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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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brächen" von Fanatismus und Verfolgungssucht, welche die Beziehungen zwischen
Christen und Türken zuweilen gestört haben, mehr und mehr vorbeugen.

Soviel über Syrien. Was sollen wir vom Euphratthal sagen? Es ist
bekannt genug, daß Mesopotamien einst die Kornkammer des Orients war.
Trägt auch das Korn nicht mehr wie zu den Zeiten Herodots zweihundert- und
dreihuudertsach, so trägt es doch noch jetzt durchschnittlich zwölf- bis sechszehnfach.
Auch hier finden wir die Gewächse des südlichen Europas bis zu denen der
Tropenländer wieder. Neis, Tabak, Hanf, Wein, die Olive, die Dattelpalme.
Die Olive hat hier ihre südliche, die Dattel ihre nördliche Grenze. Baumwolle
wird angebaut, und kann in viel größerem Maßstabe angebaut werden. Zwei¬
mal im Jahre, im October und März, steigen die Wasser des Euphrat. Dieselben
erreichen gewöhnlich den höchsten Stand im Monat Mai, und ergießen sich be¬
fruchtend auf die anliegenden Ländereien.

Die projectirte Eisenbahn würde also die reichsten Gegenden Vorderasiens
durchschneiden, würde die reichen Schätze ihres Bodens eröffnen, und Europa
eine neue, wichtige Bezugsquelle für allerlei Rohstoffe schaffen. Den wichtigsten
derselben, die Baumwolle, haben wir bereits genannt. Aber auch die Schafzucht
muß in diesen Gegenden viele Bedingungen des Gedeihens finden. Denn die
Wolle des Euphratthalcs war im Alterthum wohlbekannt und ein wichtiger
Handelsartikel. Berühmt war die feine Wolle von Palmyra.

Die Locomotive wird ein besserer Träger für die Civilisation sein, als es im
Alterthum die Heere von Crassus, Marc Anton, Trajan, Severus, Gordian,
Julian, Jvvia", Heraclius waren, die zu verschiedenen Zeiten die römische Herr¬
schaft am Euphrat und Tigris zu befestigen suchten, als es im Mittelalter die
Kreuzfahrer, die freilich nicht soweit vorgedrungen, waren, als es noch heute die
britischen Missionäre und Rußlands Heere sind, wenn nicht die großartigen
Projecte Englands noch vor ihrer Ausführung -- durch ein russisch-byzantinisches
Kaiserreich coupirt werden, welches die Donauländer in das russische Absperrungs¬
system hineinziehen, die griechischen "ud syrischen Gewässer zu einem russischen See
macheu, und alle ähnlichen Projecte ihrer Basis berauben würde.

Insofern ist die gegenwärtige orientalische Frage allerdings auch eine Welt¬
frage, eine Frage der Civilisation.''




Epische Dichtungen ans dem Persischen des Firdusi.

Von A. F. v. Schack, (2. Bd., Berlin, Hertz),

Wir haben bereits bei dem Erscheine" der ersten Sammlung Persischer Hel¬
densagen auf das außerordentliche Talent aufmerksam gemacht, mit dem der deutsche


brächen" von Fanatismus und Verfolgungssucht, welche die Beziehungen zwischen
Christen und Türken zuweilen gestört haben, mehr und mehr vorbeugen.

Soviel über Syrien. Was sollen wir vom Euphratthal sagen? Es ist
bekannt genug, daß Mesopotamien einst die Kornkammer des Orients war.
Trägt auch das Korn nicht mehr wie zu den Zeiten Herodots zweihundert- und
dreihuudertsach, so trägt es doch noch jetzt durchschnittlich zwölf- bis sechszehnfach.
Auch hier finden wir die Gewächse des südlichen Europas bis zu denen der
Tropenländer wieder. Neis, Tabak, Hanf, Wein, die Olive, die Dattelpalme.
Die Olive hat hier ihre südliche, die Dattel ihre nördliche Grenze. Baumwolle
wird angebaut, und kann in viel größerem Maßstabe angebaut werden. Zwei¬
mal im Jahre, im October und März, steigen die Wasser des Euphrat. Dieselben
erreichen gewöhnlich den höchsten Stand im Monat Mai, und ergießen sich be¬
fruchtend auf die anliegenden Ländereien.

Die projectirte Eisenbahn würde also die reichsten Gegenden Vorderasiens
durchschneiden, würde die reichen Schätze ihres Bodens eröffnen, und Europa
eine neue, wichtige Bezugsquelle für allerlei Rohstoffe schaffen. Den wichtigsten
derselben, die Baumwolle, haben wir bereits genannt. Aber auch die Schafzucht
muß in diesen Gegenden viele Bedingungen des Gedeihens finden. Denn die
Wolle des Euphratthalcs war im Alterthum wohlbekannt und ein wichtiger
Handelsartikel. Berühmt war die feine Wolle von Palmyra.

