Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

die angesetzten Stücke für die darauffolgende Woche auf einem Blatt geschrie¬
ben mir und meiner Frciu zuschicken, und dieser Zettel von der Commission stg-
nirt werden. Treten hinterher unvermeidliche Zufälle ein, die Veränderungen
in der wöchentlichen Disposition nothwendig machen, so ist auf einen Zettel
geschrieben dieser Vorfall von der Hoftheatercommission signirt mir zuzu¬
schicken.


Karl August."

30. April 11.

Endlich finden sich in Bezug auf das Denkmal, das Goethe der Mad.
Becker setzen ließ, folgende zwei Briefe an Kirms:

"Des Herrn Doll Forderung ist ein wenig scharf und wenn ich nicht irre
haben wir nur 17S Thlr. in Kasse; überdies würde Durchlaucht der Herzog
das Ausschlagen des Grundes und das Fußgestell bezahlen. Glauben Sie
etwa, daß man noch von irgend einigen Theaterfreunden einen kleinen Zuschuß er¬
halten könnte? Wenn Herr Doll überhaupt mit 200 Thlr. zufrieden wäre, so
könnte man ein Baugespann hinüberschicken und die Steine abholen lassen,
welches sür uns ohne große Kosten sein würde. Sagen Sie mir Ihre Ge¬
danken darüber. Ich könnte Herrn Doll allenfalls auch nur dilatorisch ant¬
G." worten. 28 April 99.

--"Das Monument ist angekommen und wird einstweilen in dem Schlo߬
hofe niedergesetzt werden. Herr Prof. Doll wird heute Mittag bei mir essen.
Es sollte mir angenehm sein, Ew. Wohlgeb. gleichfalls bei Tische zu sehen.
Wenn ich nicht irre, so sind die ersten Papiere, dieses Geschäft betreffend, in
Ihren Händen. Da er morgen wieder weggehen wird, so kann man heute
die Sache noch berichtigen.

Heute Abend in der Komödie wünschte ich, daß man ihn in eine Loge
brächte, da man ihm doch eine Ehre erzeigen will und sich auch das Theater
von oben besser ausnimmt, wie ich wünsche, daß er es sehen möge.

Um 10 Uhr werde ich im Schloß sein und spreche Sie vielleicht.


G."

Am 8. November 99.




Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
Eines jungen Arztes Brautwerbung, Hausstand und Praxis.
Im Jahre 1356,

Es ist charakteristisch für moderne Empfindung auch im Gegensatz zum
Alterthume, daß bei Biographien das innigste Interesse der Leserauf den
Stellen deS geschilderten Menschenlebens verweilt, in denen die idealen Stim¬
mungen des Herzens und die daraus hervorgehenden Verwicklungen, Liebe,


die angesetzten Stücke für die darauffolgende Woche auf einem Blatt geschrie¬
ben mir und meiner Frciu zuschicken, und dieser Zettel von der Commission stg-
nirt werden. Treten hinterher unvermeidliche Zufälle ein, die Veränderungen
in der wöchentlichen Disposition nothwendig machen, so ist auf einen Zettel
geschrieben dieser Vorfall von der Hoftheatercommission signirt mir zuzu¬
schicken.


Karl August."

30. April 11.

Endlich finden sich in Bezug auf das Denkmal, das Goethe der Mad.
Becker setzen ließ, folgende zwei Briefe an Kirms:

„Des Herrn Doll Forderung ist ein wenig scharf und wenn ich nicht irre
haben wir nur 17S Thlr. in Kasse; überdies würde Durchlaucht der Herzog
das Ausschlagen des Grundes und das Fußgestell bezahlen. Glauben Sie
etwa, daß man noch von irgend einigen Theaterfreunden einen kleinen Zuschuß er¬
halten könnte? Wenn Herr Doll überhaupt mit 200 Thlr. zufrieden wäre, so
könnte man ein Baugespann hinüberschicken und die Steine abholen lassen,
welches sür uns ohne große Kosten sein würde. Sagen Sie mir Ihre Ge¬
danken darüber. Ich könnte Herrn Doll allenfalls auch nur dilatorisch ant¬
G." worten. 28 April 99.

