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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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losigkeit grenzt, zu dem Gefühl der Bewunderung veredelt. Der Gegenstand,
der das Gefühl des Erhabenen in uns erregt, ist zwar scheinbar die Natur, die
gegenständliche Welt, über die wir keine Macht haben und die uns fremd ist; in
der That aber die Fassung, die ihr der menschliche Geist gegeben hat. Die
Unendlichkeit des Raums, in dem sich die Sternbilder bewegen, würde für uns
ein leerer Gedanke sein, wenn nicht das Gesetz, das der menschliche Geist in ihr
entdeckt hat, die gemessene Bahn, die er ihr gleichsam vorgezeichnet hat, diesem
Gedanken Farbe und Gestalt gäbe, und die bunten Bilder des Mikroskops würden
wie ein unfruchtbares Schattenbild an unserer Phantasie vorübergehen, wenn wir
nicht zugleich das bestimmte Bewußtsein über das Gesetz, nach dem wir es wahr¬
nehmen, damit verbänden. Die Größe des Schöpfers nehmen wir keineswegs,
wie es die frühere Naturanschauung meinte, aus den bloßen Gegenständen wahr,
sondern ans dem Bilde, das sich der menschliche Geist von ihnen entwirft, und
wodurch er sie selber zu einem Moment des Geistes macht. -- Wenn auf diese
Weise die Natur dem Reich der Idee gewonnen wird, so ist das die wahre
Naturphilosophie, nicht die mystischen, willkürlichen Visionen der ältern Schule,
die sich fälschlich.diesen Namen beilegte. --

Mit dem nächstfolgenden Heft werden die "Wunder des Himmels" vollendet
sein. Wir kommen alsdann auf die Vergleichung der beiden Werke noch einmal
zurück und werden alsdann anch mehr das Detail ins Auge fassen.




Neue Dramen.
König Monmouth. Ein Drama von Emil Palleske. Berlin, Frz. Duncker.--
Die Portenser. Ein dramatisches Gedicht von Albert Türcke, Berlin,
Wohlgemuth.--
Heinrich der Achte. Original-Trauerspiel in 3 Acten von Leonard Hamm.
Cöln. --
Herodes der Große. Tauerspiel in 3 Acten von Rudolph Neumeister. Leipzig,
Gebhardt Le Reisland.---
Das Haus des Barneveldt. Trauerspiel in 3 Acten von Franz Dingelstedt.
München. --
Galiana von Viterbo oder Schönheit die ewige Königin. Von G. D. Torgau.--
Dramatische Schriften von Hermann Schmid. 2 Bde. Leipzig, Arnold. --
Kriemhildens Rache. Trauerspiel von Rainald Reimar. Hamburg, Meißner
und Schirges. --
I.K livi'ö ä'or. Lomöilie en un "ete, p",' psulin nido^et. ?!U'is, Lev^. --
Ein Leben im Tode. Trauerspiel in 3 Acten. Von Karl Ritter. Dresden. --
Der Ruf einer Frau. Aus dem Leben einer Königin. Historisches Originalschauspiel
in i Acten, mit einem Vorspiel: Die Rouis von Paris. Von Belani. --

losigkeit grenzt, zu dem Gefühl der Bewunderung veredelt. Der Gegenstand,
der das Gefühl des Erhabenen in uns erregt, ist zwar scheinbar die Natur, die
gegenständliche Welt, über die wir keine Macht haben und die uns fremd ist; in
der That aber die Fassung, die ihr der menschliche Geist gegeben hat. Die
Unendlichkeit des Raums, in dem sich die Sternbilder bewegen, würde für uns
ein leerer Gedanke sein, wenn nicht das Gesetz, das der menschliche Geist in ihr
entdeckt hat, die gemessene Bahn, die er ihr gleichsam vorgezeichnet hat, diesem
Gedanken Farbe und Gestalt gäbe, und die bunten Bilder des Mikroskops würden
wie ein unfruchtbares Schattenbild an unserer Phantasie vorübergehen, wenn wir
nicht zugleich das bestimmte Bewußtsein über das Gesetz, nach dem wir es wahr¬
nehmen, damit verbänden. Die Größe des Schöpfers nehmen wir keineswegs,
wie es die frühere Naturanschauung meinte, aus den bloßen Gegenständen wahr,
sondern ans dem Bilde, das sich der menschliche Geist von ihnen entwirft, und
wodurch er sie selber zu einem Moment des Geistes macht. — Wenn auf diese
Weise die Natur dem Reich der Idee gewonnen wird, so ist das die wahre
Naturphilosophie, nicht die mystischen, willkürlichen Visionen der ältern Schule,
die sich fälschlich.diesen Namen beilegte. —

Mit dem nächstfolgenden Heft werden die „Wunder des Himmels" vollendet
sein. Wir kommen alsdann auf die Vergleichung der beiden Werke noch einmal
zurück und werden alsdann anch mehr das Detail ins Auge fassen.




