
erwecken. Haben auch verschiedene Schriften ähnliche Schilderungen gebracht, so
erhält die vorliegende Schrift dadurch noch ein besonderes Interesse, daß der Ver¬
fasser zur Zeit der Erhebung als Prediger auf Alsen in der Nähe des Herzogs
von Augustenburg lebte, dessen Charakteristik sowol nach seinem politischen Leben als
in seiner nächsten Umgebung einen. nicht unbedeutenden und höchst interessanten Theil
der Schrift ausmacht. Außerdem enthält das Buch beachtungswerthe Beiträge zur
Schilderung des Zustandes der Kirche und Schule unter dem dänischen Regiment.
Sehen wir von einigen kleinen Partien ab, wo der Versasser von seinem streng
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