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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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Rvsalinde. Eine Hcrzensgeschichte in Versen von Hugo Oelbermann.
Königsberg i. Pr., I. H. Bons separat-Conto. --

Diese Herzensgeschichte hat den Vorzug, deutlich erzählt zu sein und einen
gemüthlichen Inhalt zu haben. Der Dichter hat sich bisher vorzugsweise
mit dem -Problem des innern Lebens beschäftigt. Möchte er darüber die äußere
Welt nicht zu sehr vernachlässigen, denn dieses rächt sich unausbleiblich durch
Unklarheit und Ueberschwenglichkeit in der Empfindung. Von der Art und
Weise, wie der Dichter die Regungen des Herzens analysirt, geben wir eine
Probe.


-- Sicher, wenn auch still geräuschlos,
Kommt die Stunde in der Jugend Tagen,
Wo die Sinne hämmern an die Schläfen;
^ Wo sich regt im Vorgefühl des Weibes
In der Jungfrau Busen ein geheimes
Wunderbares, räthselvvlles Walten;
Wo ein wonnig niegcfühltes Strömen
Sie durchpulst, und eines Auges Fiebern
Es besagt, wie ihre Rechte künden
Der Natur urcwige Gesetze;
Wo das Ahnungsgrancn der Bestimmung
In der Keuschheit Blume sich vergeistigt,
Und sie fliehen heißt des Mannes Pfade. --

Kleine Malereien für die Kinderstube. Bon Elise Polko. Mit 9 Bildern
in Buntdruck von Carl Merkel. Zweiter Band. Leipzig, Berus. Schlicke. --

Die Fassung und Haltung dieses halb novellistischen, halb pädagogischen
Büchleins ist genau so wie die des vorigen Hefts, das wir im vergangenen
Jahr besprochen haben. Die Verbindung der beiden Zwecke hat etwas Be¬
denkliches, denn sie hebt die Naivetät aus. Die Illustrationen, die dem Büch¬
lein beigelegt sind, zeugen vortheilhaft für die gemüthliche Stimmung und
künstlerische Begabung des Malers. --


Die drei Seeräuber oder die Jungfrau der Insel. Von Henry Hazel.
> Aus dem Englischen von Ho per. Lemgo u. Detmold, Meyer. --

Der Roman unterscheidet sich von den gewöhnlichen Räuberromanen
unsrer Leihbibliotheken zwar dadurch, daß er ausführlicher und anschaulicher
schildert, und einigermaßen auf die Localitäten eingeht; aber sonst gibt er ihnen
an Abgeschmacktheit nichts nach. --


Die Nachtlampe. Von A. v.-Sternb erg. 3. Bd. Berlin, Decker. --

Die kleinen Geschichten dieses Bandes sind zwar dialogisirt, sie haben aber
einen wesentlich novellistischen Charakter. Außer einzelnen satirischen Scenen


Rvsalinde. Eine Hcrzensgeschichte in Versen von Hugo Oelbermann.
Königsberg i. Pr., I. H. Bons separat-Conto. —

Diese Herzensgeschichte hat den Vorzug, deutlich erzählt zu sein und einen
gemüthlichen Inhalt zu haben. Der Dichter hat sich bisher vorzugsweise
mit dem -Problem des innern Lebens beschäftigt. Möchte er darüber die äußere
Welt nicht zu sehr vernachlässigen, denn dieses rächt sich unausbleiblich durch
Unklarheit und Ueberschwenglichkeit in der Empfindung. Von der Art und
Weise, wie der Dichter die Regungen des Herzens analysirt, geben wir eine
Probe.


— Sicher, wenn auch still geräuschlos,
Kommt die Stunde in der Jugend Tagen,
Wo die Sinne hämmern an die Schläfen;
^ Wo sich regt im Vorgefühl des Weibes
In der Jungfrau Busen ein geheimes
Wunderbares, räthselvvlles Walten;
Wo ein wonnig niegcfühltes Strömen
Sie durchpulst, und eines Auges Fiebern
Es besagt, wie ihre Rechte künden
Der Natur urcwige Gesetze;
Wo das Ahnungsgrancn der Bestimmung
In der Keuschheit Blume sich vergeistigt,
Und sie fliehen heißt des Mannes Pfade. —

