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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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nicht erzogen und genöthigt werden kann; dazu ist Mannheim zu nah. Aeußerst
verständig scheint es indessen, daß der neue Unternehmer sein Repertoir vorzugs¬
weise aus dem rccitirenden Drama und Vaudeville zusammenzustellen beabsichtigt,
da er natürlich nach den ihm gewährten Mittel" mit der Mannheimer Oper nicht
in Concurrenz treten kann. Das Theater in Freiburg ist unter einer Direction
mit dem in Baden-Baden vereint und scheint für seine Verhältnisse ziemlich
Genügendes leisten zu wollen, obgleich die Vorstellungen der Sommersaison in
Baden selbst für diese Verhältnisse außerordeutlich viel zu wünschen übrig ließen.
Ob Koblenz nud Bonn nach den Erfahrungen des letzten Winters überhaupt Theater
zu unternehmen wagen werden, ist uns nicht bekannt. Die Direction des Stadt¬
theaters zu Köln ist aus der Hand des Herrn Spielberger, welcher Würzburg
übernahm, in die des Herrn Roter übergegangen, (früher Director in Nürnberg,
dann in Riga). Die großen Abgaben, welche auf diesem Theater lasten, lassen
bei dem schlechten Ton des Publicums und den Übeln Einflüssen des Comite's kaum
eine Hoffnung darauf entstehen, daß dort bessere Verhältnisse herrschend werden,
als die früherer Jahre waren. Endlich ist noch Düsseldorf zu nennen, welches
zwar nicht mehr zu der Höhe'der Jmmermannschen Periode sich emporschwingen
kann, aber seit Jahren unter der Leitung des Herrn Kramer sich eines äußerst
soliden Rufes erfreut. Namentlich, was bei mittleren Bühnen eine Hauptsache,
ist die (soweit bekannt) organische Gleichmäßigkeit in der Zusammenstellung des
Personals zu loben, da von ihr vorzugsweise das genügende Ensemble abhängt.
Ebenso scheint dort das Repertoir den Tageslaunen des Publicums nicht in dem
Maße, wie anderwärts unterworfen; oder man muß annehmen, daß der von
Immermann hervorgerufene Geist dort die Verwilderung des Geschmacks noch nicht
so tief einreißen ließ, als anderwärts.




Neue Lyrik.
Deutscher Dichterwald von Opitz bis Lenau. Mit Bildnissen in Stahlstich.
2. Bd. Berlin, Grieben. --
Mainsagen. Gesammelt und herausgegeben von Alexander Kaufmann. Mit
einem Titelkupfer von August Lucas. Aschaffenburg, Lcchr. --
Erinnerungen an August Gr. von Platen in seiiier Jugend. Bei Gelegenheit der
Aufnahme seiner Büste in, die bayrische Nuhmeshalle. Von Hofrath
v. Schlichtegroll. Mit Erstlingsgaben seiner Muse. München, Rieger. --
Bilder aus dem Soldatenleben. Von Joh. Rep, Vogt. 3. vermehrte Ausg.
Mit 30 Illustrationen. Wien, Sollinger. --
Gedichte von Nicolcius Delius. Bremen, Heyse. --

nicht erzogen und genöthigt werden kann; dazu ist Mannheim zu nah. Aeußerst
verständig scheint es indessen, daß der neue Unternehmer sein Repertoir vorzugs¬
weise aus dem rccitirenden Drama und Vaudeville zusammenzustellen beabsichtigt,
da er natürlich nach den ihm gewährten Mittel» mit der Mannheimer Oper nicht
in Concurrenz treten kann. Das Theater in Freiburg ist unter einer Direction
mit dem in Baden-Baden vereint und scheint für seine Verhältnisse ziemlich
Genügendes leisten zu wollen, obgleich die Vorstellungen der Sommersaison in
Baden selbst für diese Verhältnisse außerordeutlich viel zu wünschen übrig ließen.
Ob Koblenz nud Bonn nach den Erfahrungen des letzten Winters überhaupt Theater
zu unternehmen wagen werden, ist uns nicht bekannt. Die Direction des Stadt¬
theaters zu Köln ist aus der Hand des Herrn Spielberger, welcher Würzburg
übernahm, in die des Herrn Roter übergegangen, (früher Director in Nürnberg,
dann in Riga). Die großen Abgaben, welche auf diesem Theater lasten, lassen
bei dem schlechten Ton des Publicums und den Übeln Einflüssen des Comite's kaum
eine Hoffnung darauf entstehen, daß dort bessere Verhältnisse herrschend werden,
als die früherer Jahre waren. Endlich ist noch Düsseldorf zu nennen, welches
zwar nicht mehr zu der Höhe'der Jmmermannschen Periode sich emporschwingen
kann, aber seit Jahren unter der Leitung des Herrn Kramer sich eines äußerst
soliden Rufes erfreut. Namentlich, was bei mittleren Bühnen eine Hauptsache,
ist die (soweit bekannt) organische Gleichmäßigkeit in der Zusammenstellung des
Personals zu loben, da von ihr vorzugsweise das genügende Ensemble abhängt.
Ebenso scheint dort das Repertoir den Tageslaunen des Publicums nicht in dem
Maße, wie anderwärts unterworfen; oder man muß annehmen, daß der von
Immermann hervorgerufene Geist dort die Verwilderung des Geschmacks noch nicht
so tief einreißen ließ, als anderwärts.




