Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und
Literatur.

Herausgegeben von Droysen, Frerichs, Hanns, Karsten, Litzmann, Liliencron, Müllenhoff,
G. Nitzsch, K. Nitzsch, Olshausen , Pele, Planck, Professoren der Universität zu
Kiel. Halle, Schwetschke und Sohn.

Bereits zu Anfang des Jahres 1830 verwandelten die Herausgeber der
Halle'sehen Allgemeinen Literaturzeitung, Professor Roß und Dr. Schwetschke, mit
dem Namen auch die Tendenz ihrer Zeitschrift. Statt eines gelehrt kritischen,
in allen Wissenschaften und Literaturgebieten auf die letzten Einzelnheiten ein¬
gehenden Blattes, unternahmen sie ein "wissenschaftlich gehaltenes Centralorgan zur
Erleichterung einer Uebersicht über das ganze Feld der Literatur in einer ver¬
mittelnden Stellung zwischen dem Schaffen und Wirken der strengen Wissenschaft
und der lebendigen Theilnahme des denkenden Theils der Nation an der Thätig¬
keit und den Leistungen derselben." Sie verzichteten darauf, in irgend welchem
Zweige der Wissenschaft auf gelehrte Einzeluh'eilen einzugehen, aber sie verzichteten
damit keineswegs ans einen wissenschaftlichen Charakter und eine vorwiegend ge¬
lehrte Haltung. Anknüpfend an hervorragende Erscheinungen aus den verschie¬
densten Gebieten der wissenschaftlichen und allgemeinen Literatur sollten die Aufsätze
der neuen Zeitschrift allgemeine Uebersichten über den heutigen Stand der einzelnen
Wissenschaften, ihre Aufgabe, ihre vorwaltenden Richtungen und Bestrebungen, ihre
Beziehungen zu anderen verwandten Gebieten aus der Besprechung des gegebenen
>Buchs herleiten.

Aeußere Umstände veranlaßten am Schluß des Jahrgangs das momentane
Aufhören der Zeitschrift. Die Verlagshandlung wurde verkauft, und schon nach
einem halben Jahr hatte der neue Besitzer, Herr Brnhn, einen Verein von Ge¬
lehrten für die Redaction gewonnen. Es macht den Kieler Professoren die größte
Ehre, daß sie in einer sehr trüben Zeit, wo sie mehr als Andere von allgemeinen
und individuellen Sorgen bedrückt waren, den frischen Muth zu einem so weit¬
aussehenden Unternehmen fanden.

Bei uus in Deutschland, wo die Zersplitterung in allen Gebieten der Literatur
und des öffentlichen Lebens so groß ist, daß ein innerer Zusammenhang nur durch


Grenzboten. I. 61
Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und
Literatur.

Herausgegeben von Droysen, Frerichs, Hanns, Karsten, Litzmann, Liliencron, Müllenhoff,
G. Nitzsch, K. Nitzsch, Olshausen , Pele, Planck, Professoren der Universität zu
Kiel. Halle, Schwetschke und Sohn.

Bereits zu Anfang des Jahres 1830 verwandelten die Herausgeber der
Halle'sehen Allgemeinen Literaturzeitung, Professor Roß und Dr. Schwetschke, mit
dem Namen auch die Tendenz ihrer Zeitschrift. Statt eines gelehrt kritischen,
in allen Wissenschaften und Literaturgebieten auf die letzten Einzelnheiten ein¬
gehenden Blattes, unternahmen sie ein „wissenschaftlich gehaltenes Centralorgan zur
Erleichterung einer Uebersicht über das ganze Feld der Literatur in einer ver¬
mittelnden Stellung zwischen dem Schaffen und Wirken der strengen Wissenschaft
und der lebendigen Theilnahme des denkenden Theils der Nation an der Thätig¬
keit und den Leistungen derselben." Sie verzichteten darauf, in irgend welchem
Zweige der Wissenschaft auf gelehrte Einzeluh'eilen einzugehen, aber sie verzichteten
damit keineswegs ans einen wissenschaftlichen Charakter und eine vorwiegend ge¬
lehrte Haltung. Anknüpfend an hervorragende Erscheinungen aus den verschie¬
densten Gebieten der wissenschaftlichen und allgemeinen Literatur sollten die Aufsätze
der neuen Zeitschrift allgemeine Uebersichten über den heutigen Stand der einzelnen
Wissenschaften, ihre Aufgabe, ihre vorwaltenden Richtungen und Bestrebungen, ihre
Beziehungen zu anderen verwandten Gebieten aus der Besprechung des gegebenen
>Buchs herleiten.

Aeußere Umstände veranlaßten am Schluß des Jahrgangs das momentane
Aufhören der Zeitschrift. Die Verlagshandlung wurde verkauft, und schon nach
einem halben Jahr hatte der neue Besitzer, Herr Brnhn, einen Verein von Ge¬
lehrten für die Redaction gewonnen. Es macht den Kieler Professoren die größte
Ehre, daß sie in einer sehr trüben Zeit, wo sie mehr als Andere von allgemeinen
und individuellen Sorgen bedrückt waren, den frischen Muth zu einem so weit¬
aussehenden Unternehmen fanden.

Bei uus in Deutschland, wo die Zersplitterung in allen Gebieten der Literatur
und des öffentlichen Lebens so groß ist, daß ein innerer Zusammenhang nur durch


Grenzboten. I. 61
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93856"/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und<lb/>
Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1347"> Herausgegeben von Droysen, Frerichs, Hanns, Karsten, Litzmann, Liliencron, Müllenhoff,<lb/>
G. Nitzsch, K. Nitzsch, Olshausen , Pele, Planck, Professoren der Universität zu<lb/>
Kiel.  Halle, Schwetschke und Sohn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1348"> Bereits zu Anfang des Jahres 1830 verwandelten die Herausgeber der<lb/>
Halle'sehen Allgemeinen Literaturzeitung, Professor Roß und Dr. Schwetschke, mit<lb/>
dem Namen auch die Tendenz ihrer Zeitschrift. Statt eines gelehrt kritischen,<lb/>
in allen Wissenschaften und Literaturgebieten auf die letzten Einzelnheiten ein¬<lb/>
gehenden Blattes, unternahmen sie ein &#x201E;wissenschaftlich gehaltenes Centralorgan zur<lb/>
Erleichterung einer Uebersicht über das ganze Feld der Literatur in einer ver¬<lb/>
mittelnden Stellung zwischen dem Schaffen und Wirken der strengen Wissenschaft<lb/>
und der lebendigen Theilnahme des denkenden Theils der Nation an der Thätig¬<lb/>
keit und den Leistungen derselben." Sie verzichteten darauf, in irgend welchem<lb/>
Zweige der Wissenschaft auf gelehrte Einzeluh'eilen einzugehen, aber sie verzichteten<lb/>
damit keineswegs ans einen wissenschaftlichen Charakter und eine vorwiegend ge¬<lb/>
lehrte Haltung. Anknüpfend an hervorragende Erscheinungen aus den verschie¬<lb/>
densten Gebieten der wissenschaftlichen und allgemeinen Literatur sollten die Aufsätze<lb/>
der neuen Zeitschrift allgemeine Uebersichten über den heutigen Stand der einzelnen<lb/>
Wissenschaften, ihre Aufgabe, ihre vorwaltenden Richtungen und Bestrebungen, ihre<lb/>
Beziehungen zu anderen verwandten Gebieten aus der Besprechung des gegebenen<lb/>
&gt;Buchs herleiten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1349"> Aeußere Umstände veranlaßten am Schluß des Jahrgangs das momentane<lb/>
Aufhören der Zeitschrift. Die Verlagshandlung wurde verkauft, und schon nach<lb/>
einem halben Jahr hatte der neue Besitzer, Herr Brnhn, einen Verein von Ge¬<lb/>
lehrten für die Redaction gewonnen. Es macht den Kieler Professoren die größte<lb/>
Ehre, daß sie in einer sehr trüben Zeit, wo sie mehr als Andere von allgemeinen<lb/>
und individuellen Sorgen bedrückt waren, den frischen Muth zu einem so weit¬<lb/>
aussehenden Unternehmen fanden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1350" next="#ID_1351"> Bei uus in Deutschland, wo die Zersplitterung in allen Gebieten der Literatur<lb/>
und des öffentlichen Lebens so groß ist, daß ein innerer Zusammenhang nur durch</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. I. 61</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0491] Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur. Herausgegeben von Droysen, Frerichs, Hanns, Karsten, Litzmann, Liliencron, Müllenhoff, G. Nitzsch, K. Nitzsch, Olshausen , Pele, Planck, Professoren der Universität zu Kiel. Halle, Schwetschke und Sohn. Bereits zu Anfang des Jahres 1830 verwandelten die Herausgeber der Halle'sehen Allgemeinen Literaturzeitung, Professor Roß und Dr. Schwetschke, mit dem Namen auch die Tendenz ihrer Zeitschrift. Statt eines gelehrt kritischen, in allen Wissenschaften und Literaturgebieten auf die letzten Einzelnheiten ein¬ gehenden Blattes, unternahmen sie ein „wissenschaftlich gehaltenes Centralorgan zur Erleichterung einer Uebersicht über das ganze Feld der Literatur in einer ver¬ mittelnden Stellung zwischen dem Schaffen und Wirken der strengen Wissenschaft und der lebendigen Theilnahme des denkenden Theils der Nation an der Thätig¬ keit und den Leistungen derselben." Sie verzichteten darauf, in irgend welchem Zweige der Wissenschaft auf gelehrte Einzeluh'eilen einzugehen, aber sie verzichteten damit keineswegs ans einen wissenschaftlichen Charakter und eine vorwiegend ge¬ lehrte Haltung. Anknüpfend an hervorragende Erscheinungen aus den verschie¬ densten Gebieten der wissenschaftlichen und allgemeinen Literatur sollten die Aufsätze der neuen Zeitschrift allgemeine Uebersichten über den heutigen Stand der einzelnen Wissenschaften, ihre Aufgabe, ihre vorwaltenden Richtungen und Bestrebungen, ihre Beziehungen zu anderen verwandten Gebieten aus der Besprechung des gegebenen >Buchs herleiten. Aeußere Umstände veranlaßten am Schluß des Jahrgangs das momentane Aufhören der Zeitschrift. Die Verlagshandlung wurde verkauft, und schon nach einem halben Jahr hatte der neue Besitzer, Herr Brnhn, einen Verein von Ge¬ lehrten für die Redaction gewonnen. Es macht den Kieler Professoren die größte Ehre, daß sie in einer sehr trüben Zeit, wo sie mehr als Andere von allgemeinen und individuellen Sorgen bedrückt waren, den frischen Muth zu einem so weit¬ aussehenden Unternehmen fanden. Bei uus in Deutschland, wo die Zersplitterung in allen Gebieten der Literatur und des öffentlichen Lebens so groß ist, daß ein innerer Zusammenhang nur durch Grenzboten. I. 61

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/491
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/491>, abgerufen am 05.12.2024.