Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Mittlerweile mag sich der Präsident den Rath überlegen, den ihm Proudhon ge¬ Literatur. -- Als das interessanteste nnter den uns vorliegenden Büchern Mittlerweile mag sich der Präsident den Rath überlegen, den ihm Proudhon ge¬ Literatur. — Als das interessanteste nnter den uns vorliegenden Büchern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94771"/> <p xml:id="ID_990"> Mittlerweile mag sich der Präsident den Rath überlegen, den ihm Proudhon ge¬<lb/> geben hat. Die That des 2. Decembers ist also ein entscheidender Act der .demokratisch¬<lb/> socialistischen Revolution! Diese Revolution durchzuführen, ist die Sendung, womit der<lb/> Prinz vom Weltgeist beauftragt ist! Warum auch nicht? Der Socialismus ist in ver¬<lb/> schiedene Thatsachen zu zerlegen; sein letzter Zweck ist.die gleiche Vertheilung der Güter<lb/> oder etwas Aehnliches; woher müssen aber diese Güter zur Vertheilung da sein, also<lb/> den bisherigen Besitzern genommen werden. Und darin ist doch wenigstens Einiges geleistet.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Literatur.</head> <p xml:id="ID_991" next="#ID_992"> — Als das interessanteste nnter den uns vorliegenden Büchern<lb/> bezeichnen wir die Monographie: Der Connetablc Karl von Bourbon. Bilder<lb/> aus seinem Leben und seiner Zeit. Vom Freiherrn v. Schwarzen an. (Berlin,<lb/> Will). Hertz.) Der Gegenstand ist mehr als ein anderer zu. einer abgeschlossenen, ebenso<lb/> unterhaltenden als belehrenden Darstellung geeignet, denn in der Geschichte jenes merk¬<lb/> würdigen Mannes vereinigen sich die bedeutendsten Fäden der damaligen Politik, und<lb/> dabei bieten sich so viele interessante und abenteuerliche Begebenheiten dar, daß man<lb/> daran mit demselben Interesse geht, wie an,die-Lecture eines Romans. Der Verfas¬<lb/> ser hat seinen Stoff trefflich ausgebeutet und würde einen noch befriedigender» Eindruck<lb/> machen, wenn er nicht hin und wieder in einen gezierten Ton versiele und zu sehr den<lb/> Standpunkt des ästhetisch gebildeten Deutschen hervortreten ließe. Ein an sich in¬<lb/> teressanter Stoff nimmt sich in keiner Form besser aus, als in der Form der streng¬<lb/> sten Einfachheit. — Ferner führen wir an: Schiller's Sturm- und Drang-<lb/> periode. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte von Dr. Heinrich Döring.<lb/> (Weimar, Jansen.) — Die Biographie geht bis zur Abreise Schiller's von Mann¬<lb/> heim nach Leipzig im Jahre 1783.— Bei einem Gegenstände, der schon sehr vielseitig<lb/> behandelt ist, wäre es die Pflicht des Verfassers gewesen, sich über sein Verhältniß zu<lb/> den früheren Bearbeitungen und zu den eigentlichen Quellen bestimmter auszusprechen.<lb/> Wenn man in dieser Beziehung nicht gewissenhaft gegen sich selbst und das PublicuM<lb/> ist, nehmen die Bücher über einen und denselben Gegenstand gar kein Ende. Eine<lb/> neue Darstellung ist ohne Berechtigung, wenn nicht neue Thatsachen angeführt und be¬<lb/> wiesen, oder die alten von irgend einem neuen bedeutenden Gesichtspunkte aufgefaßt<lb/> werden. Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann man das Buch seiner Vollständig¬<lb/> keit wegen als eine interessante Lecture für die Freunde Schillers betrachten, denen der<lb/> Zugang zu den sonstigen Quellen aus irgend einem Grunde verschlossen ist. — Ein<lb/> Versuch, der in der Mitte zwischen der wissenschaftlichen und belletristischen Literatur steht,<lb/> ist das Werk: Horaz und seine Freunde, von Friedrich Jacob. (Berlin,<lb/> W. Hertz.) Die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, die literarischen und socialen<lb/> Zustände Roms zur Horazischen Zeit in ein Gesammtbild zu vereinigen, ist eine sehr<lb/> dankenswerthe; allein wir glauben, daß diesem Zwecke eine streng historische Form ent¬<lb/> sprechender gewesen wäre. Daß mau Zustände ebenso interessant darstellen, sie ebenso,<lb/> zu einer unterhaltenden Lecture machen kann, als Begebenheiten und Ereignisse, hat<lb/> Macaulay in seiner Darstellung der Zustände des Jahres 168S gezeigt. Die Philo¬<lb/> logen haben häufig die falsche Idee, ihr Stoff wäre an sich zu trocken, und sie müßten<lb/> ihn durch einige novellistische Zuthaten würzen; allein bei Büchern, wie Gallus, Cha-<lb/> rikles n. s. w. läßt man sich die novellistische Einleitung gefallen, weil die wissenschaftlich<lb/> gehaltenen Excurse die Hauptsache ausmachen. In dem vorliegenden Buche dagegen ist</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
Mittlerweile mag sich der Präsident den Rath überlegen, den ihm Proudhon ge¬
geben hat. Die That des 2. Decembers ist also ein entscheidender Act der .demokratisch¬
socialistischen Revolution! Diese Revolution durchzuführen, ist die Sendung, womit der
Prinz vom Weltgeist beauftragt ist! Warum auch nicht? Der Socialismus ist in ver¬
schiedene Thatsachen zu zerlegen; sein letzter Zweck ist.die gleiche Vertheilung der Güter
oder etwas Aehnliches; woher müssen aber diese Güter zur Vertheilung da sein, also
den bisherigen Besitzern genommen werden. Und darin ist doch wenigstens Einiges geleistet.
