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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band.

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Himmel über die Wolken hinaus; das Schloß der Nachteulen und Uhus; den
Gesang einer magischen Karpfe; die Abenteuer eines Schmetterlings, erzählt
von seiner Gouvernante; die Leichenrede eines Scidenwurms u, s. w. Eine
bunte Fülle von Gegenständen, die sinnliche Anschaulichkeit mit einer gewissen
lyrischen Stimmung vereinigt., --


Gesammelte Schriften von Claude Tillier.

Uou ooole Kor^iimill. -- Komment le elmnoinv eut peur. -- Komment le Li>piU"iue
col peur. -- l,o pZ'osessvur cle rliötorique en proviuev. Nruxelle" et I^Sip.
xig^ liieiisliiiA et Komo. --

Der Versasser dieser humoristischen Skizzen wurde im Jahre 1801 geboren
und starb 18". in Revers. Seine Schriften sind sast gar nicht über den
Kreis seiner Provinz hinausgekommen und wir finden daher die gegenwärtige
Sammlung derselben sehr zweckmäßig, denn wir haben es mit einem ganz
ungewöhnlichen Talent zu thun. Er besitzt eine Schärfe der Beobachtung und
namentlich einen feinen Sinn für die kleinen, originellen, etwas phantastischen
Züge des gewöhnlichen Lebens, der sich bei den Franzosen sehr selten findet.
In den sehr verschiedenartigen Lebenssphären, denen er der Reihe nach an¬
gehörte, hat er Gelegenheit gehabt, sehr abweichende Bildungsstufen genauer zu er¬
forschen, und mit einer großen Gabe der Darstellung verbindet er etwas von jener
schwer zu definirenden Eigenschaft, die wir Deutsche Gemüth nennen. Ein¬
zelne von diesen kleinen Geschichten find ganz allerliebst erzählt, und wenn auch
der Verfasser neben anderen anerkennenswerther Eigenschaften der deutschen
und englischen Humoristen, denen er verwandt ist, sich etwas von ihrer Form¬
losigkeit angeeignet hat, so werden wir doch durch den großen Reichthum seiner
Bilder und die Lebhaftigkeit seiner Farben dafür entschädigt. --


Der Latcrncuwärter. Aus dem Englischen übersetzt von Drngulin. Band -l. Ä, 3.
Leipzig, Kollmann. (Amerikanische Bibliothek. BaUd 1 "8 ---110.)---

Dieser Roman, über den wir uns das Schlußwort vorbehalten, gehört
zu der Classe, die wir schon mehrfach, namentlich bei den Schriftstellerinnen
Mstrs. Whctherell, Currer Bell und Julia Kavanagh charakterisirt haben. Wie
diese zeichnet er sich durch scharse, knappe und sehr charakteristische Zeichnung
aus. Der Hauptcharakter der armen Waise Gertrud ist interessant angelegt
und in einzelnen Zügen glücklich ausgeführt. Er würde noch bedeutend ge¬
wonnen haben, wenn die Uebergänge sorgfältiger motivirt wären. Aber es geht
zuweilen in ziemlich starken Sprüngen vorwärts, und dadurch kommt in die
Erzählung etwas Unstetes und Unruhiges. Die Bilder aus dem Volksleben
sind zum Theil vortrefflich gezeichnet, und alles in allem gehört der Roman


Himmel über die Wolken hinaus; das Schloß der Nachteulen und Uhus; den
Gesang einer magischen Karpfe; die Abenteuer eines Schmetterlings, erzählt
von seiner Gouvernante; die Leichenrede eines Scidenwurms u, s. w. Eine
bunte Fülle von Gegenständen, die sinnliche Anschaulichkeit mit einer gewissen
lyrischen Stimmung vereinigt., —


Gesammelte Schriften von Claude Tillier.

Uou ooole Kor^iimill. — Komment le elmnoinv eut peur. — Komment le Li>piU»iue
col peur. — l,o pZ'osessvur cle rliötorique en proviuev. Nruxelle» et I^Sip.
xig^ liieiisliiiA et Komo. —

Der Versasser dieser humoristischen Skizzen wurde im Jahre 1801 geboren
und starb 18«. in Revers. Seine Schriften sind sast gar nicht über den
Kreis seiner Provinz hinausgekommen und wir finden daher die gegenwärtige
Sammlung derselben sehr zweckmäßig, denn wir haben es mit einem ganz
ungewöhnlichen Talent zu thun. Er besitzt eine Schärfe der Beobachtung und
namentlich einen feinen Sinn für die kleinen, originellen, etwas phantastischen
Züge des gewöhnlichen Lebens, der sich bei den Franzosen sehr selten findet.
In den sehr verschiedenartigen Lebenssphären, denen er der Reihe nach an¬
gehörte, hat er Gelegenheit gehabt, sehr abweichende Bildungsstufen genauer zu er¬
forschen, und mit einer großen Gabe der Darstellung verbindet er etwas von jener
schwer zu definirenden Eigenschaft, die wir Deutsche Gemüth nennen. Ein¬
zelne von diesen kleinen Geschichten find ganz allerliebst erzählt, und wenn auch
der Verfasser neben anderen anerkennenswerther Eigenschaften der deutschen
und englischen Humoristen, denen er verwandt ist, sich etwas von ihrer Form¬
losigkeit angeeignet hat, so werden wir doch durch den großen Reichthum seiner
Bilder und die Lebhaftigkeit seiner Farben dafür entschädigt. —


