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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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einen Antheil an den zu hoffenden Etatsüberschüsfen erhalte. Dies wird sein
Interesse mit dem der Commune identificiren. Er wird strenge darauf achten,
daß der garantirte Etat nicht überschritten werde, er wird sich sorglich davor
hüten, die Stadtk.löse in Gefahr zu setzen, er wird auch klug darauf bedacht
sein, dem "großen" Publicum den nöthigen Gefallen zu thun und ihm sein
Institut lieb zu erhalten. Und wahrend sein fester Gehalt, sein Ehrgeiz und
seine resprctable Stellung, .während die Sicherheit und Dauerhaftigkeit seiner
Bühne ihm möglich machen, mit Ernst und Haltung für die Interessen der
schönen Kunst zu arbeiten, wird die Rücksicht auf den eigenen Vortheil ihn
bestimmen, auch den städtischen Kassen Ausfälle zu ersparen.

Unter solchen Umständen wäre es allerdings möglich, noch jetzt ein ehren¬
werthes und tüchtiges Stadttheater herzustellen. Aber was hier und öfter in diesen
Blättern und schon oft und gut anderswo gesagt und gepredigt worden, das --
fürchten wir, -- wird ungehört und ohne Nutzen verhallen. Denn noch sind in
Deutschland die städtischen Magistrate diejenigen Collegien, von welchen die Kunst
und insbesondere das Theater bis jetzt am wenigsten Förderung erfahren hat.




Bilder ans der deutschen Vergangenheit.

i.
Der Reitersmann im schwarzen Bär bei Jena.

Unter dem ersten Titel sollen in d. Bl. charakteristische Züge aus dem Leben
bedeutender oder interessanter Menschen mitgetheilt werden, welche dazu dienen,
das gemüthliche und gesellschaftliche Treiben vergangener Jahrhunderte dem Leser
verständlich und werth zu machen. Vielleicht lwlsen sie hier und da eine histo¬
rische Persönlichkeit, oder fernliegende Lebensverhältnisse der Phantasie unserer
Dichter näher zu rücken, indem sie Bilder und Anschauungen von solchen Sei¬
ten der Vergangenheit geben, welche durch Geschichtswerke nur wem'g be¬
rücksichtigt werden. Vielleicht wird manches vergessene Buch dadurch dem
Publicum empfohlen, vielleicht findet auch der Maler zuweilen in ihnen einen
brauchbaren Stoff. -- Diese Bilder erheben keinen weitern Anspruch, als
den wahr zu sein, und zwar nicht im Sinne der Kunst, sondern vor den
Augen der Geschichte. Sie sollen sämmtlich wortgetreue Mittheilungen nach
handschriftlichen Aufzeichnungen oder weniger bekannten Büchern sein. Eine
genaue Angabe der Quellen und einige kurze erläuternde Bemerkungen werden
jedes Mal vorhergehn.

, Nur eine Veränderung des mitgetheilten Textes wird zuweilen unvermeid-


einen Antheil an den zu hoffenden Etatsüberschüsfen erhalte. Dies wird sein
Interesse mit dem der Commune identificiren. Er wird strenge darauf achten,
daß der garantirte Etat nicht überschritten werde, er wird sich sorglich davor
hüten, die Stadtk.löse in Gefahr zu setzen, er wird auch klug darauf bedacht
sein, dem „großen" Publicum den nöthigen Gefallen zu thun und ihm sein
Institut lieb zu erhalten. Und wahrend sein fester Gehalt, sein Ehrgeiz und
seine resprctable Stellung, .während die Sicherheit und Dauerhaftigkeit seiner
Bühne ihm möglich machen, mit Ernst und Haltung für die Interessen der
schönen Kunst zu arbeiten, wird die Rücksicht auf den eigenen Vortheil ihn
bestimmen, auch den städtischen Kassen Ausfälle zu ersparen.

Unter solchen Umständen wäre es allerdings möglich, noch jetzt ein ehren¬
werthes und tüchtiges Stadttheater herzustellen. Aber was hier und öfter in diesen
Blättern und schon oft und gut anderswo gesagt und gepredigt worden, das —
fürchten wir, — wird ungehört und ohne Nutzen verhallen. Denn noch sind in
Deutschland die städtischen Magistrate diejenigen Collegien, von welchen die Kunst
und insbesondere das Theater bis jetzt am wenigsten Förderung erfahren hat.




Bilder ans der deutschen Vergangenheit.

i.
Der Reitersmann im schwarzen Bär bei Jena.

Unter dem ersten Titel sollen in d. Bl. charakteristische Züge aus dem Leben
bedeutender oder interessanter Menschen mitgetheilt werden, welche dazu dienen,
das gemüthliche und gesellschaftliche Treiben vergangener Jahrhunderte dem Leser
verständlich und werth zu machen. Vielleicht lwlsen sie hier und da eine histo¬
rische Persönlichkeit, oder fernliegende Lebensverhältnisse der Phantasie unserer
Dichter näher zu rücken, indem sie Bilder und Anschauungen von solchen Sei¬
ten der Vergangenheit geben, welche durch Geschichtswerke nur wem'g be¬
rücksichtigt werden. Vielleicht wird manches vergessene Buch dadurch dem
Publicum empfohlen, vielleicht findet auch der Maler zuweilen in ihnen einen
brauchbaren Stoff. — Diese Bilder erheben keinen weitern Anspruch, als
den wahr zu sein, und zwar nicht im Sinne der Kunst, sondern vor den
Augen der Geschichte. Sie sollen sämmtlich wortgetreue Mittheilungen nach
handschriftlichen Aufzeichnungen oder weniger bekannten Büchern sein. Eine
genaue Angabe der Quellen und einige kurze erläuternde Bemerkungen werden
jedes Mal vorhergehn.

, Nur eine Veränderung des mitgetheilten Textes wird zuweilen unvermeid-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/390>, abgerufen am 29.06.2024.