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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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Zustände des Oberharzes.*)
Die Bergleute.

Wenn der Reisende auf der Eisenbahn von Wolfenbüttel ans bis Vienen-
burg gelangt ist und sich dort auf die Post oder in den "Harzomnibus" setzt, so
erinnert ihn ein scharfer, schwefelartigcr Geruch, der in dem hannöverschen Dorfe
Oker aus der dortigen Hütte hervordringt, zuerst daran, daß er im Begriff ist, in
eine Gegend einzutreten, die für jede Beschäftigung, außer für Berg- und Hütteu-
bau, abgestorben ist. Hinter Goslar schleppen ihn diese baufällige" Institute an
wahrhaft fabelhaften Höhen hinan, und der "Höhensinn", von welchem der Harz¬
reisende in der Einleitung seines Reisehandbuches unmittelbar vor der Vorschrift,
unterwegs nicht warm zu trinken, gelesen, daß er den Menschen vom Thiere unter¬
scheide, feiert seinen schönsten Triumph. Die Post und der "Harzvmuibus", der
schon Hunderte armer Auswanderer vom Oberharze herunter bis an die Eisenbahn
transportirt hat, führen uns, wenn sie den steilsten Weg, die sogenannte alte
Chaussee von Goslar nach Zellerfeld einschlagen, zunächst an den Schiefergruben
vorbei, mit ihren drei mächtigen, von schlanken Tannen bewachsenen Eingängen,
durch welche der Blick sich mühsam hindurch arbeitet, um in schwindelnder Ferne
an dem sauber gehauenen Gestein die Menschen wie Vögel klettern zu sehen.
Der Fuhriuanu von Harzvmnibns raucht seine Pfeife, peitscht ans seine Pferde,
und bald sind wir oben in den ungeheueren Tannenwaldungen, in denen sich nur
hin, und wieder auch ein Ahorn- oder ein Vogelbeerbaum findet. Ans dem Boden
sieht man am Wege nur den Fingerhut blühen. Endlich ist die höchste Spitze,
> der Auerhahn -- mitten im'Hannoverschen ein braunschwcigischer Punkt, was für
die Steuerverhältnisse von Wichtigkeit ist -- erreicht, der Wagen schießt nun
eine gute Strecke weit bis Clausthal und Zellerfeld wieder an dem Gebirge
herunter, und wir befinden uns unter den Bewohnern des Oberharzes. Er wird
durch den Brunsberg in zwei Hälften getheilt. Südlich von Brnchberge liegt
Se. Andreasberg, nördlich liegen die Bergstädte: Alteuau, Zellerfeld, Clausthal,
Wildemann, Lautenthal, Grund. Schon Otto I. hatte zur Ausbeutung des
Rammelsberges Franken nach Goslar gezogen. Viele derselben wandten sich von
da nach dem Oberharze, gründeten Zellerfeld, sandten Kolonisten ins Jnnerst-
Thal, wodurch Wildemann und Lantenthal in Aufnahme kamen. Andere gingen
über deu Brunsberg und siedelten sich da an, wo jetzt Se. Andreasberg steht.



Die Grenzboten brachten im vergangenen Jahre vom Verfasser, der ouch eine kleine
Schrift nnter dem Titel: "Ans dein Harze" (Leipzig,' Avenarius und Mendelssohn, 18!U) heraus¬
gab, eine Uebersicht über die Verhältnisse des gesammten Harzes und seiner Bewohner.
Zustände des Oberharzes.*)
Die Bergleute.

Wenn der Reisende auf der Eisenbahn von Wolfenbüttel ans bis Vienen-
burg gelangt ist und sich dort auf die Post oder in den „Harzomnibus" setzt, so
erinnert ihn ein scharfer, schwefelartigcr Geruch, der in dem hannöverschen Dorfe
Oker aus der dortigen Hütte hervordringt, zuerst daran, daß er im Begriff ist, in
eine Gegend einzutreten, die für jede Beschäftigung, außer für Berg- und Hütteu-
bau, abgestorben ist. Hinter Goslar schleppen ihn diese baufällige» Institute an
wahrhaft fabelhaften Höhen hinan, und der „Höhensinn", von welchem der Harz¬
reisende in der Einleitung seines Reisehandbuches unmittelbar vor der Vorschrift,
unterwegs nicht warm zu trinken, gelesen, daß er den Menschen vom Thiere unter¬
scheide, feiert seinen schönsten Triumph. Die Post und der „Harzvmuibus", der
schon Hunderte armer Auswanderer vom Oberharze herunter bis an die Eisenbahn
transportirt hat, führen uns, wenn sie den steilsten Weg, die sogenannte alte
Chaussee von Goslar nach Zellerfeld einschlagen, zunächst an den Schiefergruben
vorbei, mit ihren drei mächtigen, von schlanken Tannen bewachsenen Eingängen,
durch welche der Blick sich mühsam hindurch arbeitet, um in schwindelnder Ferne
an dem sauber gehauenen Gestein die Menschen wie Vögel klettern zu sehen.
Der Fuhriuanu von Harzvmnibns raucht seine Pfeife, peitscht ans seine Pferde,
und bald sind wir oben in den ungeheueren Tannenwaldungen, in denen sich nur
hin, und wieder auch ein Ahorn- oder ein Vogelbeerbaum findet. Ans dem Boden
sieht man am Wege nur den Fingerhut blühen. Endlich ist die höchste Spitze,
> der Auerhahn — mitten im'Hannoverschen ein braunschwcigischer Punkt, was für
die Steuerverhältnisse von Wichtigkeit ist — erreicht, der Wagen schießt nun
eine gute Strecke weit bis Clausthal und Zellerfeld wieder an dem Gebirge
herunter, und wir befinden uns unter den Bewohnern des Oberharzes. Er wird
durch den Brunsberg in zwei Hälften getheilt. Südlich von Brnchberge liegt
Se. Andreasberg, nördlich liegen die Bergstädte: Alteuau, Zellerfeld, Clausthal,
Wildemann, Lautenthal, Grund. Schon Otto I. hatte zur Ausbeutung des
Rammelsberges Franken nach Goslar gezogen. Viele derselben wandten sich von
da nach dem Oberharze, gründeten Zellerfeld, sandten Kolonisten ins Jnnerst-
Thal, wodurch Wildemann und Lantenthal in Aufnahme kamen. Andere gingen
über deu Brunsberg und siedelten sich da an, wo jetzt Se. Andreasberg steht.



Die Grenzboten brachten im vergangenen Jahre vom Verfasser, der ouch eine kleine
Schrift nnter dem Titel: „Ans dein Harze" (Leipzig,' Avenarius und Mendelssohn, 18!U) heraus¬
gab, eine Uebersicht über die Verhältnisse des gesammten Harzes und seiner Bewohner.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/22>, abgerufen am 21.12.2024.