Kleine Malereien für die Kinderstube. Bon Elise Polko. Mit 9 Bildern
in Buntdruck von Carl Merkel. Zweiter Band. Leipzig, Berus. Schlicke. —

Die Fassung und Haltung dieses halb novellistischen, halb pädagogischen
Büchleins ist genau so wie die des vorigen Hefts, das wir im vergangenen
Jahr besprochen haben. Die Verbindung der beiden Zwecke hat etwas Be¬
denkliches, denn sie hebt die Naivetät aus. Die Illustrationen, die dem Büch¬
lein beigelegt sind, zeugen vortheilhaft für die gemüthliche Stimmung und
künstlerische Begabung des Malers. —


Die drei Seeräuber oder die Jungfrau der Insel. Von Henry Hazel.
> Aus dem Englischen von Ho per. Lemgo u. Detmold, Meyer. —

Der Roman unterscheidet sich von den gewöhnlichen Räuberromanen
unsrer Leihbibliotheken zwar dadurch, daß er ausführlicher und anschaulicher
schildert, und einigermaßen auf die Localitäten eingeht; aber sonst gibt er ihnen
an Abgeschmacktheit nichts nach. —


Die Nachtlampe. Von A. v.-Sternb erg. 3. Bd. Berlin, Decker. —

Die kleinen Geschichten dieses Bandes sind zwar dialogisirt, sie haben aber
einen wesentlich novellistischen Charakter. Außer einzelnen satirischen Scenen


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[0038] Rvsalinde. Eine Hcrzensgeschichte in Versen von Hugo Oelbermann. Königsberg i. Pr., I. H. Bons separat-Conto. — Diese Herzensgeschichte hat den Vorzug, deutlich erzählt zu sein und einen gemüthlichen Inhalt zu haben. Der Dichter hat sich bisher vorzugsweise mit dem -Problem des innern Lebens beschäftigt. Möchte er darüber die äußere Welt nicht zu sehr vernachlässigen, denn dieses rächt sich unausbleiblich durch Unklarheit und Ueberschwenglichkeit in der Empfindung. Von der Art und Weise, wie der Dichter die Regungen des Herzens analysirt, geben wir eine Probe. — Sicher, wenn auch still geräuschlos, Kommt die Stunde in der Jugend Tagen, Wo die Sinne hämmern an die Schläfen; ^ Wo sich regt im Vorgefühl des Weibes In der Jungfrau Busen ein geheimes Wunderbares, räthselvvlles Walten; Wo ein wonnig niegcfühltes Strömen Sie durchpulst, und eines Auges Fiebern Es besagt, wie ihre Rechte künden Der Natur urcwige Gesetze; Wo das Ahnungsgrancn der Bestimmung In der Keuschheit Blume sich vergeistigt, Und sie fliehen heißt des Mannes Pfade. — Kleine Malereien für die Kinderstube. Bon Elise Polko. Mit 9 Bildern in Buntdruck von Carl Merkel. Zweiter Band. Leipzig, Berus. Schlicke. — Die Fassung und Haltung dieses halb novellistischen, halb pädagogischen Büchleins ist genau so wie die des vorigen Hefts, das wir im vergangenen Jahr besprochen haben. Die Verbindung der beiden Zwecke hat etwas Be¬ denkliches, denn sie hebt die Naivetät aus. Die Illustrationen, die dem Büch¬ lein beigelegt sind, zeugen vortheilhaft für die gemüthliche Stimmung und künstlerische Begabung des Malers. — Die drei Seeräuber oder die Jungfrau der Insel. Von Henry Hazel. > Aus dem Englischen von Ho per. Lemgo u. Detmold, Meyer. — Der Roman unterscheidet sich von den gewöhnlichen Räuberromanen unsrer Leihbibliotheken zwar dadurch, daß er ausführlicher und anschaulicher schildert, und einigermaßen auf die Localitäten eingeht; aber sonst gibt er ihnen an Abgeschmacktheit nichts nach. — Die Nachtlampe. Von A. v.-Sternb erg. 3. Bd. Berlin, Decker. — Die kleinen Geschichten dieses Bandes sind zwar dialogisirt, sie haben aber einen wesentlich novellistischen Charakter. Außer einzelnen satirischen Scenen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/38>, abgerufen am 03.07.2024.