—„Das Monument ist angekommen und wird einstweilen in dem Schlo߬
hofe niedergesetzt werden. Herr Prof. Doll wird heute Mittag bei mir essen.
Es sollte mir angenehm sein, Ew. Wohlgeb. gleichfalls bei Tische zu sehen.
Wenn ich nicht irre, so sind die ersten Papiere, dieses Geschäft betreffend, in
Ihren Händen. Da er morgen wieder weggehen wird, so kann man heute
die Sache noch berichtigen.

Heute Abend in der Komödie wünschte ich, daß man ihn in eine Loge
brächte, da man ihm doch eine Ehre erzeigen will und sich auch das Theater
von oben besser ausnimmt, wie ich wünsche, daß er es sehen möge.

Um 10 Uhr werde ich im Schloß sein und spreche Sie vielleicht.


G."

Am 8. November 99.




Bilder aus der deutschen Vergangenheit.
Eines jungen Arztes Brautwerbung, Hausstand und Praxis.
Im Jahre 1356,

Es ist charakteristisch für moderne Empfindung auch im Gegensatz zum
Alterthume, daß bei Biographien das innigste Interesse der Leserauf den
Stellen deS geschilderten Menschenlebens verweilt, in denen die idealen Stim¬
mungen des Herzens und die daraus hervorgehenden Verwicklungen, Liebe,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0236" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103369"/>
            <p xml:id="ID_844" prev="#ID_843"> die angesetzten Stücke für die darauffolgende Woche auf einem Blatt geschrie¬<lb/>
ben mir und meiner Frciu zuschicken, und dieser Zettel von der Commission stg-<lb/>
nirt werden. Treten hinterher unvermeidliche Zufälle ein, die Veränderungen<lb/>
in der wöchentlichen Disposition nothwendig machen, so ist auf einen Zettel<lb/>
geschrieben dieser Vorfall von der Hoftheatercommission signirt mir zuzu¬<lb/>
schicken.</p><lb/>
            <note type="bibl"> Karl August."</note><lb/>
            <p xml:id="ID_845"> 30. April 11.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_846"> Endlich finden sich in Bezug auf das Denkmal, das Goethe der Mad.<lb/>
Becker setzen ließ, folgende zwei Briefe an Kirms:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_847"> &#x201E;Des Herrn Doll Forderung ist ein wenig scharf und wenn ich nicht irre<lb/>
haben wir nur 17S Thlr. in Kasse; überdies würde Durchlaucht der Herzog<lb/>
das Ausschlagen des Grundes und das Fußgestell bezahlen. Glauben Sie<lb/>
etwa, daß man noch von irgend einigen Theaterfreunden einen kleinen Zuschuß er¬<lb/>
halten könnte? Wenn Herr Doll überhaupt mit 200 Thlr. zufrieden wäre, so<lb/>
könnte man ein Baugespann hinüberschicken und die Steine abholen lassen,<lb/>
welches sür uns ohne große Kosten sein würde. Sagen Sie mir Ihre Ge¬<lb/>
danken darüber. Ich könnte Herrn Doll allenfalls auch nur dilatorisch ant¬<lb/><note type="bibl"> G."</note> worten.  28 April 99. </p><lb/>
            <p xml:id="ID_848"> &#x2014;&#x201E;Das Monument ist angekommen und wird einstweilen in dem Schlo߬<lb/>
hofe niedergesetzt werden. Herr Prof. Doll wird heute Mittag bei mir essen.<lb/>
Es sollte mir angenehm sein, Ew. Wohlgeb. gleichfalls bei Tische zu sehen.<lb/>
Wenn ich nicht irre, so sind die ersten Papiere, dieses Geschäft betreffend, in<lb/>
Ihren Händen. Da er morgen wieder weggehen wird, so kann man heute<lb/>
die Sache noch berichtigen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_849"> Heute Abend in der Komödie wünschte ich, daß man ihn in eine Loge<lb/>
brächte, da man ihm doch eine Ehre erzeigen will und sich auch das Theater<lb/>
