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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.

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Cornelius, Schadow und Rauch. -- Schloß Babelsberg bei Potsdam ist in 12 Aqua¬
rellen eines prachtvollen Albums erschienen. Sechs Blätter bieten die schönsten äußeren
Ansichten, die übrigen die größten Merkwürdigkeiten, die dieser berühmte Bau umschließt. --
Paolo Veronese's berühmtes Bild: Die Hochzeit zu Cana im National-Museum zu
Paris ist, nach dem Ausspruche von Kunstkennern, von Z. Prevvvst meisterhaft in
Stahl gestochen. -- In Berlin erregt jetzt ein großes Bild des Landschaftsmalers
Hildebrandt: Gegend bei Rio de Janeiro bedeutendes Aufsehen; wozu wir gelegentlich
bemerken, daß der Berliner Kunstverein von der diesjährigen Ausstellung beinahe nichts
Anderes als Landschaften angekauft hat, obgleich das historische Fach und das größere
Genrebild diesmal aus das Glänzendste vertreten waren. --- Stcinhänscr'S Goethe-Monu¬
ment in Rom hat der Großherzog von Weimar für die Vorhalle des neuen Museums
angekauft. Die Ausführung ist nach einer Idee Bettina's, zum Titelblatt ihrer ,,Briefe
eines Kindes". Goethe ist als olympischer Dichter-Zeus, mit nacktem Oberkörper den
Lorbeerkranz in der gesenkten Rechten, die Lyra in der Linken haltend, dargestellt. --
Die kolossale Gruppe des farnesischen Stieres wird so eben in der königlichen Erzgießerei
zu Berlin in Bronze gegossen, "ut hat die Bestimmung, in Sanssouci vor dem großen
Bassin ausgestellt zu werden. >-- Der griechische Saal des neuen Museums zu Berlin
gewährt nun in den zahlreich ausgestellten Abgüssen aller Antiken einen großartigen
Anblick, denn, wie Kenner versichern, fehlt anch keine einzige bedeutende Schöpfung
griechischer Kunst, so weit sie sich in Originalen bis ans unsre Tage erhalten hat. --
Die bayerische Ruhmcshalle wird nun in kurzer Zeit vollendet sein, denn in der Pina¬
kothek stehen schon 20t) Marmorbüsten, im Auftrage König Ludwig's ausgeführt, für
sie in Bereitschaft. -- Zur Erbauung des böhmischen Nationaltheaters sind Preise für
Pläne ausgeschrieben worden. Erster Preis 1000 si., zweiter L00 si. Das Haus
soll 2S00 Personen fassen können. -- Bei Franz Duncker in Berlin sind folgende
interessante Werke erschienen: "Luther, die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg
anschlagend", nach dem für das Martinsstift in Erfurt bestimmten Relief von Hermann
H"del, lithographirt von Pietsch, und: "Umrisse zu Goethe's Iphigenie ans Tauris,"
gezeichnet von Hermann Heidcl, in Kupfer gestochen von H. Sapere. Die Heidel'schen Um¬
risse können zu dem Schönsten gezählt werden, was bis jetzt ans diesem Gebiete ge¬
leistet wurde.


Theater.

-- Der Bassist C. Form es befindet sich jetzt in Berlin und er¬
regt durch seine großartige Stimme Furore, Er sang bis jetzt im Theater, in
Hofconcertcn und bei anderen Gelegenheiten; man meint, nach Lablache sei er wieder
der erste große Bassist. -- Die italienische Oper verläßt Berlin, nachdem sie sehr
schlechte Geschäfte gemacht. Dagegen scheint die Oper im Kroll'schen Etablissement zu
gedeihen, die erste Vorstellung derselben, "der Postillon" war so besucht, daß die Casse
geschlossen werden mußte. Dirigent ist ein Herr Wetterhahn, den Chor leitet Herr
Tschirch.

Bauern seid in Wien entwickelt eine eifrige und dankenswerthe Thätigkeit; außer
seinem neuen Lustspiel "die Krisen", welches nach einer Erzählung lievus ass clöux
monäes bearbeitet sein soll, hat er ein einaktiges Drama nach dem Franz. "Im Alter"
geschrieben; ist mit Umarbeitung seines ältern Stücks "Unterthänig" und einem
neuen Carnevalstück beschäftigt und hat ein Original-Schauspiel in i Alten "Aus
Versailles" versandt, welches nächstens in Berlin zur Aufführung kommen soll.


