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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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die Lebensfähigkeit absprechen wollen, indem man sagte, wer Möbel kaufen wolle,
gehe in ein Möbelmagazin, wer Gold- und Silbersachen kaufen wolle, zum Ju¬
welier u. s. w., eine Zusammenstellung so vieler verschiedenartiger Erzeugnisse sei
daher recht schön, aber wenig praktisch. Mir scheint jedoch diese Centralisation,
wenn sie, wie es hier geschieht, zugleich eine Garantie für Solidität der Arbeit
bietet^ einem sehr praktischen Bedürfniß entgegenzukommen. Für verschiedenartige
Einkäufe bei Einrichtung von Wohnungen und dergleichen bietet sie dem Publi-
cum eine wesentliche Erleichterung. Wer ein Geschenk machen will, ohne zu
wissen was, fühlt sich sehr in seiner Wahl beschränkt, wenn er zehn Läden durch¬
mustern soll, um vielleicht im letzten Etwas zu finden, das seinem Wunsche ent¬
spricht. Die Gewerbehalle öffnet sich dem Besucher, wie dem Käufer, die Wahl
ist frei, unbeschränkt, der feste Preis überall Jedem lesbar angegeben, eine
Durchwanderung an sich in'hohem Grade interessant, und das Local ganz beson¬
ders für den Fremden, der Berlin besucht, eben'so sehenswerth als bequem.
nette und zierliche Kleinigkeiten findet man in reichster Auswahl.

Die Gewerbehalle Hat auch schon für den Export heimischer Gewerbserzeug-
nisse einleitende Schritte gethan, sich mit Londoner Handlungshäusern in Verbin¬
dung gesetzt, Bestellungen ans England, Kopenhagen, Stockholm und selbst aus
Nordamerika entgegengenommen. Es ist zu wünsche", das der Deutsche Handel
sich die Gelegenheit nicht entgehen lasse, und daß der Staat die Wichtigkeit des
Instituts begreife, daß er namentlich-Unternehmungen desselben im Verkehr mit
A. G. dem Auslande unterstütze.




Cin neues Gemälde von Paul Delaroche.

Der Napoleon von Paul Delaroche ist das bedeutendste Gemälde aus der
neuen Französischen Schule, welches in Dentschland bekannt geworden ist, und
es besitzt auch Eigenschaften genug, um uns wenigstens einigermaßen die Richtung
' zu versinnlichen, die sich dort in der bildenden Kunst mit derselben Energie, aber
mit größerm Erfolg geltend macht, als in der Musik und Poesie. So eben hat
der berühmte Künstler ein neues Gemälde vollendet, welches in den Besitz des Hauses
Goupil übergegangen ist, und bald durch einen Kupferstich vervielfältigt werden
wird. Der Gegenstand desselben ist die Königin Marie Antoinette aus ihrem
Hinausgange vom Gericht, das ihr das Todesurtheil gesprochen hat. Man führt
sie eben vom Tribunal ins Gefängniß, das sie nicht eher verlassen soll, als auf
ihrem Gang zum Schaffst. , ,

Die Conception zu dem Bilde war bereits vor der Revolution gesaßt, im
Jahre 1847. Die Anregung hatte Lamartine's "Geschichte der Girondisten" ge-


die Lebensfähigkeit absprechen wollen, indem man sagte, wer Möbel kaufen wolle,
gehe in ein Möbelmagazin, wer Gold- und Silbersachen kaufen wolle, zum Ju¬
welier u. s. w., eine Zusammenstellung so vieler verschiedenartiger Erzeugnisse sei
daher recht schön, aber wenig praktisch. Mir scheint jedoch diese Centralisation,
wenn sie, wie es hier geschieht, zugleich eine Garantie für Solidität der Arbeit
bietet^ einem sehr praktischen Bedürfniß entgegenzukommen. Für verschiedenartige
Einkäufe bei Einrichtung von Wohnungen und dergleichen bietet sie dem Publi-
cum eine wesentliche Erleichterung. Wer ein Geschenk machen will, ohne zu
wissen was, fühlt sich sehr in seiner Wahl beschränkt, wenn er zehn Läden durch¬
mustern soll, um vielleicht im letzten Etwas zu finden, das seinem Wunsche ent¬
spricht. Die Gewerbehalle öffnet sich dem Besucher, wie dem Käufer, die Wahl
ist frei, unbeschränkt, der feste Preis überall Jedem lesbar angegeben, eine
Durchwanderung an sich in'hohem Grade interessant, und das Local ganz beson¬
ders für den Fremden, der Berlin besucht, eben'so sehenswerth als bequem.
nette und zierliche Kleinigkeiten findet man in reichster Auswahl.