Der Latcrncuwärter. Aus dem Englischen übersetzt von Drngulin. Band -l. Ä, 3.
Leipzig, Kollmann. (Amerikanische Bibliothek. BaUd 1 »8 —-110.)-—

Dieser Roman, über den wir uns das Schlußwort vorbehalten, gehört
zu der Classe, die wir schon mehrfach, namentlich bei den Schriftstellerinnen
Mstrs. Whctherell, Currer Bell und Julia Kavanagh charakterisirt haben. Wie
diese zeichnet er sich durch scharse, knappe und sehr charakteristische Zeichnung
aus. Der Hauptcharakter der armen Waise Gertrud ist interessant angelegt
und in einzelnen Zügen glücklich ausgeführt. Er würde noch bedeutend ge¬
wonnen haben, wenn die Uebergänge sorgfältiger motivirt wären. Aber es geht
zuweilen in ziemlich starken Sprüngen vorwärts, und dadurch kommt in die
Erzählung etwas Unstetes und Unruhiges. Die Bilder aus dem Volksleben
sind zum Theil vortrefflich gezeichnet, und alles in allem gehört der Roman


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[0143] Himmel über die Wolken hinaus; das Schloß der Nachteulen und Uhus; den Gesang einer magischen Karpfe; die Abenteuer eines Schmetterlings, erzählt von seiner Gouvernante; die Leichenrede eines Scidenwurms u, s. w. Eine bunte Fülle von Gegenständen, die sinnliche Anschaulichkeit mit einer gewissen lyrischen Stimmung vereinigt., — Gesammelte Schriften von Claude Tillier. Uou ooole Kor^iimill. — Komment le elmnoinv eut peur. — Komment le Li>piU»iue col peur. — l,o pZ'osessvur cle rliötorique en proviuev. Nruxelle» et I^Sip. xig^ liieiisliiiA et Komo. — Der Versasser dieser humoristischen Skizzen wurde im Jahre 1801 geboren und starb 18«. in Revers. Seine Schriften sind sast gar nicht über den Kreis seiner Provinz hinausgekommen und wir finden daher die gegenwärtige Sammlung derselben sehr zweckmäßig, denn wir haben es mit einem ganz ungewöhnlichen Talent zu thun. Er besitzt eine Schärfe der Beobachtung und namentlich einen feinen Sinn für die kleinen, originellen, etwas phantastischen Züge des gewöhnlichen Lebens, der sich bei den Franzosen sehr selten findet. In den sehr verschiedenartigen Lebenssphären, denen er der Reihe nach an¬ gehörte, hat er Gelegenheit gehabt, sehr abweichende Bildungsstufen genauer zu er¬ forschen, und mit einer großen Gabe der Darstellung verbindet er etwas von jener schwer zu definirenden Eigenschaft, die wir Deutsche Gemüth nennen. Ein¬ zelne von diesen kleinen Geschichten find ganz allerliebst erzählt, und wenn auch der Verfasser neben anderen anerkennenswerther Eigenschaften der deutschen und englischen Humoristen, denen er verwandt ist, sich etwas von ihrer Form¬ losigkeit angeeignet hat, so werden wir doch durch den großen Reichthum seiner Bilder und die Lebhaftigkeit seiner Farben dafür entschädigt. — Der Latcrncuwärter. Aus dem Englischen übersetzt von Drngulin. Band -l. Ä, 3. Leipzig, Kollmann. (Amerikanische Bibliothek. BaUd 1 »8 —-110.)-— Dieser Roman, über den wir uns das Schlußwort vorbehalten, gehört zu der Classe, die wir schon mehrfach, namentlich bei den Schriftstellerinnen Mstrs. Whctherell, Currer Bell und Julia Kavanagh charakterisirt haben. Wie diese zeichnet er sich durch scharse, knappe und sehr charakteristische Zeichnung aus. Der Hauptcharakter der armen Waise Gertrud ist interessant angelegt und in einzelnen Zügen glücklich ausgeführt. Er würde noch bedeutend ge¬ wonnen haben, wenn die Uebergänge sorgfältiger motivirt wären. Aber es geht zuweilen in ziemlich starken Sprüngen vorwärts, und dadurch kommt in die Erzählung etwas Unstetes und Unruhiges. Die Bilder aus dem Volksleben sind zum Theil vortrefflich gezeichnet, und alles in allem gehört der Roman

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_281149/143>, abgerufen am 27.07.2024.