Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.Staaten ist, die übrigen Griechisch-Katholischen aber unter ihrem eigenen Patriarchen ^ 3.,, ' ,,,,,, Staaten ist, die übrigen Griechisch-Katholischen aber unter ihrem eigenen Patriarchen ^ 3.,, ' ,,,,,, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0196" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/96371"/> <p xml:id="ID_636" prev="#ID_635"> Staaten ist, die übrigen Griechisch-Katholischen aber unter ihrem eigenen Patriarchen<lb/> und unter dem politischen Schutz ihrer eigenen Regierung stehen. Jedes Zu-<lb/> geständniß in dieser Richtung, sowie jedes Zugeständniß, das Rußland allein<lb/> gemacht wird, ist ein eclatanter Sieg seiner Politik und eine demüthigende<lb/> Niederlage nicht blos für England, sondern für den ganzen Continent. Wenn es<lb/> sich aber mit der einfachen Bestätigung seiner früher erlangten Rechte begnügen<lb/> muß, so hat die einsichtige und gemäßigte Politik Aberdeens das große Verdienst,<lb/> Oestreich aus dem russischen Bündniß losgelöst zu habe», was gewiß eine reich¬<lb/> liche Entschädigung für den wohlfeilen Ruhm wäre, eine Demonstration in den<lb/> Dardanellen, die gar keine praktischen Resultate haben konnte, gemacht zu haben.<lb/> Mit wahrer Freude bemerken wir ans englischen Blättern, daß Preußen keinen<lb/> Augenblick daran gedacht hat, sich der russischen Politik anzuschließen.</p><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> ^ 3.,,</head><lb/> <div n="3"> <head><lb/> '</head> <p xml:id="ID_637" next="#ID_638"> ,,,,,,<lb/> — Seit d?r letzten Woche sind die schlimmsten Be¬<lb/> fürchtungen, die wir im vorigen Heft kaum anzudeuten wagten, in Erfüllung ge¬<lb/> gangen. Zwar bemühe» sich unsere englischen und französischen Korrespondenten,<lb/> das Verhalten dieser beiden Staaten Nußland u»d der Türkei gegenüber in<lb/> einem minder schimpflichen Licht darzustellen, allein das natürliche Gefühl wird<lb/> dadurch nicht befriedigt. Die beiden Mächte haben eine eclatante Niederlage er¬<lb/> litte» und haben sich ihr gutwillig unterzogen. Zwar sind wir nicht der Ansicht,<lb/> daß durch einen solchen Fehler, wie schwer er auch in die Wagschale fallen<lb/> möge, die Lebenskraft und die Machtfülle eines großen Staats ohne weiteres<lb/> gebrochen wird. Staaten, die ans eine kräftige Nationalität gegründet sind, haben<lb/> ein lauges Leben und könne» in viele Irrthümer verfalle», ehe diese den Nerv<lb/> ihres Orga»ismns angreifen; aber der erste moralische Schlag, den eine große<lb/> Nation erleidet, ist immer ein schlimmes Zeichen, und daß es grade England<lb/> sein muß, das dieser Schlag trifft, ist für ganz Europa ein um so schmerzlicheres<lb/> Ereigniß, da wir von »»fern kontinentale» Zerwürfnissen und Reactionen, von<lb/> unserer eigenen kleinen schüchternen Politik auf England wie ans de» mächtigen<lb/> Hort der Freiheit zu blicken pflegten. Wir selbst sind an das Zurückgehen vor<lb/> jeder ernstlichen Gefahr bereits so gewöhnt, daß uns ein neuer Schritt der Art<lb/> kaum mehr gedemüthigt hätte. Für England aber ist es etwas Neues. Nun hat<lb/> zwar Herr v. Manteuffel für dieses Rückgehen eine eigene Philosophie aufgestellt;<lb/> er hat gefunden, daß den Starken das Zurückgehen an seiner Ehre nicht beschä¬<lb/> digen kann. Allein die Erfahrung lehrt »us das Gegentheil, sie zeigt uns, daß<lb/> der wirklich Starke überhaupt nicht zurückgeht. Der Kaiser vou Rußland ist in<lb/> der orientalischen Frage, einzelne unwesentliche Modificationen abgerechnet, keinen<lb/> Schritt zurückgegangen; ob seine erste Forderung gerecht oder ungerecht, billig<lb/> oder unbillig war, er ist auf derselben stehen geblieben, und jeder Versuch der<lb/> übrigen Mächte, ihn zum Weichen zu bringen, hat ihn nur einen Schritt vorwärts</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0196]
