Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.nach dem in der Anfuhr begriffenen zugeschnittenen Hvlzmaterial zu urtheilen, Die Packpferde, welche ich im Lager sah, waren zumeist starke Thiere, Ein Blick aus die bevorstehende Campagne. '' ' ,1- Im gegenwärtigen Augenblick bietet kaum eine andere Frage so gleich nach dem in der Anfuhr begriffenen zugeschnittenen Hvlzmaterial zu urtheilen, Die Packpferde, welche ich im Lager sah, waren zumeist starke Thiere, Ein Blick aus die bevorstehende Campagne. '' ' ,1- Im gegenwärtigen Augenblick bietet kaum eine andere Frage so gleich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0184" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99570"/> <p xml:id="ID_610" prev="#ID_609"> nach dem in der Anfuhr begriffenen zugeschnittenen Hvlzmaterial zu urtheilen,<lb/> in großer Zahl aufgerichtet werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_611"> Die Packpferde, welche ich im Lager sah, waren zumeist starke Thiere,<lb/> die sich im besten Futterzustande befanden. Dieses galt auch von den Maul¬<lb/> eseln, deren eine große Anzahl an mir vorüber passirte. Sie hatten vortreff¬<lb/> liches Packsattelzeug und kamen an Größe dem mittleren Schlage der hiesigen<lb/> Pferde beinahe gleich. Uebrigens machte das Lager auf mich entschieden den<lb/> Eindruck eines im ersten Werden begriffenen Arrangements. Welche Bestim¬<lb/> mung man ihm beizumessen hat, ist schwer zu sagen. Mir will scheinen, daß<lb/> man, wenn anders die Krimerpedition zu einem guten Ende geführt werden<lb/> soll, alles aufbieten müsse, um schnell die dortige Armee zu verstärken, und<lb/> daß die Jahreszeit schon weit genug vorgeschritten ist, um es gerathen erscheinen<lb/> zu lassen, nicht einen Monat mehr mit den Borbereitungen zu verlieren. Die<lb/> für das Lager bestimmten 60,000 Mann werden aber, wenn man ihren Trans¬<lb/> port aus Frankreich in der zntherigen Weise betreibt, nicht vor Eröe Juni<lb/> beisammen sein, und was dann? Wenn man mir antwortet: alsdann wird<lb/> man mit diesen 40,000 Mann in Feodosia landen, so erwidere ich: daß es<lb/> doch erfolgreicher sein müßte, wenn man schnell die Armee unter Canrobert<lb/> verstärkte und namentlich durch Organisation eines für den Feldkrieg geeigneten<lb/> Trains beweglich machte. Zeit verlieren heißt zugleich Chancen einbüßen.<lb/> Allianzen sind von zerbrechlicher Existenz; wer durch sie Zwecke erreichen will,<lb/> muß sie rasch zu nutzen suchen. — Ich trat nicht eben befriedigt den Rückweg<lb/> aus dem Lager an, und während des Nachhausegehens lastete ohne Unterlaß<lb/> wie ein Alp der Gedanke auf mir: wenn dieser Krieg, die einzige und letzt-<lb/> gebolene Gelegenheit, Europa vor dem seiner harrenden Berhängniß zu retten,<lb/> nun dennoch zu keinem erfreulichen Schluß gebracht und damit unser Geschick<lb/> besiegelt werden sollte!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein Blick aus die bevorstehende Campagne.<lb/> ''</head><lb/> <div n="2"> <head> ' ,1-</head><lb/> <p xml:id="ID_612" next="#ID_613"> Im gegenwärtigen Augenblick bietet kaum eine andere Frage so gleich<lb/> hohes Interesse wie die: welches die Grundzüge der nunmehr gegen Rußland<lb/> beginnenden Kriegsoperationen der vereinigten Mächte sein werden. Niemand<lb/> wird und kann sich verhehlen, daß die Unternehmung der Seemächte gegen<lb/> die Krim in Hinsicht darauf nur als die Einleitung des großen Kampfes, —<lb/> gleichsam als das Urhirten mit dem Gegner «uf einem seiner entlegenen<lb/> Flügel anzusehen ist. Was man demnächst zu erwarten hat, wird dieses bis</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0184]
nach dem in der Anfuhr begriffenen zugeschnittenen Hvlzmaterial zu urtheilen,
in großer Zahl aufgerichtet werden.
Die Packpferde, welche ich im Lager sah, waren zumeist starke Thiere,
die sich im besten Futterzustande befanden. Dieses galt auch von den Maul¬
eseln, deren eine große Anzahl an mir vorüber passirte. Sie hatten vortreff¬
liches Packsattelzeug und kamen an Größe dem mittleren Schlage der hiesigen
Pferde beinahe gleich. Uebrigens machte das Lager auf mich entschieden den
Eindruck eines im ersten Werden begriffenen Arrangements. Welche Bestim¬
mung man ihm beizumessen hat, ist schwer zu sagen. Mir will scheinen, daß
man, wenn anders die Krimerpedition zu einem guten Ende geführt werden
soll, alles aufbieten müsse, um schnell die dortige Armee zu verstärken, und
daß die Jahreszeit schon weit genug vorgeschritten ist, um es gerathen erscheinen
zu lassen, nicht einen Monat mehr mit den Borbereitungen zu verlieren. Die
für das Lager bestimmten 60,000 Mann werden aber, wenn man ihren Trans¬
port aus Frankreich in der zntherigen Weise betreibt, nicht vor Eröe Juni
beisammen sein, und was dann? Wenn man mir antwortet: alsdann wird
man mit diesen 40,000 Mann in Feodosia landen, so erwidere ich: daß es
doch erfolgreicher sein müßte, wenn man schnell die Armee unter Canrobert
verstärkte und namentlich durch Organisation eines für den Feldkrieg geeigneten
Trains beweglich machte. Zeit verlieren heißt zugleich Chancen einbüßen.
Allianzen sind von zerbrechlicher Existenz; wer durch sie Zwecke erreichen will,
muß sie rasch zu nutzen suchen. — Ich trat nicht eben befriedigt den Rückweg
aus dem Lager an, und während des Nachhausegehens lastete ohne Unterlaß
wie ein Alp der Gedanke auf mir: wenn dieser Krieg, die einzige und letzt-
gebolene Gelegenheit, Europa vor dem seiner harrenden Berhängniß zu retten,
nun dennoch zu keinem erfreulichen Schluß gebracht und damit unser Geschick
besiegelt werden sollte!
Ein Blick aus die bevorstehende Campagne.
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' ,1-
Im gegenwärtigen Augenblick bietet kaum eine andere Frage so gleich
hohes Interesse wie die: welches die Grundzüge der nunmehr gegen Rußland
beginnenden Kriegsoperationen der vereinigten Mächte sein werden. Niemand
wird und kann sich verhehlen, daß die Unternehmung der Seemächte gegen
die Krim in Hinsicht darauf nur als die Einleitung des großen Kampfes, —
gleichsam als das Urhirten mit dem Gegner «uf einem seiner entlegenen
Flügel anzusehen ist. Was man demnächst zu erwarten hat, wird dieses bis
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