Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.berufen, womöglich noch thörichter. Gegen den souveränen Unverstand, der Georges Sand ' '"K'5i I ' > ' !'''M'-s'"-' vom Pariser Korrespondenten der Grenzboten. (Schluß.) Georges Sand lernte Lamennais kennen und sowie sich in dieser Frau trotz Dieser religiöse, schwärmerische Halt dauerte aber nicht lange, und schon Georges "Sand hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie mit dem Leben berufen, womöglich noch thörichter. Gegen den souveränen Unverstand, der Georges Sand ' '"K'5i I ' > ' !'''M'-s'"-' vom Pariser Korrespondenten der Grenzboten. (Schluß.) Georges Sand lernte Lamennais kennen und sowie sich in dieser Frau trotz Dieser religiöse, schwärmerische Halt dauerte aber nicht lange, und schon Georges "Sand hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie mit dem Leben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99114"/> <p xml:id="ID_910" prev="#ID_909"> berufen, womöglich noch thörichter. Gegen den souveränen Unverstand, der<lb/> das Faustrecht als permanentes Gesetz proclamirt und der blinden, willenlosen<lb/> Masse das Heft in die Hände geben will, hat keiner so energisch die Waffen<lb/> der Logik und des Witzes geltcndgemacht, als eben Hegel. Zwar wollen wir<lb/> nicht leugnen, daß in endlichen Fragen auch äußere Umstände auf das Denken<lb/> ihre Gewalt ausüben, und daß in der Auffassung der neuesten Geschichte bei<lb/> Hegel sich manche streitige Punkte finden würden; hätte er aber unser Zeit¬<lb/> alter erlebt, hätte er erlebt, daß noch einmal principmäßig das rohe positive<lb/> Recht, die Macht der Vergangenheit, als das höchste Recht proclamirt und die<lb/> Idee der Freiheit als solche verleugnet wurde, so würde er gegen diese Epi¬<lb/> gonen der Romantik ebenso scharf zu Felde gezogen sein, als gegen die un¬<lb/> klaren Visionen der Gefühlsschwärmcr, der Burschenschafter, welche die Er-<lb/> centricitäten ihres Gefühls gegen das Allgemeine und Vernünftige, gegen die<lb/> Bildung gcltendmachten. Die Bildung steht jeM auf Seiten der Freiheit, und<lb/> daß Hegel, wo sein Gemüth mit seinem Verstände einig war, sehr laut und<lb/> verständlich, was er für recht hielt, aussprechen konnte, das werden unsre<lb/> Leser, die seine Schriften nicht aus eigner Anschauung kennen, hoffentlich schon<lb/> aun dieser kurzen Skizze entnommen haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Georges Sand<lb/> ' '"K'5i I '<lb/><note type="byline"> > ' !'''M'-s'"-'<lb/> vom Pariser Korrespondenten der Grenzboten.</note> (Schluß.) </head><lb/> <p xml:id="ID_911"> Georges Sand lernte Lamennais kennen und sowie sich in dieser Frau trotz<lb/> ihres schaffenden Genies die weibliche Empfänglichkeit bei jeder Berührung mit<lb/> einem mächtigen Geiste kundgibt, so sehen wir sie auch dies Mal dem bewäl¬<lb/> tigenden Einfluß des Verfassers der Mrolgs ä'un eroMrit, unterthänig. Sie<lb/> schrieb die fünf Briefe an Marie, welche die Lesewelt so sehr in Erstaunen ge¬<lb/> setzt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_912"> Dieser religiöse, schwärmerische Halt dauerte aber nicht lange, und schon<lb/> während ihres Besuchs auf den balearischen Inseln schrieb sie ihren philosophi¬<lb/> schen Roman Spiridion, in dem die alte Skepsis mit neuer Kraft hervorbricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_913" next="#ID_914"> Georges "Sand hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie mit dem Leben<lb/> entwickelt und unter der Kraft verschiedener Einflüsse von verschiedenen An¬<lb/> schauungen wie verschiedenen Lebensansichten geleitet war. Schon in den ersten<lb/> Seiten ihrer sclbsterzählten Lebensgeschichte lesen wir: „Also ich werde ohne<lb/> Ordnung und ohne Folge sprechen dürfen und selbst in Widersprüche verfallen.<lb/> Die menschliche Natur ist nichts als ein Gewebe von Folgewidrigkeiten und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
berufen, womöglich noch thörichter. Gegen den souveränen Unverstand, der
das Faustrecht als permanentes Gesetz proclamirt und der blinden, willenlosen
Masse das Heft in die Hände geben will, hat keiner so energisch die Waffen
der Logik und des Witzes geltcndgemacht, als eben Hegel. Zwar wollen wir
nicht leugnen, daß in endlichen Fragen auch äußere Umstände auf das Denken
ihre Gewalt ausüben, und daß in der Auffassung der neuesten Geschichte bei
Hegel sich manche streitige Punkte finden würden; hätte er aber unser Zeit¬
alter erlebt, hätte er erlebt, daß noch einmal principmäßig das rohe positive
Recht, die Macht der Vergangenheit, als das höchste Recht proclamirt und die
Idee der Freiheit als solche verleugnet wurde, so würde er gegen diese Epi¬
gonen der Romantik ebenso scharf zu Felde gezogen sein, als gegen die un¬
klaren Visionen der Gefühlsschwärmcr, der Burschenschafter, welche die Er-
centricitäten ihres Gefühls gegen das Allgemeine und Vernünftige, gegen die
Bildung gcltendmachten. Die Bildung steht jeM auf Seiten der Freiheit, und
daß Hegel, wo sein Gemüth mit seinem Verstände einig war, sehr laut und
verständlich, was er für recht hielt, aussprechen konnte, das werden unsre
Leser, die seine Schriften nicht aus eigner Anschauung kennen, hoffentlich schon
aun dieser kurzen Skizze entnommen haben.
Georges Sand
' '"K'5i I '
> ' !'''M'-s'"-'
vom Pariser Korrespondenten der Grenzboten. (Schluß.)
Georges Sand lernte Lamennais kennen und sowie sich in dieser Frau trotz
ihres schaffenden Genies die weibliche Empfänglichkeit bei jeder Berührung mit
einem mächtigen Geiste kundgibt, so sehen wir sie auch dies Mal dem bewäl¬
tigenden Einfluß des Verfassers der Mrolgs ä'un eroMrit, unterthänig. Sie
schrieb die fünf Briefe an Marie, welche die Lesewelt so sehr in Erstaunen ge¬
setzt haben.
Dieser religiöse, schwärmerische Halt dauerte aber nicht lange, und schon
während ihres Besuchs auf den balearischen Inseln schrieb sie ihren philosophi¬
schen Roman Spiridion, in dem die alte Skepsis mit neuer Kraft hervorbricht.
Georges "Sand hat nie ein Hehl daraus gemacht, daß sie mit dem Leben
entwickelt und unter der Kraft verschiedener Einflüsse von verschiedenen An¬
schauungen wie verschiedenen Lebensansichten geleitet war. Schon in den ersten
Seiten ihrer sclbsterzählten Lebensgeschichte lesen wir: „Also ich werde ohne
Ordnung und ohne Folge sprechen dürfen und selbst in Widersprüche verfallen.
Die menschliche Natur ist nichts als ein Gewebe von Folgewidrigkeiten und
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