Neue Lyrik.
Deutscher Dichterwald von Opitz bis Lenau. Mit Bildnissen in Stahlstich.
2. Bd. Berlin, Grieben. —
Mainsagen. Gesammelt und herausgegeben von Alexander Kaufmann. Mit
einem Titelkupfer von August Lucas. Aschaffenburg, Lcchr. —
Erinnerungen an August Gr. von Platen in seiiier Jugend. Bei Gelegenheit der
Aufnahme seiner Büste in, die bayrische Nuhmeshalle. Von Hofrath
v. Schlichtegroll. Mit Erstlingsgaben seiner Muse. München, Rieger. —
Bilder aus dem Soldatenleben. Von Joh. Rep, Vogt. 3. vermehrte Ausg.
Mit 30 Illustrationen. Wien, Sollinger. —
Gedichte von Nicolcius Delius. Bremen, Heyse. —

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[0497] nicht erzogen und genöthigt werden kann; dazu ist Mannheim zu nah. Aeußerst verständig scheint es indessen, daß der neue Unternehmer sein Repertoir vorzugs¬ weise aus dem rccitirenden Drama und Vaudeville zusammenzustellen beabsichtigt, da er natürlich nach den ihm gewährten Mittel» mit der Mannheimer Oper nicht in Concurrenz treten kann. Das Theater in Freiburg ist unter einer Direction mit dem in Baden-Baden vereint und scheint für seine Verhältnisse ziemlich Genügendes leisten zu wollen, obgleich die Vorstellungen der Sommersaison in Baden selbst für diese Verhältnisse außerordeutlich viel zu wünschen übrig ließen. Ob Koblenz nud Bonn nach den Erfahrungen des letzten Winters überhaupt Theater zu unternehmen wagen werden, ist uns nicht bekannt. Die Direction des Stadt¬ theaters zu Köln ist aus der Hand des Herrn Spielberger, welcher Würzburg übernahm, in die des Herrn Roter übergegangen, (früher Director in Nürnberg, dann in Riga). Die großen Abgaben, welche auf diesem Theater lasten, lassen bei dem schlechten Ton des Publicums und den Übeln Einflüssen des Comite's kaum eine Hoffnung darauf entstehen, daß dort bessere Verhältnisse herrschend werden, als die früherer Jahre waren. Endlich ist noch Düsseldorf zu nennen, welches zwar nicht mehr zu der Höhe'der Jmmermannschen Periode sich emporschwingen kann, aber seit Jahren unter der Leitung des Herrn Kramer sich eines äußerst soliden Rufes erfreut. Namentlich, was bei mittleren Bühnen eine Hauptsache, ist die (soweit bekannt) organische Gleichmäßigkeit in der Zusammenstellung des Personals zu loben, da von ihr vorzugsweise das genügende Ensemble abhängt. Ebenso scheint dort das Repertoir den Tageslaunen des Publicums nicht in dem Maße, wie anderwärts unterworfen; oder man muß annehmen, daß der von Immermann hervorgerufene Geist dort die Verwilderung des Geschmacks noch nicht so tief einreißen ließ, als anderwärts. Neue Lyrik. Deutscher Dichterwald von Opitz bis Lenau. Mit Bildnissen in Stahlstich. 2. Bd. Berlin, Grieben. — Mainsagen. Gesammelt und herausgegeben von Alexander Kaufmann. Mit einem Titelkupfer von August Lucas. Aschaffenburg, Lcchr. — Erinnerungen an August Gr. von Platen in seiiier Jugend. Bei Gelegenheit der Aufnahme seiner Büste in, die bayrische Nuhmeshalle. Von Hofrath v. Schlichtegroll. Mit Erstlingsgaben seiner Muse. München, Rieger. — Bilder aus dem Soldatenleben. Von Joh. Rep, Vogt. 3. vermehrte Ausg. Mit 30 Illustrationen. Wien, Sollinger. — Gedichte von Nicolcius Delius. Bremen, Heyse. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/497>, abgerufen am 23.07.2024.