Neue Dramen.
König Monmouth. Ein Drama von Emil Palleske. Berlin, Frz. Duncker.—
Die Portenser. Ein dramatisches Gedicht von Albert Türcke, Berlin,
Wohlgemuth.—
Heinrich der Achte. Original-Trauerspiel in 3 Acten von Leonard Hamm.
Cöln. —
Herodes der Große. Tauerspiel in 3 Acten von Rudolph Neumeister. Leipzig,
Gebhardt Le Reisland.—-
Das Haus des Barneveldt. Trauerspiel in 3 Acten von Franz Dingelstedt.
München. —
Galiana von Viterbo oder Schönheit die ewige Königin. Von G. D. Torgau.—
Dramatische Schriften von Hermann Schmid. 2 Bde. Leipzig, Arnold. —
Kriemhildens Rache. Trauerspiel von Rainald Reimar. Hamburg, Meißner
und Schirges. —
I.K livi'ö ä'or. Lomöilie en un »ete, p»,' psulin nido^et. ?!U'is, Lev^. —
Ein Leben im Tode. Trauerspiel in 3 Acten. Von Karl Ritter. Dresden. —
Der Ruf einer Frau. Aus dem Leben einer Königin. Historisches Originalschauspiel
in i Acten, mit einem Vorspiel: Die Rouis von Paris. Von Belani. —

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[0416] losigkeit grenzt, zu dem Gefühl der Bewunderung veredelt. Der Gegenstand, der das Gefühl des Erhabenen in uns erregt, ist zwar scheinbar die Natur, die gegenständliche Welt, über die wir keine Macht haben und die uns fremd ist; in der That aber die Fassung, die ihr der menschliche Geist gegeben hat. Die Unendlichkeit des Raums, in dem sich die Sternbilder bewegen, würde für uns ein leerer Gedanke sein, wenn nicht das Gesetz, das der menschliche Geist in ihr entdeckt hat, die gemessene Bahn, die er ihr gleichsam vorgezeichnet hat, diesem Gedanken Farbe und Gestalt gäbe, und die bunten Bilder des Mikroskops würden wie ein unfruchtbares Schattenbild an unserer Phantasie vorübergehen, wenn wir nicht zugleich das bestimmte Bewußtsein über das Gesetz, nach dem wir es wahr¬ nehmen, damit verbänden. Die Größe des Schöpfers nehmen wir keineswegs, wie es die frühere Naturanschauung meinte, aus den bloßen Gegenständen wahr, sondern ans dem Bilde, das sich der menschliche Geist von ihnen entwirft, und wodurch er sie selber zu einem Moment des Geistes macht. — Wenn auf diese Weise die Natur dem Reich der Idee gewonnen wird, so ist das die wahre Naturphilosophie, nicht die mystischen, willkürlichen Visionen der ältern Schule, die sich fälschlich.diesen Namen beilegte. — Mit dem nächstfolgenden Heft werden die „Wunder des Himmels" vollendet sein. Wir kommen alsdann auf die Vergleichung der beiden Werke noch einmal zurück und werden alsdann anch mehr das Detail ins Auge fassen. Neue Dramen. König Monmouth. Ein Drama von Emil Palleske. Berlin, Frz. Duncker.— Die Portenser. Ein dramatisches Gedicht von Albert Türcke, Berlin, Wohlgemuth.— Heinrich der Achte. Original-Trauerspiel in 3 Acten von Leonard Hamm. Cöln. — Herodes der Große. Tauerspiel in 3 Acten von Rudolph Neumeister. Leipzig, Gebhardt Le Reisland.—- Das Haus des Barneveldt. Trauerspiel in 3 Acten von Franz Dingelstedt. München. — Galiana von Viterbo oder Schönheit die ewige Königin. Von G. D. Torgau.— Dramatische Schriften von Hermann Schmid. 2 Bde. Leipzig, Arnold. — Kriemhildens Rache. Trauerspiel von Rainald Reimar. Hamburg, Meißner und Schirges. — I.K livi'ö ä'or. Lomöilie en un »ete, p»,' psulin nido^et. ?!U'is, Lev^. — Ein Leben im Tode. Trauerspiel in 3 Acten. Von Karl Ritter. Dresden. — Der Ruf einer Frau. Aus dem Leben einer Königin. Historisches Originalschauspiel in i Acten, mit einem Vorspiel: Die Rouis von Paris. Von Belani. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/416>, abgerufen am 29.06.2024.