Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.aus dem Felde geschlagen, es sei denn, daß sie die Seele -- womit dann gleich Bemerkungen eines Preußen zu Knulbnchs humoristischem Fries. (Eingesandt.) Mein Herr! Ihr Blatt hat in den letzten Nummern eine Beurtheilung In einem Saale des neuen Museums waren, wenigstens noch bis vor Vor einer Thür steht man in einer Art von roher Wuth mehre Männer aus dem Felde geschlagen, es sei denn, daß sie die Seele — womit dann gleich Bemerkungen eines Preußen zu Knulbnchs humoristischem Fries. (Eingesandt.) Mein Herr! Ihr Blatt hat in den letzten Nummern eine Beurtheilung In einem Saale des neuen Museums waren, wenigstens noch bis vor Vor einer Thür steht man in einer Art von roher Wuth mehre Männer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99497"/> <p xml:id="ID_355" prev="#ID_354"> aus dem Felde geschlagen, es sei denn, daß sie die Seele — womit dann gleich<lb/> alles abgethan wäre — als Eigenschaft der Materie passiren ließen. Nach ihnen<lb/> ist es ja grade die Seele, welche den Leib bildet, durch dieses Organ sich manifestirt,<lb/> durch die Gebrechlichkeit desselben mannigfach geprüft und geläutert wird und<lb/> den Körper endlich verläßt, wenn er zu ihren Zwecken unbrauchbar geworden<lb/> ist; wenn die Organe unbrauchbar werden, so findet diese Ansicht ganz na¬<lb/> türlich, daß dann die Manifestationen der Seele durch dieselben aufhören müssen.<lb/> Einen Beweis gegen diese Ansicht vermögen wir in den von Vogt aufgestellten<lb/> Sätzen, wie überhaupt in seiner ganzen Argumentation nicht zu finden. Wir<lb/> halten diesen Streit nach allem, was bisher darüber geschrieben worden ist,<lb/> noch lediglich für Glaubenssache. Die Naturforschung aber — darin stimmen<lb/> wir mit dem Verfasser überein — ist verpflichtet, keine unerwiesenen Sätze als<lb/> Gewißheit anzusehen, sie ist bisher lediglich auf die Erforschung und Bewäl¬<lb/> tigung der Materie beschränkt gewesen, sie hat zur Erkenntniß des Geistes fast<lb/> nichts gethan und kann zu derselben nur auf ihrem jetzt eingehaltenen Wege<lb/> der unbefangenen, genauen Erforschung der Materie gelangen. Die Frage, ob<lb/> es eine Seele gibt oder nicht, ist der Naturwissenschaft noch ganz unverständ¬<lb/> lich, die Annahme des einen oder des andern für sie eine Hypothese.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bemerkungen eines Preußen zu Knulbnchs humoristischem<lb/> Fries.</head><lb/> <p xml:id="ID_356"> (Eingesandt.)</p><lb/> <p xml:id="ID_357"> Mein Herr! Ihr Blatt hat in den letzten Nummern eine Beurtheilung<lb/> Kaulbachs von sachkundiger Hand gebracht, gestatten Sie einem Preußen, der<lb/> nicht Maler ist, einige Bemerkungen über einen anderen Carton des Meisters.</p><lb/> <p xml:id="ID_358"> In einem Saale des neuen Museums waren, wenigstens noch bis vor<lb/> kurzem, Entwürfe zu ferneren Wandgemälden, darunter der berühmte Carton<lb/> der Hunnenschlacht ausgestellt, der für das vierte der großen Kaulbachschen<lb/> Bilder zugrundegelegt worden ist. Zwei lange Tafeln führten ferner Zeich¬<lb/> nungen vor, welche nebst andern zur Verzierung des Treppengebäudes ober¬<lb/> halb der großen Wandgemälde ausgeführt sind. Der Gegenstand auf einer<lb/> dieser Tafeln ist so merkwürdig, daß es gerechtfertigt erscheinen wird, ans ihn<lb/> die Aufmerksamkeit zu lenken. Der ganze Carton führt bei den Aufsehern des<lb/> Museums den Namen „Kosmos".</p><lb/> <p xml:id="ID_359" next="#ID_360"> Vor einer Thür steht man in einer Art von roher Wuth mehre Männer<lb/> angestrengt beschäftigt, die Flügel derselben gewaltsam zu erbrechen oder sie<lb/> vermittelst eines Schlüssels mit krausem Bart zu öffnen. Wer diese rohen Ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
aus dem Felde geschlagen, es sei denn, daß sie die Seele — womit dann gleich
alles abgethan wäre — als Eigenschaft der Materie passiren ließen. Nach ihnen
ist es ja grade die Seele, welche den Leib bildet, durch dieses Organ sich manifestirt,
durch die Gebrechlichkeit desselben mannigfach geprüft und geläutert wird und
den Körper endlich verläßt, wenn er zu ihren Zwecken unbrauchbar geworden
ist; wenn die Organe unbrauchbar werden, so findet diese Ansicht ganz na¬
türlich, daß dann die Manifestationen der Seele durch dieselben aufhören müssen.
Einen Beweis gegen diese Ansicht vermögen wir in den von Vogt aufgestellten
Sätzen, wie überhaupt in seiner ganzen Argumentation nicht zu finden. Wir
halten diesen Streit nach allem, was bisher darüber geschrieben worden ist,
noch lediglich für Glaubenssache. Die Naturforschung aber — darin stimmen
wir mit dem Verfasser überein — ist verpflichtet, keine unerwiesenen Sätze als
Gewißheit anzusehen, sie ist bisher lediglich auf die Erforschung und Bewäl¬
tigung der Materie beschränkt gewesen, sie hat zur Erkenntniß des Geistes fast
nichts gethan und kann zu derselben nur auf ihrem jetzt eingehaltenen Wege
der unbefangenen, genauen Erforschung der Materie gelangen. Die Frage, ob
es eine Seele gibt oder nicht, ist der Naturwissenschaft noch ganz unverständ¬
lich, die Annahme des einen oder des andern für sie eine Hypothese.
Bemerkungen eines Preußen zu Knulbnchs humoristischem
Fries.
(Eingesandt.)
Mein Herr! Ihr Blatt hat in den letzten Nummern eine Beurtheilung
Kaulbachs von sachkundiger Hand gebracht, gestatten Sie einem Preußen, der
nicht Maler ist, einige Bemerkungen über einen anderen Carton des Meisters.
In einem Saale des neuen Museums waren, wenigstens noch bis vor
kurzem, Entwürfe zu ferneren Wandgemälden, darunter der berühmte Carton
der Hunnenschlacht ausgestellt, der für das vierte der großen Kaulbachschen
Bilder zugrundegelegt worden ist. Zwei lange Tafeln führten ferner Zeich¬
nungen vor, welche nebst andern zur Verzierung des Treppengebäudes ober¬
halb der großen Wandgemälde ausgeführt sind. Der Gegenstand auf einer
dieser Tafeln ist so merkwürdig, daß es gerechtfertigt erscheinen wird, ans ihn
die Aufmerksamkeit zu lenken. Der ganze Carton führt bei den Aufsehern des
Museums den Namen „Kosmos".
Vor einer Thür steht man in einer Art von roher Wuth mehre Männer
angestrengt beschäftigt, die Flügel derselben gewaltsam zu erbrechen oder sie
vermittelst eines Schlüssels mit krausem Bart zu öffnen. Wer diese rohen Ge-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |