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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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rauschen und künstlerischen Zustände. Ihre politische Ansicht hat sie durch das
ihrem Freunde Constant entlehnte Motto allsgesprochen: La Jnvolution trän-
halse, vroäuito, Mi-ce^no nous avions trop Äo lumieres pour vivro sous 1'ardi-
tmirs, a Ä"vio 6o sei. routo, on'eeciue nous n'avions pas assex av lumieres
pour xrotiter av w liberto; doch ist sie in der Politik weder recht klar noch recht
taktfest -- man lese nnr alle die Klauseln S. 119: "In unserm engern Cirkel
fühlte man sich im Allgemeinen zum gemäßigten Liberalismus hingeneigt, und ob
man gleich eine in jeder Richtung höchst behagliche Stellung nicht durch politische
Störungen gefährdet wünschte, so freute man sich nicht minder mit jedem Siege
solcher Liberalen, denen ihre hervorragende Talente europäischen Ruf verschafften,
und die zugleich durch gefälligen Umgang den Kreis der Freunde mit geistiger
Würze belebten." -- Wahns mir den Pelz und mach mich nicht naß, komm lieber,
wenn Du interessant bist, in meine Theegesellschaften, heißt das in gutem Deutsch.
Bedeutender ist, was die Verfasserin in ausführlichen Schilderungen über Zustände
der Malerei und der Musik sagt, und einsichtige Kunstfreunde werden hier Genuß
und Belehrung finden. Die Geselligkeit hat sie in ihrer wechselvollen Erscheinung
studirt und weiß sie ansprechend zu schildern. Auch das romantische Element geht
nicht ganz leer aus, indem sich an die Besprechung des Endes der Herzogin von
Prasum, welche die Verfasserin, mit ihrer Erzieherin Henriette Mendelssohn befreundet,
früher viel gesehen, die Erzählung eines auf ähnlichen Verhältnissen beruhenden,
aber durch "Eine Abendunterhaltung in Paris 1847", in der uns der hellsehende
Alexis vorgeführt wird, nur lose mit dem sonstigen Inhalte des Buches ver¬
knüpften Rechts falls in Spanien anreiht, der, an sich nicht ohne Interesse, hier
doch einen zu breiten Raum einnimmt. Gewiß hätte die Verfasserin in dem reichen
Schatze ihrer Erinnerungen Vorrath genug gehabt, um auch diese Bogen mit
mehr homogenem Stoffe zu füllen: das Buch hätte dadurch bei aller Mannigfal¬
tigkeit im Einzelnen eine größere innere Einheit bewahrt. --

Der Schreibart wird man bei ihrer Frische und Lebendigkeit, die französische
Muster nicht verkennen lassen, es gern nachsehen, wenn sie hie und da auch durch
ungewöhnlichere Wendungen daran erinnert, daß der Verfasserin Frankreich zur
zweiten Heimath geworden.




Ausbreitung der Tagespresse in Gngland.

Amerikaner und Engländer sind von allen Völkern die, welche den meisten
politischen Sinn besitzen. Wir meinen damit das Gegentheil von der Theorie
und dem Jdealisiren, die Praxis, das Leben, die Nothwendigkeit jeden Tages.
Es ist eine Unmöglichkeit, die Angelegenheiten einer Welt, wo Alles unvollständig


rauschen und künstlerischen Zustände. Ihre politische Ansicht hat sie durch das
ihrem Freunde Constant entlehnte Motto allsgesprochen: La Jnvolution trän-
halse, vroäuito, Mi-ce^no nous avions trop Äo lumieres pour vivro sous 1'ardi-
tmirs, a Ä«vio 6o sei. routo, on'eeciue nous n'avions pas assex av lumieres
pour xrotiter av w liberto; doch ist sie in der Politik weder recht klar noch recht
taktfest — man lese nnr alle die Klauseln S. 119: „In unserm engern Cirkel
fühlte man sich im Allgemeinen zum gemäßigten Liberalismus hingeneigt, und ob
man gleich eine in jeder Richtung höchst behagliche Stellung nicht durch politische
Störungen gefährdet wünschte, so freute man sich nicht minder mit jedem Siege
solcher Liberalen, denen ihre hervorragende Talente europäischen Ruf verschafften,
und die zugleich durch gefälligen Umgang den Kreis der Freunde mit geistiger
Würze belebten." — Wahns mir den Pelz und mach mich nicht naß, komm lieber,
wenn Du interessant bist, in meine Theegesellschaften, heißt das in gutem Deutsch.
Bedeutender ist, was die Verfasserin in ausführlichen Schilderungen über Zustände
der Malerei und der Musik sagt, und einsichtige Kunstfreunde werden hier Genuß
und Belehrung finden. Die Geselligkeit hat sie in ihrer wechselvollen Erscheinung
studirt und weiß sie ansprechend zu schildern. Auch das romantische Element geht
nicht ganz leer aus, indem sich an die Besprechung des Endes der Herzogin von
Prasum, welche die Verfasserin, mit ihrer Erzieherin Henriette Mendelssohn befreundet,
früher viel gesehen, die Erzählung eines auf ähnlichen Verhältnissen beruhenden,
aber durch „Eine Abendunterhaltung in Paris 1847", in der uns der hellsehende
Alexis vorgeführt wird, nur lose mit dem sonstigen Inhalte des Buches ver¬
knüpften Rechts falls in Spanien anreiht, der, an sich nicht ohne Interesse, hier
doch einen zu breiten Raum einnimmt. Gewiß hätte die Verfasserin in dem reichen
Schatze ihrer Erinnerungen Vorrath genug gehabt, um auch diese Bogen mit
mehr homogenem Stoffe zu füllen: das Buch hätte dadurch bei aller Mannigfal¬
tigkeit im Einzelnen eine größere innere Einheit bewahrt. —