Cornelius, Schadow und Rauch. — Schloß Babelsberg bei Potsdam ist in 12 Aqua¬
rellen eines prachtvollen Albums erschienen. Sechs Blätter bieten die schönsten äußeren
Ansichten, die übrigen die größten Merkwürdigkeiten, die dieser berühmte Bau umschließt. —
Paolo Veronese's berühmtes Bild: Die Hochzeit zu Cana im National-Museum zu
Paris ist, nach dem Ausspruche von Kunstkennern, von Z. Prevvvst meisterhaft in
Stahl gestochen. — In Berlin erregt jetzt ein großes Bild des Landschaftsmalers
Hildebrandt: Gegend bei Rio de Janeiro bedeutendes Aufsehen; wozu wir gelegentlich
bemerken, daß der Berliner Kunstverein von der diesjährigen Ausstellung beinahe nichts
Anderes als Landschaften angekauft hat, obgleich das historische Fach und das größere
Genrebild diesmal aus das Glänzendste vertreten waren. -— Stcinhänscr'S Goethe-Monu¬
ment in Rom hat der Großherzog von Weimar für die Vorhalle des neuen Museums
angekauft. Die Ausführung ist nach einer Idee Bettina's, zum Titelblatt ihrer ,,Briefe
eines Kindes". Goethe ist als olympischer Dichter-Zeus, mit nacktem Oberkörper den
Lorbeerkranz in der gesenkten Rechten, die Lyra in der Linken haltend, dargestellt. —
Die kolossale Gruppe des farnesischen Stieres wird so eben in der königlichen Erzgießerei
zu Berlin in Bronze gegossen, »ut hat die Bestimmung, in Sanssouci vor dem großen
Bassin ausgestellt zu werden. >— Der griechische Saal des neuen Museums zu Berlin
gewährt nun in den zahlreich ausgestellten Abgüssen aller Antiken einen großartigen
Anblick, denn, wie Kenner versichern, fehlt anch keine einzige bedeutende Schöpfung
griechischer Kunst, so weit sie sich in Originalen bis ans unsre Tage erhalten hat. —
Die bayerische Ruhmcshalle wird nun in kurzer Zeit vollendet sein, denn in der Pina¬
kothek stehen schon 20t) Marmorbüsten, im Auftrage König Ludwig's ausgeführt, für
sie in Bereitschaft. — Zur Erbauung des böhmischen Nationaltheaters sind Preise für
Pläne ausgeschrieben worden. Erster Preis 1000 si., zweiter L00 si. Das Haus
soll 2S00 Personen fassen können. — Bei Franz Duncker in Berlin sind folgende
interessante Werke erschienen: „Luther, die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg
anschlagend", nach dem für das Martinsstift in Erfurt bestimmten Relief von Hermann
H"del, lithographirt von Pietsch, und: „Umrisse zu Goethe's Iphigenie ans Tauris,"
gezeichnet von Hermann Heidcl, in Kupfer gestochen von H. Sapere. Die Heidel'schen Um¬
risse können zu dem Schönsten gezählt werden, was bis jetzt ans diesem Gebiete ge¬
leistet wurde.


Theater.

— Der Bassist C. Form es befindet sich jetzt in Berlin und er¬
regt durch seine großartige Stimme Furore, Er sang bis jetzt im Theater, in
Hofconcertcn und bei anderen Gelegenheiten; man meint, nach Lablache sei er wieder
der erste große Bassist. — Die italienische Oper verläßt Berlin, nachdem sie sehr
schlechte Geschäfte gemacht. Dagegen scheint die Oper im Kroll'schen Etablissement zu
gedeihen, die erste Vorstellung derselben, „der Postillon" war so besucht, daß die Casse
geschlossen werden mußte. Dirigent ist ein Herr Wetterhahn, den Chor leitet Herr
Tschirch.

Bauern seid in Wien entwickelt eine eifrige und dankenswerthe Thätigkeit; außer
seinem neuen Lustspiel „die Krisen", welches nach einer Erzählung lievus ass clöux
monäes bearbeitet sein soll, hat er ein einaktiges Drama nach dem Franz. „Im Alter"
geschrieben; ist mit Umarbeitung seines ältern Stücks „Unterthänig" und einem
neuen Carnevalstück beschäftigt und hat ein Original-Schauspiel in i Alten „Aus
Versailles" versandt, welches nächstens in Berlin zur Aufführung kommen soll.