von oben besser ausnimmt, wie ich wünsche, daß er es sehen möge.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_850"> Um 10 Uhr werde ich im Schloß sein und spreche Sie vielleicht.</p><lb/>
            <note type="bibl"> G."</note><lb/>
            <p xml:id="ID_851"> Am 8. November 99.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Bilder aus der deutschen Vergangenheit.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Eines jungen Arztes Brautwerbung, Hausstand und Praxis.<lb/>
Im Jahre 1356,</head><lb/>
            <p xml:id="ID_852" next="#ID_853"> Es ist charakteristisch für moderne Empfindung auch im Gegensatz zum<lb/>
Alterthume, daß bei Biographien das innigste Interesse der Leserauf den<lb/>
Stellen deS geschilderten Menschenlebens verweilt, in denen die idealen Stim¬<lb/>
mungen des Herzens und die daraus hervorgehenden Verwicklungen, Liebe,</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0236] die angesetzten Stücke für die darauffolgende Woche auf einem Blatt geschrie¬ ben mir und meiner Frciu zuschicken, und dieser Zettel von der Commission stg- nirt werden. Treten hinterher unvermeidliche Zufälle ein, die Veränderungen in der wöchentlichen Disposition nothwendig machen, so ist auf einen Zettel geschrieben dieser Vorfall von der Hoftheatercommission signirt mir zuzu¬ schicken. Karl August." 30. April 11. Endlich finden sich in Bezug auf das Denkmal, das Goethe der Mad. Becker setzen ließ, folgende zwei Briefe an Kirms: „Des Herrn Doll Forderung ist ein wenig scharf und wenn ich nicht irre haben wir nur 17S Thlr. in Kasse; überdies würde Durchlaucht der Herzog das Ausschlagen des Grundes und das Fußgestell bezahlen. Glauben Sie etwa, daß man noch von irgend einigen Theaterfreunden einen kleinen Zuschuß er¬ halten könnte? Wenn Herr Doll überhaupt mit 200 Thlr. zufrieden wäre, so könnte man ein Baugespann hinüberschicken und die Steine abholen lassen, welches sür uns ohne große Kosten sein würde. Sagen Sie mir Ihre Ge¬ danken darüber. Ich könnte Herrn Doll allenfalls auch nur dilatorisch ant¬ G." worten. 28 April 99. —„Das Monument ist angekommen und wird einstweilen in dem Schlo߬ hofe niedergesetzt werden. Herr Prof. Doll wird heute Mittag bei mir essen. Es sollte mir angenehm sein, Ew. Wohlgeb. gleichfalls bei Tische zu sehen. Wenn ich nicht irre, so sind die ersten Papiere, dieses Geschäft betreffend, in Ihren Händen. Da er morgen wieder weggehen wird, so kann man heute die Sache noch berichtigen. Heute Abend in der Komödie wünschte ich, daß man ihn in eine Loge brächte, da man ihm doch eine Ehre erzeigen will und sich auch das Theater von oben besser ausnimmt, wie ich wünsche, daß er es sehen möge. Um 10 Uhr werde ich im Schloß sein und spreche Sie vielleicht. G." Am 8. November 99. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Eines jungen Arztes Brautwerbung, Hausstand und Praxis. Im Jahre 1356, Es ist charakteristisch für moderne Empfindung auch im Gegensatz zum Alterthume, daß bei Biographien das innigste Interesse der Leserauf den Stellen deS geschilderten Menschenlebens verweilt, in denen die idealen Stim¬ mungen des Herzens und die daraus hervorgehenden Verwicklungen, Liebe,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/236
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/236>, abgerufen am 21.12.2024.