Die Gewerbehalle Hat auch schon für den Export heimischer Gewerbserzeug-
nisse einleitende Schritte gethan, sich mit Londoner Handlungshäusern in Verbin¬
dung gesetzt, Bestellungen ans England, Kopenhagen, Stockholm und selbst aus
Nordamerika entgegengenommen. Es ist zu wünsche», das der Deutsche Handel
sich die Gelegenheit nicht entgehen lasse, und daß der Staat die Wichtigkeit des
Instituts begreife, daß er namentlich-Unternehmungen desselben im Verkehr mit
A. G. dem Auslande unterstütze.




Cin neues Gemälde von Paul Delaroche.

Der Napoleon von Paul Delaroche ist das bedeutendste Gemälde aus der
neuen Französischen Schule, welches in Dentschland bekannt geworden ist, und
es besitzt auch Eigenschaften genug, um uns wenigstens einigermaßen die Richtung
' zu versinnlichen, die sich dort in der bildenden Kunst mit derselben Energie, aber
mit größerm Erfolg geltend macht, als in der Musik und Poesie. So eben hat
der berühmte Künstler ein neues Gemälde vollendet, welches in den Besitz des Hauses
Goupil übergegangen ist, und bald durch einen Kupferstich vervielfältigt werden
wird. Der Gegenstand desselben ist die Königin Marie Antoinette aus ihrem
Hinausgange vom Gericht, das ihr das Todesurtheil gesprochen hat. Man führt
sie eben vom Tribunal ins Gefängniß, das sie nicht eher verlassen soll, als auf
ihrem Gang zum Schaffst. , ,

Die Conception zu dem Bilde war bereits vor der Revolution gesaßt, im
Jahre 1847. Die Anregung hatte Lamartine's „Geschichte der Girondisten" ge-


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[0298] die Lebensfähigkeit absprechen wollen, indem man sagte, wer Möbel kaufen wolle, gehe in ein Möbelmagazin, wer Gold- und Silbersachen kaufen wolle, zum Ju¬ welier u. s. w., eine Zusammenstellung so vieler verschiedenartiger Erzeugnisse sei daher recht schön, aber wenig praktisch. Mir scheint jedoch diese Centralisation, wenn sie, wie es hier geschieht, zugleich eine Garantie für Solidität der Arbeit bietet^ einem sehr praktischen Bedürfniß entgegenzukommen. Für verschiedenartige Einkäufe bei Einrichtung von Wohnungen und dergleichen bietet sie dem Publi- cum eine wesentliche Erleichterung. Wer ein Geschenk machen will, ohne zu wissen was, fühlt sich sehr in seiner Wahl beschränkt, wenn er zehn Läden durch¬ mustern soll, um vielleicht im letzten Etwas zu finden, das seinem Wunsche ent¬ spricht. Die Gewerbehalle öffnet sich dem Besucher, wie dem Käufer, die Wahl ist frei, unbeschränkt, der feste Preis überall Jedem lesbar angegeben, eine Durchwanderung an sich in'hohem Grade interessant, und das Local ganz beson¬ ders für den Fremden, der Berlin besucht, eben'so sehenswerth als bequem. nette und zierliche Kleinigkeiten findet man in reichster Auswahl. Die Gewerbehalle Hat auch schon für den Export heimischer Gewerbserzeug- nisse einleitende Schritte gethan, sich mit Londoner Handlungshäusern in Verbin¬ dung gesetzt, Bestellungen ans England, Kopenhagen, Stockholm und selbst aus Nordamerika entgegengenommen. Es ist zu wünsche», das der Deutsche Handel sich die Gelegenheit nicht entgehen lasse, und daß der Staat die Wichtigkeit des Instituts begreife, daß er namentlich-Unternehmungen desselben im Verkehr mit A. G. dem Auslande unterstütze. Cin neues Gemälde von Paul Delaroche. Der Napoleon von Paul Delaroche ist das bedeutendste Gemälde aus der neuen Französischen Schule, welches in Dentschland bekannt geworden ist, und es besitzt auch Eigenschaften genug, um uns wenigstens einigermaßen die Richtung ' zu versinnlichen, die sich dort in der bildenden Kunst mit derselben Energie, aber mit größerm Erfolg geltend macht, als in der Musik und Poesie. So eben hat der berühmte Künstler ein neues Gemälde vollendet, welches in den Besitz des Hauses Goupil übergegangen ist, und bald durch einen Kupferstich vervielfältigt werden wird. Der Gegenstand desselben ist die Königin Marie Antoinette aus ihrem Hinausgange vom Gericht, das ihr das Todesurtheil gesprochen hat. Man führt sie eben vom Tribunal ins Gefängniß, das sie nicht eher verlassen soll, als auf ihrem Gang zum Schaffst. , , Die Conception zu dem Bilde war bereits vor der Revolution gesaßt, im Jahre 1847. Die Anregung hatte Lamartine's „Geschichte der Girondisten" ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/298>, abgerufen am 27.06.2024.