Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.Pascha zum Untergebenen hätte. Man ums; einräumen, daß der gegenwärtige Man ist in deu letzte" Monaten zu viel mit der politischen Lage nud letzt¬ Ich mich erwähnen, daß man, in Hinflchr auf die Begründung der von Pariser Briefe. -- Die Fastenzeit geht ihren wenig reuige" Ga"g Pascha zum Untergebenen hätte. Man ums; einräumen, daß der gegenwärtige Man ist in deu letzte» Monaten zu viel mit der politischen Lage nud letzt¬ Ich mich erwähnen, daß man, in Hinflchr auf die Begründung der von Pariser Briefe. — Die Fastenzeit geht ihren wenig reuige» Ga»g <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186396"/> <p xml:id="ID_1637" prev="#ID_1636"> Pascha zum Untergebenen hätte. Man ums; einräumen, daß der gegenwärtige<lb/> Minister der auswärtig'» Angelegenheiten hierzu der geeignete Mann ist, daß er<lb/> ohne Frage geeigneter ist, wie irgend ein anderer türkischer Diplomat; aber mau<lb/> darf mit Recht einwenden: ob er zu Stambul selbst uicht noch weit ersprie߬<lb/> lichere Dienste leisten würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1638"> Man ist in deu letzte» Monaten zu viel mit der politischen Lage nud letzt¬<lb/> lich mit der dnrch Oestreich heraiifbeschworeuen großen Krisis beschäftigt gewesen,<lb/> als daß man Zeit gefunden hätte, deu Finanzen irgend welche Aufmerksamkeit zu<lb/> widmen. Nichtsdestoweniger ist die Lage derselben kaum minder kritisch, wie die<lb/> auswärtigen Beziehungen. Hiervon hat mau nicht nnr die Ahnung, sondern die<lb/> Gewißheit; aber im Publieum ermangelt mau noch der Kenntniß aller Details.<lb/> Es könnte zu einer Preisaufgabe für die Politiker von Pera gemacht werden, den<lb/> Betrag des vorhandenen türkische» Papiergeldes annähernd zu ermitteln, und ich<lb/> bin gewiß, daß keinen sie lösen würde. So viel indeß scheint erwiese», daß die<lb/> Regierung durch immer »e»e Papier-Emissionen sich bereits seit einer langen<lb/> Reihe von Jahre» hilft. Darum der immer tiefer sinkende Preis der Kaimv's<lb/> (Papierscheine), und darum auch die wachsende» Schwierigkeiten der Bauksrage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1639"> Ich mich erwähnen, daß man, in Hinflchr auf die Begründung der von<lb/> der Pforte an Oestreich geleisteten Eutschädigungszahluugen, und in Betreff der<lb/> Größe dieser Summe, hier verschiedene Lesarten hat. neuerdings gewinnt die<lb/> Meinung die Oberhand, Oestreich sei um für die Kosten entschädigt worden,<lb/> welche ihm aus dem Uebertritt der böhmischen Christen auf sein Territorium, zur<lb/> Zeit des böhmischen Aufstandes, erwachsen wären.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Pariser Briefe.</head> <p xml:id="ID_1640" next="#ID_1641"> — Die Fastenzeit geht ihren wenig reuige» Ga»g<lb/> d»res unsere unterhaltungssüchtige» Salons, und selbst der kaiserliche Hof, trotz<lb/> seiner Gottesfürchtigkeit, konnte sich der Macht der Micaröme uicht entziehen,<lb/> nud während die Wäschcrinuc», Wasserträger und Fiaker ihrerseits längs den<lb/> Barrieren ihr einziges Earnevalsfest feierte», versammelten die Tuilerien Alles<lb/> was ein Hofkleid befiel oder zu leihen im Stande ist, zu einem jener glänzen¬<lb/> den Feste, bei welche» sich Niemand unterhält und die Meiste» langweile», die<lb/> aber Alles ger» mit ansehen möchte, denn es bekommt der Eitelkeit der modernen<lb/> Bureaukraten und Geldadels gar zu gut, sich in den großen Spiegeln des histo¬<lb/> rischen Palastes zu begukeu. <!lac:in> n hin, denn- ist das Losungswort, erst die<lb/> Bourbonen, dann die Barrikadenkämpfer, dann die Bonapartisten, „die Ccvenncn-<lb/> streiter nud so weiter", wie Nikolaus Lenau sagt. Sie haben drüben in Deutsch¬<lb/> land keinen Begriff von den Anstrengungen, die in gewissen Kreisen der Gesell¬<lb/> schaft hier gemacht werden, um zu teil clciisinische'.i Festen des Kciiserthilins Zutritt<lb/> zu finden. Nichts wird gespart, keine Rücksicht gescheut, und ich kenne zum Bei¬<lb/> spiel eine junge hübsche Frau, deren Mann sich nicht zum Ankaufe einer gestickten</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
Pascha zum Untergebenen hätte. Man ums; einräumen, daß der gegenwärtige
Minister der auswärtig'» Angelegenheiten hierzu der geeignete Mann ist, daß er
ohne Frage geeigneter ist, wie irgend ein anderer türkischer Diplomat; aber mau
darf mit Recht einwenden: ob er zu Stambul selbst uicht noch weit ersprie߬
lichere Dienste leisten würde.
