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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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Wilibald Alexis.

Der Zauberer Virgilius, ein Märchen aus der Gegenwart v. W. A. Berlin, Adolf
und Como. 1851.

Landschaftliche Eindrücke und historische Reminiscenzen, welche dnrch eine ita¬
lienische Reise in der Seele des Dichters lebendig wurden, sind phantastisch zu
einer märchenhaften Erzählung zusammengewoben:

Der Reisende ist am 1. April 1848 zu Neapel. Er nimmt am Felsenthor
der Piedigrotta, dort wo Virgils Grab liegt, einen zerlumpten Lazzaronibnrschen
Virgilio zum Führer. In der Grotte der knmäischen Sybille, welche beschrieben
wird, werfen habsüchtige Führer den Reisenden in das Wasseri, er erwacht in
einem Kahn, - den sein Lazzaronibnbe in die See steuert. Beschreibung der Land¬
schaft; der Lazzaroni unterhält ihn mit Anekdoten von Nero's Hof und verwan¬
delt sich allmälig in den alten Dichter Virgilius, nachdem die Reisenden auf der
Höhe des Cap Misenum eine singende Frauengestalt mit eiuer Lyra in der Hand
gesehen haben, welche Fanny Lewald ist. Virgil erzählt, wie er dazu gekommen,
im Mittelalter ein Zauberer u. s. w. zu werden. Aus Ischia plagt den Reisen¬
den ein bettelnder Einsiedler, auf Capri verwandelt sich ein anderer Einsiedler in
den Kaiser Tiberius und stürzt den Versasser wieder von der Klippe ins Wasser.
Arme Fischer sangen ihn auf, ein Fischermädchen führt ihn auf geheimen Wegen in
die blaue Grotte, sie und ihre Schwester verwandeln sich dort in Nereiden, Au¬
gust Kopisch erscheint als Neptun und läßt den verwegenen Lauscher wieder ius
Wasser werfen. Ein Delphin kommt ihm hülfreich unter die Beine und bringt
ihn nach Pästum u. f. w. Zuletzt reitet der Reisende auf Büffeln aus den
Sümpfen von Pästum, und wird von der Königin Johanna von Neapel zum
Gatten auf eine Nacht gewählt, fällt aber vor der Brautnacht aus Versehen in
eine Art Brunnen, der mit dem Meer in Verbindung steht, und dazu dient, die
lästigen Liebhaber der Königin bei Seite zu bringen - Worauf der Reisende
auf seinem Krankenlager ans Fieberphantasien erwacht, welche durch die ihm appli-
cirten Sturzbäder in so wunderbare Richtung gekommen waren.


Grenzvoten. I. 1831. ^
Wilibald Alexis.

Der Zauberer Virgilius, ein Märchen aus der Gegenwart v. W. A. Berlin, Adolf
und Como. 1851.

Landschaftliche Eindrücke und historische Reminiscenzen, welche dnrch eine ita¬
lienische Reise in der Seele des Dichters lebendig wurden, sind phantastisch zu
einer märchenhaften Erzählung zusammengewoben:

Der Reisende ist am 1. April 1848 zu Neapel. Er nimmt am Felsenthor
der Piedigrotta, dort wo Virgils Grab liegt, einen zerlumpten Lazzaronibnrschen
Virgilio zum Führer. In der Grotte der knmäischen Sybille, welche beschrieben
wird, werfen habsüchtige Führer den Reisenden in das Wasseri, er erwacht in
einem Kahn, - den sein Lazzaronibnbe in die See steuert. Beschreibung der Land¬
schaft; der Lazzaroni unterhält ihn mit Anekdoten von Nero's Hof und verwan¬
delt sich allmälig in den alten Dichter Virgilius, nachdem die Reisenden auf der
Höhe des Cap Misenum eine singende Frauengestalt mit eiuer Lyra in der Hand
gesehen haben, welche Fanny Lewald ist. Virgil erzählt, wie er dazu gekommen,
im Mittelalter ein Zauberer u. s. w. zu werden. Aus Ischia plagt den Reisen¬
den ein bettelnder Einsiedler, auf Capri verwandelt sich ein anderer Einsiedler in
den Kaiser Tiberius und stürzt den Versasser wieder von der Klippe ins Wasser.
Arme Fischer sangen ihn auf, ein Fischermädchen führt ihn auf geheimen Wegen in
die blaue Grotte, sie und ihre Schwester verwandeln sich dort in Nereiden, Au¬
gust Kopisch erscheint als Neptun und läßt den verwegenen Lauscher wieder ius
Wasser werfen. Ein Delphin kommt ihm hülfreich unter die Beine und bringt
ihn nach Pästum u. f. w. Zuletzt reitet der Reisende auf Büffeln aus den
Sümpfen von Pästum, und wird von der Königin Johanna von Neapel zum
Gatten auf eine Nacht gewählt, fällt aber vor der Brautnacht aus Versehen in
eine Art Brunnen, der mit dem Meer in Verbindung steht, und dazu dient, die
lästigen Liebhaber der Königin bei Seite zu bringen - Worauf der Reisende
auf seinem Krankenlager ans Fieberphantasien erwacht, welche durch die ihm appli-
cirten Sturzbäder in so wunderbare Richtung gekommen waren.


Grenzvoten. I. 1831. ^
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[0413] Wilibald Alexis. Der Zauberer Virgilius, ein Märchen aus der Gegenwart v. W. A. Berlin, Adolf und Como. 1851. Landschaftliche Eindrücke und historische Reminiscenzen, welche dnrch eine ita¬ lienische Reise in der Seele des Dichters lebendig wurden, sind phantastisch zu einer märchenhaften Erzählung zusammengewoben: Der Reisende ist am 1. April 1848 zu Neapel. Er nimmt am Felsenthor der Piedigrotta, dort wo Virgils Grab liegt, einen zerlumpten Lazzaronibnrschen Virgilio zum Führer. In der Grotte der knmäischen Sybille, welche beschrieben wird, werfen habsüchtige Führer den Reisenden in das Wasseri, er erwacht in einem Kahn, - den sein Lazzaronibnbe in die See steuert. Beschreibung der Land¬ schaft; der Lazzaroni unterhält ihn mit Anekdoten von Nero's Hof und verwan¬ delt sich allmälig in den alten Dichter Virgilius, nachdem die Reisenden auf der Höhe des Cap Misenum eine singende Frauengestalt mit eiuer Lyra in der Hand gesehen haben, welche Fanny Lewald ist. Virgil erzählt, wie er dazu gekommen, im Mittelalter ein Zauberer u. s. w. zu werden. Aus Ischia plagt den Reisen¬ den ein bettelnder Einsiedler, auf Capri verwandelt sich ein anderer Einsiedler in den Kaiser Tiberius und stürzt den Versasser wieder von der Klippe ins Wasser. Arme Fischer sangen ihn auf, ein Fischermädchen führt ihn auf geheimen Wegen in die blaue Grotte, sie und ihre Schwester verwandeln sich dort in Nereiden, Au¬ gust Kopisch erscheint als Neptun und läßt den verwegenen Lauscher wieder ius Wasser werfen. Ein Delphin kommt ihm hülfreich unter die Beine und bringt ihn nach Pästum u. f. w. Zuletzt reitet der Reisende auf Büffeln aus den Sümpfen von Pästum, und wird von der Königin Johanna von Neapel zum Gatten auf eine Nacht gewählt, fällt aber vor der Brautnacht aus Versehen in eine Art Brunnen, der mit dem Meer in Verbindung steht, und dazu dient, die lästigen Liebhaber der Königin bei Seite zu bringen - Worauf der Reisende auf seinem Krankenlager ans Fieberphantasien erwacht, welche durch die ihm appli- cirten Sturzbäder in so wunderbare Richtung gekommen waren. Grenzvoten. I. 1831. ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/413>, abgerufen am 27.06.2024.