Literatur. — Als das interessanteste nnter den uns vorliegenden Büchern
bezeichnen wir die Monographie: Der Connetablc Karl von Bourbon. Bilder
aus seinem Leben und seiner Zeit. Vom Freiherrn v. Schwarzen an. (Berlin,
Will). Hertz.) Der Gegenstand ist mehr als ein anderer zu. einer abgeschlossenen, ebenso
unterhaltenden als belehrenden Darstellung geeignet, denn in der Geschichte jenes merk¬
würdigen Mannes vereinigen sich die bedeutendsten Fäden der damaligen Politik, und
dabei bieten sich so viele interessante und abenteuerliche Begebenheiten dar, daß man
daran mit demselben Interesse geht, wie an,die-Lecture eines Romans. Der Verfas¬
ser hat seinen Stoff trefflich ausgebeutet und würde einen noch befriedigender» Eindruck
machen, wenn er nicht hin und wieder in einen gezierten Ton versiele und zu sehr den
Standpunkt des ästhetisch gebildeten Deutschen hervortreten ließe. Ein an sich in¬
teressanter Stoff nimmt sich in keiner Form besser aus, als in der Form der streng¬
sten Einfachheit. — Ferner führen wir an: Schiller's Sturm- und Drang-
periode. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte von Dr. Heinrich Döring.
(Weimar, Jansen.) — Die Biographie geht bis zur Abreise Schiller's von Mann¬
heim nach Leipzig im Jahre 1783.— Bei einem Gegenstände, der schon sehr vielseitig
behandelt ist, wäre es die Pflicht des Verfassers gewesen, sich über sein Verhältniß zu
den früheren Bearbeitungen und zu den eigentlichen Quellen bestimmter auszusprechen.
Wenn man in dieser Beziehung nicht gewissenhaft gegen sich selbst und das PublicuM
ist, nehmen die Bücher über einen und denselben Gegenstand gar kein Ende. Eine
neue Darstellung ist ohne Berechtigung, wenn nicht neue Thatsachen angeführt und be¬
wiesen, oder die alten von irgend einem neuen bedeutenden Gesichtspunkte aufgefaßt
werden. Von diesen Ausstellungen abgesehen, kann man das Buch seiner Vollständig¬
keit wegen als eine interessante Lecture für die Freunde Schillers betrachten, denen der
Zugang zu den sonstigen Quellen aus irgend einem Grunde verschlossen ist. — Ein
Versuch, der in der Mitte zwischen der wissenschaftlichen und belletristischen Literatur steht,
ist das Werk: Horaz und seine Freunde, von Friedrich Jacob. (Berlin,
W. Hertz.) Die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, die literarischen und socialen
Zustände Roms zur Horazischen Zeit in ein Gesammtbild zu vereinigen, ist eine sehr
dankenswerthe; allein wir glauben, daß diesem Zwecke eine streng historische Form ent¬
sprechender gewesen wäre. Daß mau Zustände ebenso interessant darstellen, sie ebenso,
zu einer unterhaltenden Lecture machen kann, als Begebenheiten und Ereignisse, hat
Macaulay in seiner Darstellung der Zustände des Jahres 168S gezeigt. Die Philo¬
logen haben häufig die falsche Idee, ihr Stoff wäre an sich zu trocken, und sie müßten
ihn durch einige novellistische Zuthaten würzen; allein bei Büchern, wie Gallus, Cha-
rikles n. s. w. läßt man sich die novellistische Einleitung gefallen, weil die wissenschaftlich
gehaltenen Excurse die Hauptsache ausmachen. In dem vorliegenden Buche dagegen ist
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