Man ist in deu letzte» Monaten zu viel mit der politischen Lage nud letzt¬
lich mit der dnrch Oestreich heraiifbeschworeuen großen Krisis beschäftigt gewesen,
als daß man Zeit gefunden hätte, deu Finanzen irgend welche Aufmerksamkeit zu
widmen. Nichtsdestoweniger ist die Lage derselben kaum minder kritisch, wie die
auswärtigen Beziehungen. Hiervon hat mau nicht nnr die Ahnung, sondern die
Gewißheit; aber im Publieum ermangelt mau noch der Kenntniß aller Details.
Es könnte zu einer Preisaufgabe für die Politiker von Pera gemacht werden, den
Betrag des vorhandenen türkische» Papiergeldes annähernd zu ermitteln, und ich
bin gewiß, daß keinen sie lösen würde. So viel indeß scheint erwiese», daß die
Regierung durch immer »e»e Papier-Emissionen sich bereits seit einer langen
Reihe von Jahre» hilft. Darum der immer tiefer sinkende Preis der Kaimv's
(Papierscheine), und darum auch die wachsende» Schwierigkeiten der Bauksrage.
Ich mich erwähnen, daß man, in Hinflchr auf die Begründung der von
der Pforte an Oestreich geleisteten Eutschädigungszahluugen, und in Betreff der
Größe dieser Summe, hier verschiedene Lesarten hat. neuerdings gewinnt die
Meinung die Oberhand, Oestreich sei um für die Kosten entschädigt worden,
welche ihm aus dem Uebertritt der böhmischen Christen auf sein Territorium, zur
Zeit des böhmischen Aufstandes, erwachsen wären.
Pariser Briefe. — Die Fastenzeit geht ihren wenig reuige» Ga»g
d»res unsere unterhaltungssüchtige» Salons, und selbst der kaiserliche Hof, trotz
seiner Gottesfürchtigkeit, konnte sich der Macht der Micaröme uicht entziehen,
nud während die Wäschcrinuc», Wasserträger und Fiaker ihrerseits längs den
Barrieren ihr einziges Earnevalsfest feierte», versammelten die Tuilerien Alles
was ein Hofkleid befiel oder zu leihen im Stande ist, zu einem jener glänzen¬
den Feste, bei welche» sich Niemand unterhält und die Meiste» langweile», die
aber Alles ger» mit ansehen möchte, denn es bekommt der Eitelkeit der modernen
Bureaukraten und Geldadels gar zu gut, sich in den großen Spiegeln des histo¬
rischen Palastes zu begukeu. <!lac:in> n hin, denn- ist das Losungswort, erst die
Bourbonen, dann die Barrikadenkämpfer, dann die Bonapartisten, „die Ccvenncn-
streiter nud so weiter", wie Nikolaus Lenau sagt. Sie haben drüben in Deutsch¬
land keinen Begriff von den Anstrengungen, die in gewissen Kreisen der Gesell¬
schaft hier gemacht werden, um zu teil clciisinische'.i Festen des Kciiserthilins Zutritt
zu finden. Nichts wird gespart, keine Rücksicht gescheut, und ich kenne zum Bei¬
spiel eine junge hübsche Frau, deren Mann sich nicht zum Ankaufe einer gestickten
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