Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.successiven Zerstörung derselben, bei welchem Act zunächst nur einige Befesti¬ Ich würde die Ausführung des Unternehmens für bei weitem gesicherter Dieses vorausgeschickt bleibt die Frage zu erörtern : ob man von Seiten Soweit man hier von den russischen Vertheidigungsmaßregeln unterrichtet successiven Zerstörung derselben, bei welchem Act zunächst nur einige Befesti¬ Ich würde die Ausführung des Unternehmens für bei weitem gesicherter Dieses vorausgeschickt bleibt die Frage zu erörtern : ob man von Seiten Soweit man hier von den russischen Vertheidigungsmaßregeln unterrichtet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0303" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98083"/> <p xml:id="ID_940" prev="#ID_939"> successiven Zerstörung derselben, bei welchem Act zunächst nur einige Befesti¬<lb/> gungen angegriffen und durch überlegenes Feuer erdrückt werden, woraus die<lb/> zunächst gelegenen an die Reihe kommen. Mit andern Worten: das Vor¬<lb/> Zehen wird ein langsames und methodisches sein müssen. Man wird dabei<lb/> von dem Uebelstand abzusehen haben, daß eine zahlreiche mobile Artillerie Zeit<lb/> gewinnt, herbeizueilen und die Fortificationen in ihrem Kampfe mit den Kriegs¬<lb/> schiffen zu unterstützen, so daß der Angriff im allgemeinen aller Vortheile einer<lb/> Ueberraschung entbehrt; dagegen wird man schrittweise einem großen Resultate<lb/> entgegengehen und verhältnißmäßig sehr wenig auf das Spiel setzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_941"> Ich würde die Ausführung des Unternehmens für bei weitem gesicherter<lb/> erachten, wenn man gleichzeitig mit Landkrästen agirte, und betrachte es von<lb/> diesem Standpunkte aus für einen Fehler, daß man nicht die 10,000 Mann<lb/> britische Truppen in Skutari an Bord genommen hat. Abgesehen von der<lb/> Unterstützung und Sicherstellung, welche dem Angriff daraus erwachsen müßte,<lb/> würde auch dem Zerstörungswerke damit eine bei weitem größere Ausdehnung<lb/> gegeben werden können; man würde im Stande sein, in Sebastopol selbst festen<lb/> Fuß zu fassen, das Arsenal in zeitweiligen Besitz zu nehmen, die aufgespeicher¬<lb/> ten Vorräthe zu vernichten, die Docks zu sprengen. Daß dies nunmehr nicht<lb/> möglich sein wird, kann man beklagen, aber schwerlich wird es in der Macht<lb/> der Admiräle gelegen haben, es zu ändern.</p><lb/> <p xml:id="ID_942"> Dieses vorausgeschickt bleibt die Frage zu erörtern : ob man von Seiten<lb/> der verbündeten Flotten aus jede landwä'rtige, etwa durch Seesoldaten auszu¬<lb/> führende Operation verzichten wird, und ich glaube darauf entschieden mit ja<lb/> erwidern zu müssen. Allen Nachrichten nach steigt die Besatzung von Sebastopol<lb/> auf zwanzigtausend Mann an; eine solche Macht ist aber offenbar ausreichend,<lb/> um auf allen in Frage kommenden Punkten der Marineinfanterie eine schnell<lb/> überwältigende Uebermacht entgegenzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_943" next="#ID_944"> Soweit man hier von den russischen Vertheidigungsmaßregeln unterrichtet<lb/> ist, sind am äußern Eingang der Bucht neun Linienschiffe quer über dieselbe<lb/> hin, in Schlachtreihe geankert, welche Linie von beiden Seiten her durch per¬<lb/> manente und provisorische Werke, alles in allem durch mehre hundert Ge¬<lb/> schütze flankirt wird. Hier ist zunächst eine Gelegenheit geboten, die größere<lb/> Tragweite der englischen und französischen Bombenkanonen, verbunden mit der<lb/> überlegenen Geschicklichkeit ihrer Artilleristen zu ergeben. Nichts