Der Schreibart wird man bei ihrer Frische und Lebendigkeit, die französische
Muster nicht verkennen lassen, es gern nachsehen, wenn sie hie und da auch durch
ungewöhnlichere Wendungen daran erinnert, daß der Verfasserin Frankreich zur
zweiten Heimath geworden.




Ausbreitung der Tagespresse in Gngland.

Amerikaner und Engländer sind von allen Völkern die, welche den meisten
politischen Sinn besitzen. Wir meinen damit das Gegentheil von der Theorie
und dem Jdealisiren, die Praxis, das Leben, die Nothwendigkeit jeden Tages.
Es ist eine Unmöglichkeit, die Angelegenheiten einer Welt, wo Alles unvollständig


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[0234] rauschen und künstlerischen Zustände. Ihre politische Ansicht hat sie durch das ihrem Freunde Constant entlehnte Motto allsgesprochen: La Jnvolution trän- halse, vroäuito, Mi-ce^no nous avions trop Äo lumieres pour vivro sous 1'ardi- tmirs, a Ä«vio 6o sei. routo, on'eeciue nous n'avions pas assex av lumieres pour xrotiter av w liberto; doch ist sie in der Politik weder recht klar noch recht taktfest — man lese nnr alle die Klauseln S. 119: „In unserm engern Cirkel fühlte man sich im Allgemeinen zum gemäßigten Liberalismus hingeneigt, und ob man gleich eine in jeder Richtung höchst behagliche Stellung nicht durch politische Störungen gefährdet wünschte, so freute man sich nicht minder mit jedem Siege solcher Liberalen, denen ihre hervorragende Talente europäischen Ruf verschafften, und die zugleich durch gefälligen Umgang den Kreis der Freunde mit geistiger Würze belebten." — Wahns mir den Pelz und mach mich nicht naß, komm lieber, wenn Du interessant bist, in meine Theegesellschaften, heißt das in gutem Deutsch. Bedeutender ist, was die Verfasserin in ausführlichen Schilderungen über Zustände der Malerei und der Musik sagt, und einsichtige Kunstfreunde werden hier Genuß und Belehrung finden. Die Geselligkeit hat sie in ihrer wechselvollen Erscheinung studirt und weiß sie ansprechend zu schildern. Auch das romantische Element geht nicht ganz leer aus, indem sich an die Besprechung des Endes der Herzogin von Prasum, welche die Verfasserin, mit ihrer Erzieherin Henriette Mendelssohn befreundet, früher viel gesehen, die Erzählung eines auf ähnlichen Verhältnissen beruhenden, aber durch „Eine Abendunterhaltung in Paris 1847", in der uns der hellsehende Alexis vorgeführt wird, nur lose mit dem sonstigen Inhalte des Buches ver¬ knüpften Rechts falls in Spanien anreiht, der, an sich nicht ohne Interesse, hier doch einen zu breiten Raum einnimmt. Gewiß hätte die Verfasserin in dem reichen Schatze ihrer Erinnerungen Vorrath genug gehabt, um auch diese Bogen mit mehr homogenem Stoffe zu füllen: das Buch hätte dadurch bei aller Mannigfal¬ tigkeit im Einzelnen eine größere innere Einheit bewahrt. — Der Schreibart wird man bei ihrer Frische und Lebendigkeit, die französische Muster nicht verkennen lassen, es gern nachsehen, wenn sie hie und da auch durch ungewöhnlichere Wendungen daran erinnert, daß der Verfasserin Frankreich zur zweiten Heimath geworden. Ausbreitung der Tagespresse in Gngland. Amerikaner und Engländer sind von allen Völkern die, welche den meisten politischen Sinn besitzen. Wir meinen damit das Gegentheil von der Theorie und dem Jdealisiren, die Praxis, das Leben, die Nothwendigkeit jeden Tages. Es ist eine Unmöglichkeit, die Angelegenheiten einer Welt, wo Alles unvollständig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/234>, abgerufen am 27.06.2024.