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[0047] Cornelius, Schadow und Rauch. — Schloß Babelsberg bei Potsdam ist in 12 Aqua¬ rellen eines prachtvollen Albums erschienen. Sechs Blätter bieten die schönsten äußeren Ansichten, die übrigen die größten Merkwürdigkeiten, die dieser berühmte Bau umschließt. — Paolo Veronese's berühmtes Bild: Die Hochzeit zu Cana im National-Museum zu Paris ist, nach dem Ausspruche von Kunstkennern, von Z. Prevvvst meisterhaft in Stahl gestochen. — In Berlin erregt jetzt ein großes Bild des Landschaftsmalers Hildebrandt: Gegend bei Rio de Janeiro bedeutendes Aufsehen; wozu wir gelegentlich bemerken, daß der Berliner Kunstverein von der diesjährigen Ausstellung beinahe nichts Anderes als Landschaften angekauft hat, obgleich das historische Fach und das größere Genrebild diesmal aus das Glänzendste vertreten waren. -— Stcinhänscr'S Goethe-Monu¬ ment in Rom hat der Großherzog von Weimar für die Vorhalle des neuen Museums angekauft. Die Ausführung ist nach einer Idee Bettina's, zum Titelblatt ihrer ,,Briefe eines Kindes". Goethe ist als olympischer Dichter-Zeus, mit nacktem Oberkörper den Lorbeerkranz in der gesenkten Rechten, die Lyra in der Linken haltend, dargestellt. — Die kolossale Gruppe des farnesischen Stieres wird so eben in der königlichen Erzgießerei zu Berlin in Bronze gegossen, »ut hat die Bestimmung, in Sanssouci vor dem großen Bassin ausgestellt zu werden. >— Der griechische Saal des neuen Museums zu Berlin gewährt nun in den zahlreich ausgestellten Abgüssen aller Antiken einen großartigen Anblick, denn, wie Kenner versichern, fehlt anch keine einzige bedeutende Schöpfung griechischer Kunst, so weit sie sich in Originalen bis ans unsre Tage erhalten hat. — Die bayerische Ruhmcshalle wird nun in kurzer Zeit vollendet sein, denn in der Pina¬ kothek stehen schon 20t) Marmorbüsten, im Auftrage König Ludwig's ausgeführt, für sie in Bereitschaft. — Zur Erbauung des böhmischen Nationaltheaters sind Preise für Pläne ausgeschrieben worden. Erster Preis 1000 si., zweiter L00 si. Das Haus soll 2S00 Personen fassen können. — Bei Franz Duncker in Berlin sind folgende interessante Werke erschienen: „Luther, die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlagend", nach dem für das Martinsstift in Erfurt bestimmten Relief von Hermann H"del, lithographirt von Pietsch, und: „Umrisse zu Goethe's Iphigenie ans Tauris," gezeichnet von Hermann Heidcl, in Kupfer gestochen von H. Sapere. Die Heidel'schen Um¬ risse können zu dem Schönsten gezählt werden, was bis jetzt ans diesem Gebiete ge¬ leistet wurde. Theater. — Der Bassist C. Form es befindet sich jetzt in Berlin und er¬ regt durch seine großartige Stimme Furore, Er sang bis jetzt im Theater, in Hofconcertcn und bei anderen Gelegenheiten; man meint, nach Lablache sei er wieder der erste große Bassist. — Die italienische Oper verläßt Berlin, nachdem sie sehr schlechte Geschäfte gemacht. Dagegen scheint die Oper im Kroll'schen Etablissement zu gedeihen, die erste Vorstellung derselben, „der Postillon" war so besucht, daß die Casse geschlossen werden mußte. Dirigent ist ein Herr Wetterhahn, den Chor leitet Herr Tschirch. Bauern seid in Wien entwickelt eine eifrige und dankenswerthe Thätigkeit; außer seinem neuen Lustspiel „die Krisen", welches nach einer Erzählung lievus ass clöux monäes bearbeitet sein soll, hat er ein einaktiges Drama nach dem Franz. „Im Alter" geschrieben; ist mit Umarbeitung seines ältern Stücks „Unterthänig" und einem neuen Carnevalstück beschäftigt und hat ein Original-Schauspiel in i Alten „Aus Versailles" versandt, welches nächstens in Berlin zur Aufführung kommen soll.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_185875/47>, abgerufen am 26.12.2024.