Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, I. Semester. I. Band.Bleakhonse, von Dickens. Wir haben vor einigen Wochen den neuen Roman von Thackeray nach der Ein jeder neue Roman von Dickens ist ein Ereigniß, denn er wird von dem Der Gegenstand ist ein Civilproceß, wie in dem Romane von Warren Nrcuzlwtc". !. -IttüA, 10
Bleakhonse, von Dickens. Wir haben vor einigen Wochen den neuen Roman von Thackeray nach der Ein jeder neue Roman von Dickens ist ein Ereigniß, denn er wird von dem Der Gegenstand ist ein Civilproceß, wie in dem Romane von Warren Nrcuzlwtc». !. -IttüA, 10
<TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186005"/> <div n="1"> <head> Bleakhonse, von Dickens.</head><lb/> <p xml:id="ID_346"> Wir haben vor einigen Wochen den neuen Roman von Thackeray nach der<lb/> Ausgabe von Tanchnii., besprochen; in dieser Ausgabe sind seit der Zeit wieder bereits<lb/> eine Reihe von Bänden erschienen. Mit dein vierten Bande ist der neue Roman<lb/> von Bulwer vollendet, außerdem ist noch ein zweibändiger Roman: „(>as>,1o ^van"<lb/> da, und von den bereits rühmlich angeführten I>!in^>!»l«I->Va'<^ von Dickens der<lb/> sechzehnte Band. Indem wir uns die Besprechung aller dieser Schriften vor¬<lb/> behalten, gehen wir hier zunächst auf den neuen Roman von Dickens ein, von<lb/> dein zwar bis jeizt nnr die erste Hälfte erschienen ist, über den wir uns aber doch<lb/> bereits ein ziemlich vollständiges Urtheil bilden könne».</p><lb/> <p xml:id="ID_347"> Ein jeder neue Roman von Dickens ist ein Ereigniß, denn er wird von dem<lb/> gesammten Lesepnblicum Europa's mit Begierde erwartet und in seinen einzelnen<lb/> Stadien mit Eifer verfolgt. Leider kann unser Urtheil diesmal kein so günstiges<lb/> sein, als wir es wünschten. Zwar finden wir auel> hier wieder eine Reihe vor¬<lb/> trefflicher Schilderungen, eine Ausmalung von Stimmungen, wie sie nur Dickens<lb/> versteht, und kleine humoristische Züge der feinsten Art; aber das Ganze macht<lb/> einen höchst unbehaglichen Eindruck. Wenn wir es mit einem Schriftsteller zu<lb/> thun hätten, dessen Stärke in der Komposition liegt, so würden wir Anstand<lb/> nehmen, ein solches Urtheil auszusprechen, bevor die Acte» geschlossen sind. Bei<lb/> Dickens ist es aber »icht der Fall. Seine Eompositivu lässt fast immer viel zu<lb/> wünschen übrig, seiue Vorzüge liege» stets in der detaillirten Ausführung, und<lb/> in dieser hat er sich diesmal die ärgste» Mißgriffe zu Schulden kommen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_348" next="#ID_349"> Der Gegenstand ist ein Civilproceß, wie in dem Romane von Warren<lb/> „zehntausend Pfund jährliche Renten". Es ist einer von jenen ungeheuern, das<lb/> Erbrecht betreffenden Processen, die über mehrere Generationen hinanSdauern und<lb/> bei denen am Ende alle Parteien gleichmäßig verlieren, weil die Kosten das<lb/> NechtSobject übersteigen. Die sittliche Idee, die Dickens in die Entwickelung<lb/> dieses Processes gelegt hat, ist die, daß eine große Zahl von Familiengliedern</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Nrcuzlwtc». !. -IttüA, 10</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Bleakhonse, von Dickens.
Wir haben vor einigen Wochen den neuen Roman von Thackeray nach der
Ausgabe von Tanchnii., besprochen; in dieser Ausgabe sind seit der Zeit wieder bereits
eine Reihe von Bänden erschienen. Mit dein vierten Bande ist der neue Roman
von Bulwer vollendet, außerdem ist noch ein zweibändiger Roman: „(>as>,1o ^van"
da, und von den bereits rühmlich angeführten I>!in^>!»l«I->Va'<^ von Dickens der
sechzehnte Band. Indem wir uns die Besprechung aller dieser Schriften vor¬
behalten, gehen wir hier zunächst auf den neuen Roman von Dickens ein, von
dein zwar bis jeizt nnr die erste Hälfte erschienen ist, über den wir uns aber doch
bereits ein ziemlich vollständiges Urtheil bilden könne».
Ein jeder neue Roman von Dickens ist ein Ereigniß, denn er wird von dem
gesammten Lesepnblicum Europa's mit Begierde erwartet und in seinen einzelnen
Stadien mit Eifer verfolgt. Leider kann unser Urtheil diesmal kein so günstiges
sein, als wir es wünschten. Zwar finden wir auel> hier wieder eine Reihe vor¬
trefflicher Schilderungen, eine Ausmalung von Stimmungen, wie sie nur Dickens
versteht, und kleine humoristische Züge der feinsten Art; aber das Ganze macht
einen höchst unbehaglichen Eindruck. Wenn wir es mit einem Schriftsteller zu
thun hätten, dessen Stärke in der Komposition liegt, so würden wir Anstand
nehmen, ein solches Urtheil auszusprechen, bevor die Acte» geschlossen sind. Bei
Dickens ist es aber »icht der Fall. Seine Eompositivu lässt fast immer viel zu
wünschen übrig, seiue Vorzüge liege» stets in der detaillirten Ausführung, und
in dieser hat er sich diesmal die ärgste» Mißgriffe zu Schulden kommen lassen.
Der Gegenstand ist ein Civilproceß, wie in dem Romane von Warren
„zehntausend Pfund jährliche Renten". Es ist einer von jenen ungeheuern, das
Erbrecht betreffenden Processen, die über mehrere Generationen hinanSdauern und
bei denen am Ende alle Parteien gleichmäßig verlieren, weil die Kosten das
NechtSobject übersteigen. Die sittliche Idee, die Dickens in die Entwickelung
dieses Processes gelegt hat, ist die, daß eine große Zahl von Familiengliedern
Nrcuzlwtc». !. -IttüA, 10
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