Staaten ist, die übrigen Griechisch-Katholischen aber unter ihrem eigenen Patriarchen
und unter dem politischen Schutz ihrer eigenen Regierung stehen. Jedes Zu-
geständniß in dieser Richtung, sowie jedes Zugeständniß, das Rußland allein
gemacht wird, ist ein eclatanter Sieg seiner Politik und eine demüthigende
Niederlage nicht blos für England, sondern für den ganzen Continent. Wenn es
sich aber mit der einfachen Bestätigung seiner früher erlangten Rechte begnügen
muß, so hat die einsichtige und gemäßigte Politik Aberdeens das große Verdienst,
Oestreich aus dem russischen Bündniß losgelöst zu habe», was gewiß eine reich¬
liche Entschädigung für den wohlfeilen Ruhm wäre, eine Demonstration in den
Dardanellen, die gar keine praktischen Resultate haben konnte, gemacht zu haben.
Mit wahrer Freude bemerken wir ans englischen Blättern, daß Preußen keinen
Augenblick daran gedacht hat, sich der russischen Politik anzuschließen.
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— Seit d?r letzten Woche sind die schlimmsten Be¬
fürchtungen, die wir im vorigen Heft kaum anzudeuten wagten, in Erfüllung ge¬
gangen. Zwar bemühe» sich unsere englischen und französischen Korrespondenten,
das Verhalten dieser beiden Staaten Nußland u»d der Türkei gegenüber in
einem minder schimpflichen Licht darzustellen, allein das natürliche Gefühl wird
dadurch nicht befriedigt. Die beiden Mächte haben eine eclatante Niederlage er¬
litte» und haben sich ihr gutwillig unterzogen. Zwar sind wir nicht der Ansicht,
daß durch einen solchen Fehler, wie schwer er auch in die Wagschale fallen
möge, die Lebenskraft und die Machtfülle eines großen Staats ohne weiteres
gebrochen wird. Staaten, die ans eine kräftige Nationalität gegründet sind, haben
ein lauges Leben und könne» in viele Irrthümer verfalle», ehe diese den Nerv
ihres Orga»ismns angreifen; aber der erste moralische Schlag, den eine große
Nation erleidet, ist immer ein schlimmes Zeichen, und daß es grade England
sein muß, das dieser Schlag trifft, ist für ganz Europa ein um so schmerzlicheres
Ereigniß, da wir von »»fern kontinentale» Zerwürfnissen und Reactionen, von
unserer eigenen kleinen schüchternen Politik auf England wie ans de» mächtigen
Hort der Freiheit zu blicken pflegten. Wir selbst sind an das Zurückgehen vor
jeder ernstlichen Gefahr bereits so gewöhnt, daß uns ein neuer Schritt der Art
kaum mehr gedemüthigt hätte. Für England aber ist es etwas Neues. Nun hat
zwar Herr v. Manteuffel für dieses Rückgehen eine eigene Philosophie aufgestellt;
er hat gefunden, daß den Starken das Zurückgehen an seiner Ehre nicht beschä¬
digen kann. Allein die Erfahrung lehrt »us das Gegentheil, sie zeigt uns, daß
der wirklich Starke überhaupt nicht zurückgeht. Der Kaiser vou Rußland ist in
der orientalischen Frage, einzelne unwesentliche Modificationen abgerechnet, keinen
Schritt zurückgegangen; ob seine erste Forderung gerecht oder ungerecht, billig
oder unbillig war, er ist auf derselben stehen geblieben, und jeder Versuch der
übrigen Mächte, ihn zum Weichen zu bringen, hat ihn nur einen Schritt vorwärts
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