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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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in Hamburg zu predigen ansingen und zwei Jahre später sogar einen Anlauf
zur Bekehrung des Königs von Preußen nahmen"), über die Grenze wies.
In Asien, namentlich in Jerusalem, in Indien und China, sind die Apostel
der Sekte ebenfalls thätig gewesen, die Völker zur Erkenntniß zu bringen, und
daß man die, besten Hoffnungen hat, zeigt der sogenannte "Fähndrichshügel"
(Knsixn IVIonncI), der die Stadt Neujerusalem überragt, und ans dem Brigham
Avung eine ungeheure Flaggenstange hat aufrichten lassen, bestimmt "die- größte
Fahne, die je im Winde fiat erde" zu tragen, eine Fahne, weiche aus den
Fahnen aller Nationen zusammengesetzt sein wird, zum Zeiche", daß alle Völker
sich unter ihr sammeln und dem Glauben der Mormonen huldigen sollen.




Französische Literntur.

Die belletristischen Leistungen unsrer Nachbarn jenseit des Rheins werden
bei uns sehr bald bekannt und machen für die Masse des Publicums die
Hauptlectüre aus; auf die französischen Kritiker dagegen richtet man nur höchst
selten seine Aufmerksamkeit, und doch möchte man das. Umgekehrte wünschen.
Die französischen Romane werden von Jahr zu Jahr liederlicher und gedan¬
kenloser, während in der Kritik immer neue Kräfte auftauchen, die den Grund¬
satz, den auch wir an die Spitze unsrer Bestrebungen stellen, daß das Wahre,
das Gute und das Schöne untrennbare Begriffe sind, mit Geist und Glauben
den noch immer leichtsinnigen Parisern verkündigen. Die Revue des dem
Mondes, die als Ganzes betrachtet gar keine oder eine höchst zweifelhafte
Tendenz verfolgt, ist dennoch zufällig der Hauptsammelplatz jener Kritiker.
Auf einen derselben, auf Emile Monte-gut, der vorzugsweise die englische und
amerikanische Literatur behandelt, haben wir wegen seiner entschieden prote¬
stantischen Tendenz bereits aufmerksam gemacht. Das neueste Heft jener Zeit¬
schrift vom -I. März enthält von ihm wieder eine längere Abhandlung: Per¬
spektive in die Gegenwart, die sich an den Wilhelm Meister anlehnt und die
namentlich in den Wanderjahren versuchte Verherrlichung der Industrie einer
genauern Prüfung unterzieht. So sehr wir sonst mit den Ansichten jenes
Kritikers übereinstimmen und so wahr auch dies Mal im Einzelnen vieles ge¬
dacht und empfunden ist, so haben wir doch im Ganzen diesen Aufsatz mit
Bedauern gelesen. Wenn Goethe in den Wanderjahren das industrielle Leben
der Gegenwart zu idealisiren und auf dieser Grundlage gewissermaßen den neuen
Glauben des Menschengeschlechts aufzurichten unternahm, so scheiterte dieser



*) Auch die Königin Aicteria sollte (und zwar schon durch tledcrrcichung den>
Buchs Mormon bekehrt werden. Avr einem Erfolge hat indessen nichts verlautet.

in Hamburg zu predigen ansingen und zwei Jahre später sogar einen Anlauf
zur Bekehrung des Königs von Preußen nahmen"), über die Grenze wies.
In Asien, namentlich in Jerusalem, in Indien und China, sind die Apostel
der Sekte ebenfalls thätig gewesen, die Völker zur Erkenntniß zu bringen, und
daß man die, besten Hoffnungen hat, zeigt der sogenannte „Fähndrichshügel"
(Knsixn IVIonncI), der die Stadt Neujerusalem überragt, und ans dem Brigham
Avung eine ungeheure Flaggenstange hat aufrichten lassen, bestimmt „die- größte
Fahne, die je im Winde fiat erde" zu tragen, eine Fahne, weiche aus den
Fahnen aller Nationen zusammengesetzt sein wird, zum Zeiche», daß alle Völker
sich unter ihr sammeln und dem Glauben der Mormonen huldigen sollen.




Französische Literntur.

Die belletristischen Leistungen unsrer Nachbarn jenseit des Rheins werden
bei uns sehr bald bekannt und machen für die Masse des Publicums die
Hauptlectüre aus; auf die französischen Kritiker dagegen richtet man nur höchst
selten seine Aufmerksamkeit, und doch möchte man das. Umgekehrte wünschen.
Die französischen Romane werden von Jahr zu Jahr liederlicher und gedan¬
kenloser, während in der Kritik immer neue Kräfte auftauchen, die den Grund¬
satz, den auch wir an die Spitze unsrer Bestrebungen stellen, daß das Wahre,
das Gute und das Schöne untrennbare Begriffe sind, mit Geist und Glauben
den noch immer leichtsinnigen Parisern verkündigen. Die Revue des dem
Mondes, die als Ganzes betrachtet gar keine oder eine höchst zweifelhafte
Tendenz verfolgt, ist dennoch zufällig der Hauptsammelplatz jener Kritiker.
Auf einen derselben, auf Emile Monte-gut, der vorzugsweise die englische und
amerikanische Literatur behandelt, haben wir wegen seiner entschieden prote¬
stantischen Tendenz bereits aufmerksam gemacht. Das neueste Heft jener Zeit¬
schrift vom -I. März enthält von ihm wieder eine längere Abhandlung: Per¬
spektive in die Gegenwart, die sich an den Wilhelm Meister anlehnt und die
namentlich in den Wanderjahren versuchte Verherrlichung der Industrie einer
genauern Prüfung unterzieht. So sehr wir sonst mit den Ansichten jenes
Kritikers übereinstimmen und so wahr auch dies Mal im Einzelnen vieles ge¬
dacht und empfunden ist, so haben wir doch im Ganzen diesen Aufsatz mit
Bedauern gelesen. Wenn Goethe in den Wanderjahren das industrielle Leben
der Gegenwart zu idealisiren und auf dieser Grundlage gewissermaßen den neuen
Glauben des Menschengeschlechts aufzurichten unternahm, so scheiterte dieser



*) Auch die Königin Aicteria sollte (und zwar schon durch tledcrrcichung den>
Buchs Mormon bekehrt werden. Avr einem Erfolge hat indessen nichts verlautet.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/36>, abgerufen am 05.12.2024.