Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.an, und da er keine starke Familie hatte, so fragte man verwundert nach Der Hinblick auf Wittwen und Wittwer ruft aber mancherlei häkliche Der Ursprung des Menschengeschlechts. C. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, eine Streitschrift gegen In der vorliegenden Schrift hat Vogt den von Wagner neuerdings an¬ an, und da er keine starke Familie hatte, so fragte man verwundert nach Der Hinblick auf Wittwen und Wittwer ruft aber mancherlei häkliche Der Ursprung des Menschengeschlechts. C. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, eine Streitschrift gegen In der vorliegenden Schrift hat Vogt den von Wagner neuerdings an¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99490"/> <p xml:id="ID_335" prev="#ID_334"> an, und da er keine starke Familie hatte, so fragte man verwundert nach<lb/> dem Grunde der Vergrößerung seines Domicils: „Ach!" war die Antwort,<lb/> ,,wissen Sie denn nicht, daß er seines Bruders Wittwe zur Frau nehmen muß,<lb/> und daß die Zeit dazu nahe ist?" Wir besannen uns auf die Geschichte des<lb/> Weibes, das sieben Brüder nacheinander heirathete, und da wir überdies nur<lb/> unwissende Laien waren, so getrauten wir uns nicht, uns genauer nach den<lb/> Absichten und Ansichten eines Bischofs von der- Ordnung Melchisedeks zu er¬<lb/> kundigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_336"> Der Hinblick auf Wittwen und Wittwer ruft aber mancherlei häkliche<lb/> Fragen in Bezug auf die Rangordnung in den zukünftigen himmlischen Hof¬<lb/> haltungen hervor. Die verstorbenen Heiligen werden göttliche Könige, ihre<lb/> Frauen Königinnen sein; welche aber von den vielen die erste? Eine Dame<lb/> von höhern Geistesgaben «ut größerem Glaubenseifer, welche dem Manne<lb/> später versiegelt worden ist, als die erste Frau, deren bescheidenere Eigenschaften<lb/> durch sie in den Schatten gestellt werden, kann sich Hoffnung machen, einst<lb/> die erste Königin zu werden. So werden sich beide an Liebesbezeugungen<lb/> und Schmeicheleien zu überbieten suchen und der König in gpv hat den<lb/> Hauptgewinn davon. Die Wittwe mehrer Männer aber wird in Zweifel<lb/> sein, durch welchen von ihnen sie sich in den Himmel einführen lassen<lb/> soll. Jede Frau endlich sieht in der Gattin ihres Schwagers ein Weib,<lb/> das möglicherweise einst ihre Nebenbuhlerin sein wird. Auch Brigham<lb/> Young, der selbst mehr als ein Dutzend Frauen hat, ist von mancherlei<lb/> Zweifeln über diese Punkte gequält, er hatte eine Frau, noch ehe er Mormone<lb/> wurde und er liebte sie sehr. Sie starb, ehe sie der ,,Kirche" beitreten konnte,<lb/> wurde aber durch die stellvertretende Taufe nach ihrem Tode in dieselbe -auf¬<lb/> genommen. Aoungs nächste Frau liegt ihm nun täglich in den Ohren, um<lb/> zu erfahren, ob ihre Vorgängerin bei der Auferstehung Oberkönigin werden<lb/> wich, oder ob diese glänzende Stellung ihr selbst bestimmt ist, die mit ihrem<lb/> Manne ,,so ungeheuer viel Tribulativn ausgestanden hat." Sie hat aber bis<lb/> heute noch keinen Bescheid erhalten."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Der Ursprung des Menschengeschlechts.</head><lb/> <p xml:id="ID_337"> C. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, eine Streitschrift gegen<lb/> Hofrath N. Wagner in Göttingen, Gießen 186!x 120 S. —</p><lb/> <p xml:id="ID_338" next="#ID_339"> In der vorliegenden Schrift hat Vogt den von Wagner neuerdings an¬<lb/> gefachten Streit über die Eristenz einer immateriellen Seele fortgesetzt., eine<lb/> vollständige Widerlegung der Wagnerschen theologisch-physiologischen Behaup-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
an, und da er keine starke Familie hatte, so fragte man verwundert nach
dem Grunde der Vergrößerung seines Domicils: „Ach!" war die Antwort,
,,wissen Sie denn nicht, daß er seines Bruders Wittwe zur Frau nehmen muß,
und daß die Zeit dazu nahe ist?" Wir besannen uns auf die Geschichte des
Weibes, das sieben Brüder nacheinander heirathete, und da wir überdies nur
unwissende Laien waren, so getrauten wir uns nicht, uns genauer nach den
Absichten und Ansichten eines Bischofs von der- Ordnung Melchisedeks zu er¬
kundigen.
Der Hinblick auf Wittwen und Wittwer ruft aber mancherlei häkliche
Fragen in Bezug auf die Rangordnung in den zukünftigen himmlischen Hof¬
haltungen hervor. Die verstorbenen Heiligen werden göttliche Könige, ihre
Frauen Königinnen sein; welche aber von den vielen die erste? Eine Dame
von höhern Geistesgaben «ut größerem Glaubenseifer, welche dem Manne
später versiegelt worden ist, als die erste Frau, deren bescheidenere Eigenschaften
durch sie in den Schatten gestellt werden, kann sich Hoffnung machen, einst
die erste Königin zu werden. So werden sich beide an Liebesbezeugungen
und Schmeicheleien zu überbieten suchen und der König in gpv hat den
Hauptgewinn davon. Die Wittwe mehrer Männer aber wird in Zweifel
sein, durch welchen von ihnen sie sich in den Himmel einführen lassen
soll. Jede Frau endlich sieht in der Gattin ihres Schwagers ein Weib,
das möglicherweise einst ihre Nebenbuhlerin sein wird. Auch Brigham
Young, der selbst mehr als ein Dutzend Frauen hat, ist von mancherlei
Zweifeln über diese Punkte gequält, er hatte eine Frau, noch ehe er Mormone
wurde und er liebte sie sehr. Sie starb, ehe sie der ,,Kirche" beitreten konnte,
wurde aber durch die stellvertretende Taufe nach ihrem Tode in dieselbe -auf¬
genommen. Aoungs nächste Frau liegt ihm nun täglich in den Ohren, um
zu erfahren, ob ihre Vorgängerin bei der Auferstehung Oberkönigin werden
wich, oder ob diese glänzende Stellung ihr selbst bestimmt ist, die mit ihrem
Manne ,,so ungeheuer viel Tribulativn ausgestanden hat." Sie hat aber bis
heute noch keinen Bescheid erhalten."
Der Ursprung des Menschengeschlechts.
C. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, eine Streitschrift gegen
Hofrath N. Wagner in Göttingen, Gießen 186!x 120 S. —
In der vorliegenden Schrift hat Vogt den von Wagner neuerdings an¬
gefachten Streit über die Eristenz einer immateriellen Seele fortgesetzt., eine
vollständige Widerlegung der Wagnerschen theologisch-physiologischen Behaup-
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