Die Locomotive wird ein besserer Träger für die Civilisation sein, als es im
Alterthum die Heere von Crassus, Marc Anton, Trajan, Severus, Gordian,
Julian, Jvvia», Heraclius waren, die zu verschiedenen Zeiten die römische Herr¬
schaft am Euphrat und Tigris zu befestigen suchten, als es im Mittelalter die
Kreuzfahrer, die freilich nicht soweit vorgedrungen, waren, als es noch heute die
britischen Missionäre und Rußlands Heere sind, wenn nicht die großartigen
Projecte Englands noch vor ihrer Ausführung — durch ein russisch-byzantinisches
Kaiserreich coupirt werden, welches die Donauländer in das russische Absperrungs¬
system hineinziehen, die griechischen »ud syrischen Gewässer zu einem russischen See
macheu, und alle ähnlichen Projecte ihrer Basis berauben würde.

Insofern ist die gegenwärtige orientalische Frage allerdings auch eine Welt¬
frage, eine Frage der Civilisation.''




Epische Dichtungen ans dem Persischen des Firdusi.

Von A. F. v. Schack, (2. Bd., Berlin, Hertz),

Wir haben bereits bei dem Erscheine» der ersten Sammlung Persischer Hel¬
densagen auf das außerordentliche Talent aufmerksam gemacht, mit dem der deutsche


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[0188] brächen" von Fanatismus und Verfolgungssucht, welche die Beziehungen zwischen Christen und Türken zuweilen gestört haben, mehr und mehr vorbeugen. Soviel über Syrien. Was sollen wir vom Euphratthal sagen? Es ist bekannt genug, daß Mesopotamien einst die Kornkammer des Orients war. Trägt auch das Korn nicht mehr wie zu den Zeiten Herodots zweihundert- und dreihuudertsach, so trägt es doch noch jetzt durchschnittlich zwölf- bis sechszehnfach. Auch hier finden wir die Gewächse des südlichen Europas bis zu denen der Tropenländer wieder. Neis, Tabak, Hanf, Wein, die Olive, die Dattelpalme. Die Olive hat hier ihre südliche, die Dattel ihre nördliche Grenze. Baumwolle wird angebaut, und kann in viel größerem Maßstabe angebaut werden. Zwei¬ mal im Jahre, im October und März, steigen die Wasser des Euphrat. Dieselben erreichen gewöhnlich den höchsten Stand im Monat Mai, und ergießen sich be¬ fruchtend auf die anliegenden Ländereien. Die projectirte Eisenbahn würde also die reichsten Gegenden Vorderasiens durchschneiden, würde die reichen Schätze ihres Bodens eröffnen, und Europa eine neue, wichtige Bezugsquelle für allerlei Rohstoffe schaffen. Den wichtigsten derselben, die Baumwolle, haben wir bereits genannt. Aber auch die Schafzucht muß in diesen Gegenden viele Bedingungen des Gedeihens finden. Denn die Wolle des Euphratthalcs war im Alterthum wohlbekannt und ein wichtiger Handelsartikel. Berühmt war die feine Wolle von Palmyra. Die Locomotive wird ein besserer Träger für die Civilisation sein, als es im Alterthum die Heere von Crassus, Marc Anton, Trajan, Severus, Gordian, Julian, Jvvia», Heraclius waren, die zu verschiedenen Zeiten die römische Herr¬ schaft am Euphrat und Tigris zu befestigen suchten, als es im Mittelalter die Kreuzfahrer, die freilich nicht soweit vorgedrungen, waren, als es noch heute die britischen Missionäre und Rußlands Heere sind, wenn nicht die großartigen Projecte Englands noch vor ihrer Ausführung — durch ein russisch-byzantinisches Kaiserreich coupirt werden, welches die Donauländer in das russische Absperrungs¬ system hineinziehen, die griechischen »ud syrischen Gewässer zu einem russischen See macheu, und alle ähnlichen Projecte ihrer Basis berauben würde. Insofern ist die gegenwärtige orientalische Frage allerdings auch eine Welt¬ frage, eine Frage der Civilisation.'' Epische Dichtungen ans dem Persischen des Firdusi. Von A. F. v. Schack, (2. Bd., Berlin, Hertz), Wir haben bereits bei dem Erscheine» der ersten Sammlung Persischer Hel¬ densagen auf das außerordentliche Talent aufmerksam gemacht, mit dem der deutsche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/188>, abgerufen am 29.06.2024.