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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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im Saale des Gewandhauses, deren drei gegeben wurden. Es kommt in ihnen
nnr Kammermusik zur Aufführung, Quartette für Streichinstrumente, Trio's mit
Clavier, auch Claviermustk ernsterer Art allein. Krüger ans Stuttgart spielte
unter Anderem die große ?moll-Sonate vou Beethoven; Speidl ans MüncheU
die vmlatlons svrikuses von Mendelssohn unter großem, verdientem Beifalle.
Wir bedauern, daß die Anzahl dieser Abendunterhaltungen immer mehr sich ver¬
kleinert; doch scheint es beider großen Masse anderer Aufführungen nicht möglich
zu sein, mehr Zeit darauf zu verwenden, und darum wollen wir mit dem Gebo¬
tenen zufrieden sein.




Neueste englische Poesie.
Henry Wadsworth Lottgsellow.

Professor Longfellow in N. U^'k, gegenwärtig der angesehenste amerikanische
Dichter, ist 1807 geboren, hat in Göttingen seine Studien gemacht, und sich mehrere
Jahre ans der großen Tour durch Europa aufgehalten, 18Z,'i--1829. Die Eindrücke
dieser Reise hat er in dem Werk: Outrs-IVlei', a pllg-i'imag'L be^orei Ul<! sha
beschriebe". Er hat seinen Landsleuten mehrere der vorzüglichen deutschen und
skandinavischen Gedichte vermittelt. 1833 wurde er an George Ticknor's Stelle
Professor der neueren Sprachen an der (Amerikanischen) Universität Cambridge.
Noch zwei Mal, 1836 und 1842, machte er einen Besuch in Europa.

seinen ersten Ruf verdankt er seinen Gedichten. Er hat davon mehrere Samm¬
lungen unter verschiedenen Titeln, z. B. "Die Stimmen der Nacht", (18i0) heraus¬
gegeben; ferner einen NomauzencycluS: "Der Glockenthurm von Brügge." Diese
Gedichte zeichnen sich alle dnrch eine eontcmplative Stimmung, durch eiuen großen
Reichthum an Ideen, und trotz der mannichfachen Anklänge an frühere Vorbilder
anch durch eine nicht geringe Zahl origineller Wendungen aus. Ihrem wesent¬
lichen Charakter nach gehören sie in die "Schule der Seen", nur daß sich schon
Shelley's Einfluß geltend macht. Obgleich sie sich mit ihren Anschauungen und
Vergleichungen nach den entlegensten Gegenden des Abend- und des Morgen¬
landes hinwenden, kann man doch nicht anstehen, ein nationales Moment in ihnen
zu finden. Selbst ihr Mysticismus erinnert an das vielverzweigte Scctenwcsen
Amerika's, wo jede Individualität auf ihre eigene Weise den Herrn sucht. Charakte¬
ristisch, für seine Lyrik ist aber der große Reichthum an Formen, die ans den
verschiedensten Phasen der literarischen Entwickelung genommen werden, und sich
doch in einem gemeinsamen, nationalen Medium begegnen.


Grenzboten, II. I8it!Z.

im Saale des Gewandhauses, deren drei gegeben wurden. Es kommt in ihnen
nnr Kammermusik zur Aufführung, Quartette für Streichinstrumente, Trio's mit
Clavier, auch Claviermustk ernsterer Art allein. Krüger ans Stuttgart spielte
unter Anderem die große ?moll-Sonate vou Beethoven; Speidl ans MüncheU
die vmlatlons svrikuses von Mendelssohn unter großem, verdientem Beifalle.
Wir bedauern, daß die Anzahl dieser Abendunterhaltungen immer mehr sich ver¬
kleinert; doch scheint es beider großen Masse anderer Aufführungen nicht möglich
zu sein, mehr Zeit darauf zu verwenden, und darum wollen wir mit dem Gebo¬
tenen zufrieden sein.




Neueste englische Poesie.
Henry Wadsworth Lottgsellow.

Professor Longfellow in N. U^'k, gegenwärtig der angesehenste amerikanische
Dichter, ist 1807 geboren, hat in Göttingen seine Studien gemacht, und sich mehrere
Jahre ans der großen Tour durch Europa aufgehalten, 18Z,'i—1829. Die Eindrücke
dieser Reise hat er in dem Werk: Outrs-IVlei', a pllg-i'imag'L be^orei Ul<! sha
beschriebe». Er hat seinen Landsleuten mehrere der vorzüglichen deutschen und
skandinavischen Gedichte vermittelt. 1833 wurde er an George Ticknor's Stelle
Professor der neueren Sprachen an der (Amerikanischen) Universität Cambridge.
Noch zwei Mal, 1836 und 1842, machte er einen Besuch in Europa.

seinen ersten Ruf verdankt er seinen Gedichten. Er hat davon mehrere Samm¬
lungen unter verschiedenen Titeln, z. B. „Die Stimmen der Nacht", (18i0) heraus¬
gegeben; ferner einen NomauzencycluS: „Der Glockenthurm von Brügge." Diese
Gedichte zeichnen sich alle dnrch eine eontcmplative Stimmung, durch eiuen großen
Reichthum an Ideen, und trotz der mannichfachen Anklänge an frühere Vorbilder
anch durch eine nicht geringe Zahl origineller Wendungen aus. Ihrem wesent¬
lichen Charakter nach gehören sie in die „Schule der Seen", nur daß sich schon
Shelley's Einfluß geltend macht. Obgleich sie sich mit ihren Anschauungen und
Vergleichungen nach den entlegensten Gegenden des Abend- und des Morgen¬
landes hinwenden, kann man doch nicht anstehen, ein nationales Moment in ihnen
zu finden. Selbst ihr Mysticismus erinnert an das vielverzweigte Scctenwcsen
Amerika's, wo jede Individualität auf ihre eigene Weise den Herrn sucht. Charakte¬
ristisch, für seine Lyrik ist aber der große Reichthum an Formen, die ans den
verschiedensten Phasen der literarischen Entwickelung genommen werden, und sich
doch in einem gemeinsamen, nationalen Medium begegnen.


Grenzboten, II. I8it!Z.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/275>, abgerufen am 05.12.2024.