würde unter<lb/> solchen Umständen übereilter sein als,ein rangirtes Gefecht in der Nähe; man<lb/> hat in den Dampfern d,as Mittel in den Händen, den Feind aus der Ferne<lb/> mürbe zu machen, seine Linie zu sprengen, sie zum Rückzug zu nöthigen und<lb/> demnächst alle Anstrengungen gegen die sie in der Flanke vertheidigenden Forts<lb/> zu vereinigen. Möglich, daß zu diesem letztern Angriff die schwersten Linien¬<lb/> schiffe herangeführt werden, wahrscheinlich ist es nicht, und im allgemeinen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0303]
successiven Zerstörung derselben, bei welchem Act zunächst nur einige Befesti¬
gungen angegriffen und durch überlegenes Feuer erdrückt werden, woraus die
zunächst gelegenen an die Reihe kommen. Mit andern Worten: das Vor¬
Zehen wird ein langsames und methodisches sein müssen. Man wird dabei
von dem Uebelstand abzusehen haben, daß eine zahlreiche mobile Artillerie Zeit
gewinnt, herbeizueilen und die Fortificationen in ihrem Kampfe mit den Kriegs¬
schiffen zu unterstützen, so daß der Angriff im allgemeinen aller Vortheile einer
Ueberraschung entbehrt; dagegen wird man schrittweise einem großen Resultate
entgegengehen und verhältnißmäßig sehr wenig auf das Spiel setzen.
Ich würde die Ausführung des Unternehmens für bei weitem gesicherter
erachten, wenn man gleichzeitig mit Landkrästen agirte, und betrachte es von
diesem Standpunkte aus für einen Fehler, daß man nicht die 10,000 Mann
britische Truppen in Skutari an Bord genommen hat. Abgesehen von der
Unterstützung und Sicherstellung, welche dem Angriff daraus erwachsen müßte,
würde auch dem Zerstörungswerke damit eine bei weitem größere Ausdehnung
gegeben werden können; man würde im Stande sein, in Sebastopol selbst festen
Fuß zu fassen, das Arsenal in zeitweiligen Besitz zu nehmen, die aufgespeicher¬
ten Vorräthe zu vernichten, die Docks zu sprengen. Daß dies nunmehr nicht
möglich sein wird, kann man beklagen, aber schwerlich wird es in der Macht
der Admiräle gelegen haben, es zu ändern.
Dieses vorausgeschickt bleibt die Frage zu erörtern : ob man von Seiten
der verbündeten Flotten aus jede landwä'rtige, etwa durch Seesoldaten auszu¬
führende Operation verzichten wird, und ich glaube darauf entschieden mit ja
erwidern zu müssen. Allen Nachrichten nach steigt die Besatzung von Sebastopol
auf zwanzigtausend Mann an; eine solche Macht ist aber offenbar ausreichend,
um auf allen in Frage kommenden Punkten der Marineinfanterie eine schnell
überwältigende Uebermacht entgegenzustellen.
Soweit man hier von den russischen Vertheidigungsmaßregeln unterrichtet
ist, sind am äußern Eingang der Bucht neun Linienschiffe quer über dieselbe
hin, in Schlachtreihe geankert, welche Linie von beiden Seiten her durch per¬
manente und provisorische Werke, alles in allem durch mehre hundert Ge¬
schütze flankirt wird. Hier ist zunächst eine Gelegenheit geboten, die größere
Tragweite der englischen und französischen Bombenkanonen, verbunden mit der
überlegenen Geschicklichkeit ihrer Artilleristen zu ergeben. Nichts würde unter
solchen Umständen übereilter sein als,ein rangirtes Gefecht in der Nähe; man
hat in den Dampfern d,as Mittel in den Händen, den Feind aus der Ferne
mürbe zu machen, seine Linie zu sprengen, sie zum Rückzug zu nöthigen und
demnächst alle Anstrengungen gegen die sie in der Flanke vertheidigenden Forts
zu vereinigen. Möglich, daß zu diesem letztern Angriff die schwersten Linien¬
schiffe herangeführt werden, wahrscheinlich ist es nicht, und im allgemeinen
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