Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.den Nachtheil, den es dem geselligen Umgang bringt, daß es keine alten Die Gegenwart ,>- Die "Gegenwart" zeigt schon durch ihr langes Fortbestehen, daß die Her¬ den Nachtheil, den es dem geselligen Umgang bringt, daß es keine alten Die Gegenwart ,>- Die „Gegenwart" zeigt schon durch ihr langes Fortbestehen, daß die Her¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98554"/> <p xml:id="ID_769" prev="#ID_768"> den Nachtheil, den es dem geselligen Umgang bringt, daß es keine alten<lb/> Frauen mehr gibt, die sich entschließen, alte Frauen zu sein. — „Die Freund¬<lb/> schaft zweier Frauen," sagt Alphons Karr, „ist immer nur ein Complot gegen<lb/> eine dritte." — „Eine tugendhafte Frau," sagte Larochefoucauld, „hat in ihrem<lb/> Herze» eine Fiber mehr, als andere Frauen; sie ist entweder dumm oder er¬<lb/> haben. Die Tugend der Frauen ist eine Sache des Temperaments." — „Frank¬<lb/> reich," sagt Bougeart, „ist sah Land, wo die Männer gegen die Frauen die<lb/> meiste Galanterie und die wenigste Achtung haben. Jene beklagen sich auch<lb/> 'keineswegs darüber, denn die meisten ziehen die Anbetung der Achtung vor."<lb/> — „Das einzige Wunder," sagt Stahl, „das noch immer geschieht, obgleich<lb/> es durch die Häufigkeit seiner Erscheinung aufgehört hat, die Aufmerksamkeit<lb/> auf sich zu ziehen, ist das der Zauberin Circe, welche die Männer in Bestien<lb/> verwandelte." — „So schön der Weg sei," fügt derselbe hinzu, „den man mit<lb/> einer Frau zurücklegt, so kommt doch stets ein Augenblick, wo man, um sich<lb/> zu zerstreuen, genöthigt ist, die Meilenzeiger zu zählen." — „Das Leben einer<lb/> Frau," sagt Diderot, „ist im Kops, im Herzen oder in der Leidenschaft. In<lb/> dem Alter, wo die Frau über das Leben ihr Urtheil gesprochen hat, muß der<lb/> Ehemann wissen, ob die erste Ursache der Treulosigkeit, die sie sich vorsetzt,<lb/> von der Eitelkeit, vom Gefühl oder vom Temperament herrührt. Das Tem¬<lb/> perament ist eine Krankheit, die man heilen kann; das Gefühl, bietet den Ehe¬<lb/> mann große Aussichten auf Erfolg, aber die Eitelkeit ist unheilbar. Die Frau,<lb/> die mit dem Kopfe lebt, ist eine Pest; sie vereinigt die Fehler einer leiden¬<lb/> schaftlichen und einer liebenden Frau, ohne die gleichen Entschuldigungen zu<lb/> haben; sie ist ohne Mitleid, ohne Liebe, ohne Tugend, ohne Geschlecht." —<lb/> Zum Schluß einen kleinen Dialog aus Balzac. „Haben Sie wohl bemerkt,<lb/> meine Liebe, daß die Freuen in der Regel nur til? Dummen lieben?" „Was<lb/> Sie sagen, Frau Gräfin! Wie vereinigen Sie aber diese Bemerkung mit der<lb/> Abneigung der Frauen gegen ihre Ehemänner?" —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Gegenwart</head><lb/> <p xml:id="ID_770"> ,>-<lb/> Die Gegenwart. Eine -encyklopädische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte<lb/> für alle Stände. Neunter Band. Leipzig, Brockhcuis. 18Sj. —</p><lb/> <p xml:id="ID_771" next="#ID_772"> Die „Gegenwart" zeigt schon durch ihr langes Fortbestehen, daß die Her¬<lb/> ausgeber das Bedürfniß des Publicums verständig in Rechnung zu ziehen ge¬<lb/> wußt haben. Umsoweniger kann man darüber zweifeln, da die Zeit des Ent¬<lb/> stehens den gegenwärtigen Voraussetzungen sehr stark widerspricht. — Die ersten<lb/> Hefte der „Gegenwart" erschienen im Jahre -1848 mitten unter dem Rausch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
den Nachtheil, den es dem geselligen Umgang bringt, daß es keine alten
Frauen mehr gibt, die sich entschließen, alte Frauen zu sein. — „Die Freund¬
schaft zweier Frauen," sagt Alphons Karr, „ist immer nur ein Complot gegen
eine dritte." — „Eine tugendhafte Frau," sagte Larochefoucauld, „hat in ihrem
Herze» eine Fiber mehr, als andere Frauen; sie ist entweder dumm oder er¬
haben. Die Tugend der Frauen ist eine Sache des Temperaments." — „Frank¬
reich," sagt Bougeart, „ist sah Land, wo die Männer gegen die Frauen die
meiste Galanterie und die wenigste Achtung haben. Jene beklagen sich auch
'keineswegs darüber, denn die meisten ziehen die Anbetung der Achtung vor."
— „Das einzige Wunder," sagt Stahl, „das noch immer geschieht, obgleich
es durch die Häufigkeit seiner Erscheinung aufgehört hat, die Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen, ist das der Zauberin Circe, welche die Männer in Bestien
verwandelte." — „So schön der Weg sei," fügt derselbe hinzu, „den man mit
einer Frau zurücklegt, so kommt doch stets ein Augenblick, wo man, um sich
zu zerstreuen, genöthigt ist, die Meilenzeiger zu zählen." — „Das Leben einer
Frau," sagt Diderot, „ist im Kops, im Herzen oder in der Leidenschaft. In
dem Alter, wo die Frau über das Leben ihr Urtheil gesprochen hat, muß der
Ehemann wissen, ob die erste Ursache der Treulosigkeit, die sie sich vorsetzt,
von der Eitelkeit, vom Gefühl oder vom Temperament herrührt. Das Tem¬
perament ist eine Krankheit, die man heilen kann; das Gefühl, bietet den Ehe¬
mann große Aussichten auf Erfolg, aber die Eitelkeit ist unheilbar. Die Frau,
die mit dem Kopfe lebt, ist eine Pest; sie vereinigt die Fehler einer leiden¬
schaftlichen und einer liebenden Frau, ohne die gleichen Entschuldigungen zu
haben; sie ist ohne Mitleid, ohne Liebe, ohne Tugend, ohne Geschlecht." —
Zum Schluß einen kleinen Dialog aus Balzac. „Haben Sie wohl bemerkt,
meine Liebe, daß die Freuen in der Regel nur til? Dummen lieben?" „Was
Sie sagen, Frau Gräfin! Wie vereinigen Sie aber diese Bemerkung mit der
Abneigung der Frauen gegen ihre Ehemänner?" —
Die Gegenwart
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Die Gegenwart. Eine -encyklopädische Darstellung der neuesten Zeitgeschichte
für alle Stände. Neunter Band. Leipzig, Brockhcuis. 18Sj. —
Die „Gegenwart" zeigt schon durch ihr langes Fortbestehen, daß die Her¬
ausgeber das Bedürfniß des Publicums verständig in Rechnung zu ziehen ge¬
wußt haben. Umsoweniger kann man darüber zweifeln, da die Zeit des Ent¬
stehens den gegenwärtigen Voraussetzungen sehr stark widerspricht. — Die ersten
Hefte der „Gegenwart" erschienen im Jahre -1848 mitten unter dem Rausch
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